Nicht in die Ukraine: Wohin 2022 die meisten Waffen geliefert wurden
Waffengüter im Wert von 3,3 Milliarden US-Dollar erreichten im vergangenen Jahr ein Land mit einer Fläche kleiner als die Steiermark: Das Emirat Katar war 2022 der weltgrößte Waffenimporteur, liegt im Zeitraum der vergangenen fünf Jahre auf Rang 3. 36 Kampfflugzeuge aus Frankreich, 36 aus den USA und acht aus dem Vereinigten Königreich sowie drei Fregatten aus Italien schaffte das Land an, um sein Militär aufzurüsten. Vor allem die - mittlerweile beigelegte - Bedrohung durch Saudi-Arabien veranlasste das Land, massiv in seine Verteidigung zu investieren.
102 Milliarden US-Dollar für Waffen und Waffensysteme haben allein die größten 20 Waffenimporteure der Welt zwischen 2018 und 2022 ausgegeben – das geht aus dem Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts (SIPRI) hervor.
Asien größter Käufer
Insgesamt wurden in diesem Zeitraum Güter im Wert von 138 Milliarden Dollar importiert – das sind um sieben Milliarden weniger als noch 2013-2017. Knapp 45 Milliarden entfallen auf asiatische Staaten, 31 auf Staaten aus Nahost. Zu den 20 größten Waffenimporteuren gehören mit Großbritannien, der Ukraine, Norwegen und den Niederlanden vier europäische Länder (11,25 Milliarden).
16 Prozent der weltweiten Waffenexporte kaufte Europa zwischen 2018 und 2022, während es in Asien 41 Prozent sind. Der Nahe Osten importiert 31 Prozent. Die Ukraine erhielt im vergangenen Jahr Waffen im Wert von 2,6 Milliarden Dollar, was das Land zum drittgrößten Waffenempfänger machte. Davor liegen Indien (2,8) und Katar mit 3,3 Milliarden. Interessanter Aspekt: Auch wenn die europäischen Waffenimporte im Vergleich zum Zeitraum 2013 bis 2017 um 47 Prozent zugenommen haben, macht das Gesamtvolumen der EU-Länder in den „Top 50“ der Waffenimporteure lediglich neun Milliarden US-Dollar aus. Zehn EU-Staaten finden sich in dieser Liste.
F-35-Ankauf
Ein Blick auf das Jahr 2022 zeigt, dass der russische Angriffskrieg auf die Ukraine sich noch nicht auf gesteigerte europäische Waffenimporte auswirkt – die Bestellung und der Ankauf von Waffen benötigt Zeit. Im vergangenen Jahr fanden sich die Ukraine (3.) Norwegen (8.), Großbritannien (12.) die Niederlande (15.) und Griechenland (18.) unter den größten zwanzig Waffenimporteuren.
Eher ist der Anstieg in Europa auf die Trump-Zeit zurückzuführen, als immer mehr NATO-Staaten beschlossen ihre Budgets zu erhöhen, um im Ernstfall selbst verteidigungsfähiger zu werden. Der Anstieg bei den Niederlanden, die zwischen 2018 und 2022 Waffen und Waffensysteme im Wert von 2,5 Milliarden Dollar importierten, ist auf die Beschaffung von F-35-Kampfjets zurückzuführen. Bis zu 46 dieser Flugzeuge will das Land kaufen – die Ausgaben für die Luftstreitkräfte – und damit zu einem großen Teil für die F-35 – beliefen sich auf 2,2 Milliarden Dollar zwischen 2018 und 2022.
Nach den Niederlanden ist Polen mit 1,1 Milliarden der zweitgrößte EU-Importeur. Im vergangenen Juli bestellte Warschau etwa 1.000 Kampfpanzer K2 (Black Panther) aus Südkorea, wovon 180 bis 2025 bereits ankommen dürften. Hinzu kommen aus gleicher Herkunft 672 Panzerhaubitzen K9. Auch bei Österreich dürfte sich in den kommenden Jahren in puncto Waffenimporte mehr tun: Noch dürften die 870 Millionen Euro für die 36 AW-169-Mehrzweckhubschrauber nicht ausgewiesen sein – in den vergangenen vier Jahren importierte Österreich Kriegsgüter um 74 Millionen Dollar.
Keine „Zeitenwende“
Zum Vergleich: Deutschland gab zwischen 2018 und 2022 478 Millionen Dollar für Waffengüter aus. Blickt man allein auf das vergangene Jahr, war auch dort nicht viel von einer „Zeitenwende“ zu sehen: Mit 182 Millionen Dollar findet sich Deutschland auf Platz 34 der weltweiten Waffenkäufer.
Im Bereich der Waffenexporte sind die USA der uneingeschränkte Marktführer: Der Anteil der Vereinigten Staaten an den weltweiten Waffenexporten stieg im Untersuchungszeitraum 2018 bis 2022 von 33 auf 40 Prozent – in absoluten Zahlen auf 55,5 Milliarden Dollar.
Die Ausfuhren des zweitgrößten Waffenexportlandes Russland (22,3 Milliarden) sanken unterdessen von 22 auf 16 Prozent der weltweiten Exporte. Grund dafür ist, dass Russland der Versorgung der eigenen Streitkräfte Vorrang einräumt. Aufgrund der Sanktionen gegen Russland und des Drucks der USA und ihrer Verbündeten dürfte die Nachfrage anderer Staaten nach russischen Waffen auch weiter gering bleiben, heißt es im SIPRI-Bericht. Dennoch brisant: In Subsahara-Afrika hat Russland China als größter Waffenlieferant überholt. Vor allem in Mali und seinen Nachbarländern baut Moskau derzeit seine Einflusssphäre massiv aus.
An dritter Stelle der größten Exportländer von Kriegsgerät liegt Frankreich, das seinen Anteil an den weltweiten Waffenausfuhren in den Jahren 2018 bis 2022 gegenüber den fünf Vorjahren von 7,1 auf elf Prozent, beziehungsweise 14,8 Milliarden Dollar erhöhte. Wieder einmal machen hier Kampfjets einen großen Teil daran aus: 80 Rafale-Kampfjets verkauft Frankreich alleine an die Vereinigten Arabischen Emirate. Kostenpunkt: Insgesamt 18 Milliarden US-Dollar. Von den 14,8 Milliarden zwischen 2018 und 2022 entfallen 8,7 in den Bereich „Militärische Flugzeuge“. Der größte Abnehmer französischer Waffen ist mit einem Drittel allerdings Indien, das in den vergangenen vier Jahren 15,4 Milliarden Dollar an Waffen importiert hat.
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