Geheimdienst: Russland baut seine Marine aus

Geheimdienst: Russland baut seine Marine aus
Das ukrainische Militär ist indes an der Ostfront nach eigenen Angaben binnen eines Tages um mehr als einen Kilometer vorgerückt.

Die russische Marine will nach Angaben britischer Militärexperten ihre Fähigkeiten im Asowschen Meer ausbauen.

Dazu sei bereits ein neuer Marine-Distrikt mit Hauptquartier in der besetzten ukrainischen Stadt Mariupol gegründet worden, hieß es am Freitag im täglichen Geheimdienst-Bericht des Verteidigungsministeriums in London.

Mehr dazu: Russland erhöht die Anzahl seiner Kampfdelfine

Weiters in diesem Artikel:

  • "Druck auf den Feind": Ukraine meldet Vorstöße bei Bachmut
  • USA wollen Streumunition an Ukraine liefern
  • Raketenangriff auf Lwiw: Weitere Tote
  • EU: Viel Geld für Munition und Raketen

Der neue Flottenverband werde sich wahrscheinlich auf logistische Aufgaben und Partisanenbekämpfung konzentrieren, um der Schwarzmeerflotte unter anderem für Langstreckenschläge den Rücken freizuhalten, hieß es weiter.

Das Asowsche Meer ist ein Nebenmeer des Schwarzen Meeres, mit dem es über die Straße von Kertsch verbunden ist. Es liegt zwischen Russland, der schon 2014 von Moskau annektierten ukrainische Halbinsel Krim und von russischen Truppen besetzten Gebieten in der Südostukraine.

Acht Kriegsschiffe

Geplant sei, dass der Verband, der Teil der Schwarzmeerflotte sein werde, aus acht Kriegsschiffen bestehen solle. Darunter seien auch drei moderne Korvetten der Karakurt-Klasse, die in der Lage seien, Marschflugkörper vom Typ SS-N-30A Kalibr abzufeuern.

"Das Asowsche Meer ist ein entscheidendes Seegebiet für Russland, weil es seine inländischen Wasserwege mit internationalen Schifffahrtsrouten verbindet", hieß es in der britischen Mitteilung weiter.

Im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine biete das Nebenmeer auch eine alternative militärische Nachschubroute, sollten Russlands Landrouten in die Südukraine abgeschnitten werden.

"Druck auf den Feind": Ukraine meldet Vorstöße bei Bachmut

Das ukrainische Militär ist an der Ostfront bei Bachmut nach eigenen Angaben binnen eines Tages mehr als einen Kilometer vorgerückt.

"Die Verteidigungstruppen behalten dort weiterhin die Initiative", sagte der Sprecher des Militärs, Serhij Tscherewatyj am Freitag im ukrainischen Fernsehen.

"Sie üben Druck auf den Feind aus, greifen an und rücken entlang der Nord- und Südflanke vor."

Mehr dazu: Was die Ukraine jetzt mit ihrer Gegenoffensive vorhat

    Vor allem am Donnerstag hätten sie Boden gutgemacht und seien mehr als einen Kilometer vorangekommen. Die Äußerungen des Militärsprechers geben einen Hinweis darauf, dass die Anfang Juni eingeleitete ukrainische Gegenoffensive allmählich Fortschritte macht.

    Russen widersprechen

    Allerdings widersprechen dem russische Berichte über die Lage bei Bachmut. Unabhängig überprüfen lassen sich solche Meldungen zum Kampfgeschehen nicht.

    In der Nähe des Dorfes Klischtschijwka, das südwestlich von Bachmut liegt, hätten die ukrainischen Truppen einen Teilerfolg erzielt, sagte ein Sprecher des Generalstabes der ukrainischen Streitkräfte. Militäranalysten zufolge würde die Sicherung des Dorfes der Ukraine dabei helfen, die zerstörte Kleinstadt Bachmut zurückzuerobern. Dort hatten die russischen Streitkräfte im Mai nach zehn Monaten erbitterter Kämpfe die Kontrolle übernommen.

    Die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA meldete in dieser Woche unter Berufung auf die Armee, dass die russischen Streitkräfte einen ukrainischen Angriff auf Klischtschjiwka abgewehrt hätten. Die verbliebenen ukrainischen Einheiten in der Umgebung würden vernichtet.
     

    Die Führung in Moskau, die im Februar 2022 mit der Invasion des Nachbarlandes begonnen hat, sieht in Bachmut das Sprungbrett zur Eroberung weiterer Ortschaften im Osten der Ukraine.

    Nach Angaben der ukrainischen Regierung haben die eigenen Truppen seit Beginn der Gegenoffensive eine Reihe von Dörfern im Süden des Landes zurückerobert. Allerdings behinderten heftiger Widerstand und zahlreiche Minenfelder den Vormarsch. Russland kontrolliert noch immer weite Teile im Osten und Süden der Ukraine.

    USA wollen Streumunition an Ukraine liefern

    US-Medien berichten unter Berufung auf nicht namentlich genannte Regierungsquellen, dass Washington Kiews Forderungen nach Lieferung von international geächteter Streumunition nachkomme.

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij hatte diese immer wieder gefordert.

