Wer ist Naftali Bennett, der Netanjahu nachfolgen wird?
„Premierminister Naftali Bennett“ – starten Israels Nachrichten mit diesen Worten, ist das nach 12 (mit erster Amtszeit sogar 15) Jahren Benjamin Netanjahu für viele Israelis eine historische Wende.
In einer Demokratie sollte so ein Postenwechsel eigentlich Routine sein. Naftali Bennett wiederum ist kein Routine-Mensch. In seinen 49 Jahren hat er viel geschafft: Geboren in Israel, aufgewachsen in den USA und zurück. Sein Militärdienst endete mit Major-Rang in einer Elite-Einheit. Mit Startups wurde er nach wenigen Jahren Selfmade-Millionär. Seine politische Karriere startete als Staatssekretär und Vertrauter Netanjahus. Jetzt ist er dessen schärfster Kritiker von Rechts – und Premier.
Kein Etikett passt
Als Begleitmusik könnte Frank Sinatra laufen: I did it my way… Denn wer genauer hinschaut, hat Probleme, Bennett einzuordnen: Im Archiv will kein Etikett so richtig passen. Er passt in keine Schublade.
Ja, er ist „religiös-national“. Da war aber auch die Studentenzeit, in der keine Kippa auf seinem Kopf Frömmigkeit demonstrierte. Seine Frau kommt aus säkularem Hause. Selbst als Siedlersprecher zog er nicht in die besetzten Gebiete um. Auch heute lebt er in einem Nobel-Vorort Tel Avivs.
In 14 Jahren führte ihn sein Weg durch 5 verschiedene Parteien. Von einer schnellen Wahl zur anderen konnte er als Kurzzeitminister in den Ministerien für Wirtschaft, Religion, Diaspora, Verteidigung und Erziehung nur schmale Spuren hinterlassen. Einige unumstritten gut, andere umstrittener. Mit seiner Eigengründung „Die Israelis“ schaffte er die Mindesthürde nicht.
Sein jetziges Rechtsbündnis „Yamina“ kam auf nur 7 Mandate und ist in der neuen Koalition nur drittgrößte Partei. Aber Naftali Bennett wird Premierminister. Bis zur Rotation in zwei Jahren mit dem Linksliberalen Jair Lapid. Hängt doch von Bennetts Stimmen diese Koalition ab.
Er setzte sich durch, die Kompromisse machten die anderen. Dieses Durchsetzungsvermögen ist jetzt gefragt. Er muss Ordnung ins Chaos bringen, dass Netanjahu hinterlässt. Ohne große Sprünge, aber mit sicheren Schritten.
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