Ebenso undurchsichtig wie das Engagement der Wagner-Gruppe im Ausland zumeist verlief, ist ihre Zukunft. Jewgeni Prigoschin – Chef der Truppe und Hauptakteur des Putschversuchs – hat sich am Samstag im Zuge eines von Belarus vermittelten Deals in das Nachbarland abgesetzt.
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Am Montag meldete sich der Oligarch mit einer Audiobotschaft – ohne seinen Aufenthaltsort zu nennen. Er habe nicht vorgehabt, die Regierung zu stürzen, sagte er.
Experten halten es für unwahrscheinlich, dass Prigoschin nun sorgenfrei leben kann. Präsident Wladimir Putin, der seinen Ex-Vertrauten als Verräter betrachte, habe Gegner schon für weitaus geringere Vergehen inhaftieren oder töten lassen, sagte der Politologe Ian Bremmer zu CNBC.
Prigoschin sei ein "Dead man walking".
Offiziell wurde Prigoschin und den anderen Teilnehmern des Aufstands Straffreiheit zugesagt. Allerdings ermittelte der Inlandsgeheimdienst FSB Berichten zufolge weiter gegen Prigoschin.
Militäranalyst Walter Feichtinger hält es für möglich, dass die Justiz eine Anklage wegen Korruption gegen den Wagner-Chef basteln könnte: Bei einer Razzia in Sankt Petersburg wurden in einer Niederlassung der Privatarmee angeblich Rubel im Wert von 40 Millionen Euro sichergestellt.
Ganz auf die Wagner-Gruppe verzichten kann der Kreml laut Experten aber kaum, zumal mit Blick auf Afrika. Russland werde sein Engagement in Mali und der Zentralafrikanischen Republik aufrecht erhalten, wo einige Hundert Militärs aktiv seien, sagte Außenminister Sergej Lawrow am Montag. Und er räumte ein, dass in den beiden Ländern vor allem Wagner-Mitglieder aktiv seien.
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Söldner, die sich an der Rebellion nicht beteiligten, sollen nun in die reguläre Armee eingegliedert werden. Der Schritt, den Prigoschin stets ablehnte und der auch die übrigen Privatarmeen betreffen soll, wurde schon seit Monaten diskutiert.
Ob der Plan aufgeht, ist aber offen. Viele der laut Prigoschin 25.000 Söldner fühlten sich nicht dem Staat, sondern dem Wagner-Chef persönlich verpflichtet, sagte ein Ex-Befehlshaber dem Guardian. Es sei unwahrscheinlich, dass sie sich der Armee anschließen würden.
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