    Das Pentagon wollte dies zunächst nicht bestätigen. Zuvor hatte das Weiße Haus erklärt, eine Weitergabe von Streumunition an die Ukraine werde geprüft.

    Mehr dazu: Ukraine fordert in München Streumunition und Phosphor-Brandwaffen

    Dem Sender CNN zufolge könnten die Pläne heute, Freitag, offiziell verkündet werden.

    Als Streumunition werden Raketen und Bomben bezeichnet, die in der Luft über dem Ziel bersten und viele kleine Sprengkörper - sogenannte Submunition - verstreuen oder freigeben.

    Der Munitionstyp wird kritisiert, weil ein erheblicher Prozentsatz der Sprengkörper oft nicht detoniert, sondern als Blindgänger vor Ort verbleibt und so die Bevölkerung gefährdet.

    Viele Staaten haben einen Vertrag zur Ächtung von Streumunition unterzeichnet. Die USA haben das Abkommen hingegen nicht unterschrieben.

    Mehr dazu: Stoltenberg erteilt Kiews Forderung nach Streumunition Absage

      "Ich möchte anmerken, dass die Russen bereits Streumunition auf dem Schlachtfeld eingesetzt haben", sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder. Die USA hätten Streumunition in ihren Beständen. Ryder verwies darauf, dass ältere Munition eine höhere Rate an Blindgängern aufweise.

      "Wir würden sorgfältig Geschosse mit einer geringeren Rate an Blindgängern auswählen, für die wir aktuelle Testdaten haben", so Ryder. Menschenrechtsrechtsorganisationen hatten den Einsatz von Streumunition im Krieg in der Ukraine immer wieder kritisiert.

      Raketenangriff auf Lwiw: Weitere Tote

      Die Zahl der Toten nach dem Raketenangriff auf die westukrainische Stadt Lwiw (Lemberg) ist auf zehn gestiegen. Das zehnte Todesopfer - die Leiche einer Frau - sei am Freitagmorgen aus den Trümmern eines Wohnhauses geborgen worden, teilte Bürgermeister Andrij Sadowyj via Telegram mit.

      Nach Angaben des ukrainischen Innenministeriums wurden bei dem Raketenangriff in der Nacht auf Donnerstag in einem Wohngebiet 42 Menschen verletzt, unter ihnen drei Kinder.

      Die oberen Etagen eines großen Wohnblocks mit mehreren Eingängen waren durch den Raketeneinschlag komplett zerstört worden, wie auf Videos zu sehen war. Insgesamt war nach offiziellen Angaben von Schäden an 35 Gebäuden die Rede. In der Stadt wurde für zwei Tage eine Trauer ausgerufen.

      Sadowyj hatte von dem schwersten Angriff auf die zivile Infrastruktur von Lwiw seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine vor mehr als 16 Monaten gesprochen.

      Russland habe Lwiw mit Marschflugkörpern des Typs "Kalibr" angegriffen, die vom Schwarzen Meer aus abgeschossen worden seien, hatte die ukrainische Luftwaffe mitgeteilt.

      Sieben von zehn russischen Raketen habe die Flugabwehr zerstören können.

      Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij hatte bereits angekündigt, dass es "definitiv eine Antwort auf den Feind" geben werde. "Eine spürbare."

      Lwiw liegt nur rund 70 Kilometer östlich der Grenze zu Polen. In der Stadt mit ursprünglich 720.000 Einwohnerinnen und Einwohnern halten sich auch viele Geflüchtete aus den umkämpften Gebieten im Osten der Ukraine auf.

      EU: Viel Geld für Munition und Raketen

      Die ukrainischen Streitkräfte können langfristig auf deutlich mehr Munitions- und Raketenlieferungen aus der EU hoffen. Vertreter der Regierungen der Mitgliedstaaten und des Europaparlaments einigten sich in der Nacht zum Freitag auf einen Plan, mit dem die europäische Rüstungsindustrie mit finanziellen Anreizen zu einem schnellen Ausbau der Produktionskapazitäten bewegt werden soll.

      Er sieht Ausgaben in Höhe von 500 Mio. Euro aus dem EU-Haushalt vor.

      Die Vereinbarung sei ein weiterer Beleg für das unermüdliche Engagement der EU, die Ukraine zu unterstützen, kommentierte die spanische Verteidigungsministerin Margarita Robles für den derzeitigen EU-Ratsvorsitz.

      Zudem demonstriere sie auch den Einsatz für die Stärkung der verteidigungstechnologischen und industriellen Basis der EU und gewährleiste die langfristige Sicherheit und Verteidigung der EU-Bürger.

      Hintergrund des Vorhabens sind Schwierigkeiten der EU-Staaten, der Ukraine ausreichend Boden-Boden- und Artilleriemunition sowie Raketen für den Abwehrkrieg gegen Russland zu liefern. Ein Ausbau der Produktion soll nun weitere Engpässe der ukrainischen Streitkräfte verhindern und auch dafür sorgen, dass die EU-Staaten selbst verteidigungsfähig bleiben und ausreichend Vorräte vorhalten können.

      Die Einigung muss noch formell vom Rat der Mitgliedstaaten und vom Parlament bestätigt werden. Nach der offiziellen Annahme der Verordnung könnte sie dann nach EU-Angaben noch vor Ende Juli in Kraft treten

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