Ihre Motive: „Sie brauchen unsere Hilfe“, sagt Olav Nese, „wenn wir nicht helfen, wer macht es dann?“ Andere kämpfen „für die Freiheit“, zum „Schutz für Frauen und Kinder“, gegen die „russischen Eindringling“ oder schlicht aus Abenteurertum.
Doch so motiviert sie sein mögen – Kampferfahrung oder militärische Ausbildung haben die wenigsten der nun in die Ukraine ziehenden ausländischen Kämpfer. In der momentanen Lage, so warnen Militärexperten, drohen die Freiwilligen als „Kanonenfutter“ zu enden.Ihre „Internationale Legion“ ist kein Teil der regulären ukrainischen Armee, sie kennt weder deren Taktik noch Vorgehensweise. Und nicht zuletzt Sprachprobleme machen den freiwilligen Kämpfern das (Über-)Leben schwer: Amerikaner, Kanadier und Briten sind angereist, Franzosen, Belgier, Kroaten, Finnen, Dänen, Norweger, Letten und sogar Japaner. Ukrainisch sprechen die allerwenigsten von ihnen.
„Ausländische Kämpfer sind erst nützlicher, wenn die Ukraine in einen Guerillakrieg übergeht“, meint der amerikanische Terrorismusexperte und Historiker Daniel Byman. „Erst dann ist ihre Entschlossenheit wichtig und ihre begrenzte Feuerkraft weniger von Nachteil.“
Milde werde es für die ausländischen Kämpfer jedenfalls nicht geben, heißt es aus Russlands Verteidigungsministerium. Die „Söldner des Westens“ würden nicht den Status von Kriegsgefangenen erhalten, sondern „als Kriminelle“ behandelt.
Österreicher, die für die Ukraine in den Krieg ziehen, müssten mit massiven Konsequenzen rechnen: Ihnen könnte die Staatsbürgerschaft entzogen werden.
Doch einen Automatismus dafür gebe es nicht, sagt der Völkerrechtsexperte Andreas Müller (Uni Innsbruck). „Schließt sich ein Österreicher einer fremden Armee an oder nimmt in einer organisierten Gruppe an Kampfhandlungen im Ausland teil, ist der Person die Staatsbürgerschaft zu entziehen.
Dabei sind jedoch zwei Vorbehalte zu beachten, die je nach Lage des Einzelfalls zu einem anderen Ergebnis führen können: Staatenlosigkeit soll verhindert werden“, schildert Müller, „und es gibt auch europarechtliche Grenzen, weil mit dem Verlust der österreichischen Staatsbürgerschaft oft der Verlust der Unionsbürgerschaft einhergeht.“ Dass Österreich hier strenger agiere als andere Länder habe „mit unserer Vorstellung von Loyalität zum eigenen Staat zu tun“, sagt der Völkerrechtler zum KURIER, „und Österreich ist hier eher anspruchsvoll.“
Ausländische Kämpfer, die im Osten der Ukraine gegen Russen losschlagen, gibt es bereits seit 2014. Bataillone wie das paramilitärische Azov-Regiment genießen einen äußert schlechten Ruf. Zulauf erhielt das Regiment vor allem von Ultranationalisten, Neonazis und Rechtsextremen.
Überhaupt seien ausländische Kämpfer „oft gar nicht gut für jene Bevölkerung, die sie vorgeblich beschützen wollen“, schreibt Historiker Byman: Studien hätten bewiesen, „dass die Gewalt gegen Zivilisten überall massiv zunimmt, wo ausländische Kämpfer eingesetzt sind.“
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