Vorsichtiges Aufatmen nach Impferfolg in Großbritannien
Das seit Dezember laufende flotte Corona-Impfprogramm in Großbritannien, das bis Mittwoch fast 16 Millionen Erst-Immunisierungen verzeichnet hat, scheint Wirkung zu zeigen. Experten haben in den letzten Tagen Hinweise auf positive Effekte vermerkt.
So sind laut einer Datenanalyse der britischen Zeitung The Guardian im größten Landesteil Englands Corona-Todesfälle unter 80-Jährigen seit 24. Jänner, als ein geschätztes Drittel der Altersgruppe dank erstem Pieks zumindest Teilschutz hatte, um 62 Prozent gesunken, deutlicher als in anderen Altersgruppen, die nicht ganz oben auf der Impf-Prioritätsliste rangieren.
Entspannung in Pflegeheimen
Cambridge-Experte David Spiegelhalter nannte die deutlichen Unterschiede ein Signal dafür, dass hier nicht nur der dritte Lockdown, sondern auch das Vakzin mitspiele. Er deutete sogar auf eine mögliche breitere Wirkung hin. "Todesfälle bei den Über-70-Jährigen sinken jetzt schneller als in jüngeren Altersgruppen, was wahrscheinlich durch Impfungen beeinflusst wird", erklärte er. Außerdem seien Corona-Ausbrüche in Pflegeheimen "stark zurückgegangen".
Hohe Impfrate
Unterdessen meldete das Statistikamt ONS, dass der Anteil von Engländern, die älter als 80 Jahre sind, mit Corona-Antikörpern auf 41 Prozent gestiegen ist - ein Zeichen für die Impfung oder eine kürzliche Infektion. Zwei Wochen zuvor waren es nur 26 Prozent gewesen. Nach der Impfung dauert es zwei bis drei Wochen bis sich die Immunität ausbildet und zeigt. Laut ONS kam der positive Trend bei den Ältesten "höchstwahrscheinlich wegen der hohen Impfrate" zustande. Die BBC berichtete am Mittwoch allerdings, dass andere veröffentlichte Statistiken, etwa Krankenhauseinweisungen, bisher "keinen starken" Impfeffekt zeigten.
Dennoch zeigte sich Clive Dix, Leiter der Impf-Arbeitsgruppe der britischen Regierung, sich in einem TV-Interview optimistisch: "Es sieht so aus, als ob die Impfstoffe genau das tun, was wir erwarten - Infektionsraten sinken, Krankenhausaufenthalte sinken und Menschen werden nicht ernsthaft krank".
Auch Premier Boris Johnson sagte, es gebe einen guten "Grund für Zuversicht", will aber noch auf weitere "harte Fakten" warten. Impf-Minister Nadhim Zahawi schlug in eine ähnliche Kerbe: "Wir müssen sicherstellen, dass Infektionsraten sinken. Deshalb warten wir auf Daten zur Übertragung“.
Zwei Studien der Gesundheitsbehörde Public Health England dazu dürften erst im März fertig werden. Aber noch nicht veröffentlichte Zahlen, die einem Begutachtungsverfahren unterzogen werden müssen, seien "sehr ermutigend", sagte Zahawi. Auch das Imperial College London hofft hier auf mehr Einblick in den kommenden Wochen.
Fahrplan zur Öffnung
Professor Paul Elliott freute sich am Donnerstag über einen Abfall von zwei Drittel bei Corona-Infektionen in England in dem seit Jahresanfang laufenden Lockdown, sagte aber, sein Team habe noch nicht feststellen können, wie stark hier die positive Auswirkung von Impfungen sei, da Zahlen in allen Altersgruppen sinken.
Laut Medienberichten erwarten Johnson und seine Regierung bis Ende der Woche weitere Daten zum Effekt der Impf-Offensive auf Krankenhauseinweisungen und Todesfälle, bevor er am Montag einen Fahrplan zur schrittweisen Öffnung des Landes nach dem Lockdown vorlegt. Er verspricht "vorsichtige, aber unumkehrbare" Lockerungen.
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