Wagner-Chef zieht seine Truppen aus Bachmut ab

Wagner-Chef zieht seine Truppen aus Bachmut ab
Jewgeni Prigoschin zeigt sich vor Dutzenden getöteten Söldnern und ist außer sich.

Nach massiver Kritik an der russischen Führung veröffentlichte Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin eine Erklärung, in der er ankündigt, bis 10. Mai alle Wagner-Einheiten aus Bachmut abzuziehen: „Ich erkläre im Namen der Kämpfer der Wagner PMC, im Namen des Kommando des Wagner PMC, dass wir am 10. Mai 2023 gezwungen sind die Stellungen in Bachmut an die Einheiten des Verteidigungsministeriums zu übergeben. Ich ziehe die Einheiten ab, weil sie ohne Munition zu einem sinnlosen Tod verdammt sind", schrieb er auf seinem Telegram-Kanal.

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Zuvor hatte er ein Video veröffentlicht, in dem er vor Wut schäumte: „Ihr Abschaum sitzt da in euren teuren Clubs, eure Kinder machen sich ein feines Leben und nehmen ihre kleinen YouTube-Videos auf! Diese Männer kamen als Freiwillige hierher, und sie sterben, damit ihr in euren Büros aus reichem Mahagoni fett werden könnt“, schrie er in die Kamera. Hinter ihm liegen Dutzende blutverschmierte Leichen von Wagner-Söldnern, die laut Prigoschin alle am Donnerstag bei Kämpfen um Bachmut ums Leben kamen.

Laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax wollte sich der Kreml nicht zum Video äußern. 

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In den Augen des Wagner-Chefs liegt die Schuld daran beim russischen Verteidigungsminister Sergey Schoigu und dem ranghöchsten General des Landes, Generalstabschef Walery Gerasimov – sowie bei den „bürokratischen Eliten“ Russlands.

Zehntausende Tote

Es ist die bisher direkteste Herausforderung des Söldnerchefs an seine Feinde im russischen Generalstab. 70 Prozent des Munitionsbedarfs seiner Söldnertruppe würden von Moskau nicht gedeckt – erst  Anfang der Woche forderte Prigoschin 300 Tonnen Artilleriemunition (etwa 6.400 Schuss) pro Tag, um die letzten Gebiete der ukrainischen Stadt einnehmen zu können.

Warum Bachmut noch nicht gefallen ist

Zehnttausende sollen bereits im Kampf um Bachmut auf beiden Seiten gestorben sein. „Das sind die verdammten Väter von jemandem. Jemandes Söhne. Und dieser Abschaum, der [uns] die Munition nicht gibt, wird seine verdammten Eingeweide in der Hölle fressen“, poltert Prigoschin.

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Dazu bekommt Prigoschin Konkurrenz: Gazprom-Chef Aleksej Miller – er ist mit Putin aus St. Petersburger Zeiten befreundet und arrangierte sich in den 1990ern als Hafen-Chef für ihn mit der lokalen Mafia – stellt im Auftrag des Kreml nämlich eine neue Privatarmee auf. Die rechtliche Grundlage dafür wurde schon geschaffen, seit März werden Söldner angeworben – sie sind seit Kurzem auch an der Front in der Ostukraine, wie neue Videos belegen.

Wenig Wunder also, dass Prigoschin auch öffentlich gegen die Konkurrenz aus dem Hause Gazprom austeilt: In einem Interview wetterte er über die Unzuverlässigkeit der „angeblichen Verstärkung“ von zu Hause. Die hätten „mit Wagner-Blut eroberte Stellungen“ in Bachmut aufgegeben und sei einfach feig geflohen.

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