Von Stenzel bis Freund: Journalisten im EU-Parlament

Von Stenzel bis Freund: Journalisten im EU-Parlament
Während Hans-Peter Martin weiterhin Missstände aufdeckte, wurden andere Ex-Journalisten gar Parlamentspräsidenten

Immer wieder gehen Parteien aus dem gesamten politischen Spektrum mit ehemaligen Journalisten ins Rennen um Sitze im EU-Parlament. Sie könnten den Bürgern beziehungsweise ihrem Stammpublikum die Arbeit der EU „besser vermitteln“, heißt es oft.

Kritiker äußern den Verdacht, dass die Parteien die ehemaligen Journalisten wegen der Verbindungen zu deren ehemaligen Arbeitsplätzen bevorzugen. Eine eindeutige Antwort lässt sich nicht finden – zu unterschiedlich verlaufen die Karrieren ehemaliger TV-Stars, wie etwa jene des Italieners David Sassoli, der im Jänner dieses Jahres als Parlamentspräsident an Leukämie starb.

Auch sein Vorgänger, der Italiener Antonio Tajani, war vor seiner politischen Karriere Journalist. Aus Österreich saßen bisher vier Journalistinnen und Journalisten im EU-Parlament – den Anfang machte Ex-ORF-Moderatorin Ursula Stenzel, die von 1996 bis 2006 für die ÖVP in Brüssel beziehungsweise Straßburg saß, ehe sie zur Bezirksvorsteherin im ersten Wiener Gemeindebezirk wurde und später zur FPÖ wechselte. 1999 ging die SPÖ mit dem Aufdeckerjournalisten Hans-Peter Martin ins Rennen – er trat der Partei allerdings nicht bei. Im EU-Parlament zeigte Martin immer wieder Missstände auf, sei es das Abkassieren von Taggeldern, Abrechnungen und die allgemeine Verschwendung in der Gebarung.

2004 wurde er mit seiner eigenen Liste drittstärkste Kraft in Österreich, gemeinsam mit ihm zog Ex-ORF-Journalistin Karin Kraml (damals Resetarits) ein. Martin machte sich in Straßburg und Brüssel Feinde, als er anfing, aus vertraulichen Gesprächen am Gang zu zitieren und mit versteckter Kamera aufgenommene Bilder zu veröffentlichen.

2014 stellte die SPÖ den ehemaligen ZiB-Anchor Eugen Freund als ihren Spitzenkandidaten auf – nach einem turbulenten Wahlkampf wurde es relativ still um ihn – er trat 2019 nicht mehr an.

Doch auch bei dieser Wahl stand ein ehemaliger Journalist am Stimmzettel: Willkommen Österreich-Moderator Wolfram Pirchner wurde von der ÖVP ins Rennen geschickt, verpasste allerdings den Einzug knapp.

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