Wo Putin an seinem "russischen Imperium" baut
Putins Traum von der Wiedergeburt der russischen Weltmacht ist längst keine unrealistische Wunschvorstellung mehr: Der Kremlchef hat sich von Osteuropa über Afrika bis nach Lateinamerika bereits wirtschaftlichen und politischen Einfluss gesichert.
Donezk und Lugansk sind nicht die einzigen von Russland unterstützten Separatistengebiete in Osteuropa: Auch für die abtrünnigen Regionen Abchasien und Südossetien in Georgien und Transnistrien in Moldau fungiert Russland als Patron, sichert das wirtschaftliche und militärische Überleben der De-facto-Staaten. Die Gebiete sind seit Ausbruch der Sezessionskriege nach dem Zerfall der Sowjetunion international isoliert, Landstriche liegen in Trümmern, die Wirtschaft leidet unter Korruption und Vetternwirtschaft; jener Teil der Bevölkerung, der sich nicht Russland zugehörig fühlt, hat der Heimat längst den Rücken gekehrt.
Während Abchasien und Südossetien von Russland und dessen Verbündeten Nicaragua, Venezuela und Syrien anerkannt werden, wartet Transnistrien noch darauf. Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine fürchten sich Georgien und Moldau vor einem ähnlichen Angriff und beantragten die EU-Mitgliedschaft. Experten halten eine russische Invasion trotz der in den Separatistengebieten stationierten russischen "Friedenstruppen" aber für unrealistisch: Georgien habe nicht dieselbe Relevanz für Europa wie die Ukraine, und Moldau sei viel zu weit vom russischen Kernland entfernt; russische Luftstreitkräfte müssten ukrainisches oder NATO-Territorium überfliegen, und an einer weiteren Exklave habe Moskau kaum Interesse. Es sei denn, es wird eine Landbrücke vom Donbass über Odessa bis Transnistrien geschlagen.
Während eine EU-Integration für Moldau und Georgien in weiter Ferne liegt, ist sie für Serbien, das seit 2012 Beitrittskandidat ist, durchaus real. Dabei gilt das Land als engster Verbündeter Russlands in Europa. Als Grund dafür wird häufig die sogenannte slawische Brüderschaft und die gemeinsame christlich-orthodoxe Konfession genannt. Noch mehr schweißt die beiden Länder aber das Grundmisstrauen gegenüber dem Westen zusammen: Das Bündnis reicht von der Allianz in den beiden Weltkriegen bis zum Argwohn gegenüber der NATO seit dem Bombardement Serbiens im Kosovokrieg 1999. Russland unterstützt Serbiens Nichtanerkennung des Kosovo, gleichzeitig bindet man das Land mit russischem Öl und Gas an sich.
Auch Bosnien-Herzegowinas Republika Srpska gilt als Einflussgebiet Russlands: Die Sezessionsbestrebungen der Teilrepublik, die mehrheitlich von serbischen Bosniern bewohnt wird, werden offen von Russland unterstützt.
Neben treuen Verbündeten der Ex-Sowjetunion (Belarus, Kasachstan, Turkmenistan, Usbekistan, Armenien, Aserbaidschan, Kirgisistan) reicht Putins Arm mittlerweile bis nach Afrika über Syrien und Eritrea bis nach Mali. Dort bietet Russland eine attraktive Alternative zu den Mächten des Westens: Investitionen im Energie-, Technologiesektor und im Bergbau sowie militärische Unterstützung werden nicht an Demokratisierung- und Modernisierungsbedingungen geknüpft. Selbiges gilt für Lateinamerika von Venezuela über Nicaragua bis nach Kuba, mit denen Russlands strategische Partnerschaft bis in die Zeit des Kalten Krieges zurückreicht und sich bis heute gehalten hat.
Gleich, ob auf postsowjetischem Territorium oder am anderen Ende der Welt, Russland geht es scheinbar immer um dasselbe Ziel: den Ausbau des eigenen Einflusses und die Destabilisierung und Zurückdrängung des Westens.
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