US-Blog 2016: Zwischen Angst und Hoffnung
Es ist ein erbitterter Wahlkampf, mit Untergriffen, Skandalen und Beleidigungen. Dem nicht genug: Hillary Clinton und Donald Trump sind die unbeliebtesten Kandidaten, seit Beliebtheitswerte überhaupt abgefragt werden. Die USA zeigen sich als gespaltenes Land.
Aber wie erleben die US-Amerikaner den Wahlkampf? Unsere Reporter Konrad Kramar und Thomas Trescher sind für Sie vor Ort; während Kramar hauptsächlich aus New York, Washington DC und den umliegenden Bundesstaaten berichtet, ist Thomas Trescher im Süden der USA unterwegs. Zudem wird Sie die kurier.at-Redaktion von Wien aus mit allen aktuellen Informationen auf dem Laufenden halten.
US-Blog 2016: Zwischen Angst und Hoffnung
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6. November – New York City, New York: Zwischen Spannung, Angst und Hoffnung
Ob Trump oder Clinton: Zum ersten Mal seit Franklin D. Roosevelt (Präsident von 1933 und 1945) wird es ein New Yorker sein, der ins Weiße Haus einzieht. Während die Einordnung bei Clinton schwieriger ist, die erst nach der Amtszeit ihres Mannes hierher zog und Senatorin für den Staat wurde, ist Trump New Yorker durch und durch, mehr noch: Er hat die Stadt und ihre Skyline nachhaltig geprägt.
Nach drei Wochen in den Südstaaten bin ich nun auch in New York angekommen, und während die Menschen im Süden – auch in wahlentscheidenden Bundesstaaten – von den Wahlen reden, als wären sie eine ansteckende Krankheit, von der es sich möglichst weit fern zu halten gebietet, sind die New Yorker Feuer und Flamme. Sie reden immer und überall von den Wahlen. Obwohl sie, und das sicher auch eine Kränkung für die Bewohner einer Stadt, die sich als Welthauptstadt begreift, bei Präsidentschaftswahlen traditionell nichts zu sagen haben: New York geht an die Demokraten, weiter weg von einem wahlentscheidenden Swing State geht kaum.
Den New Yorkern bleibt nur hoffen auf das, was sie die Vernunft der Anderen nennen. Die Schlange um Tickets für die Wahlparty von Hillary Clinton am Broadway ist zwei Stunden lang, „ich bin nicht zu Obamas Angelobung gefahren, das bereue ich bis heute“, erzählt einer. Diesmal will er dabei sein, wenn wieder Geschichte geschrieben wird und die erste Frau ins höchste Amt des Staates gewählt wird. Aber echte Prognosen, ob es denn wirklich so weit kommt, traut sich dennoch niemand abzugeben, so schockierend das für die Menschen hier auch ist. Vergleiche mit Hitler und dem Faschismus hört man in New York dieser Tage oft.
Selbst wenn Clinton gewinnt: „Die Demokraten haben kein Chance, das Repräsentantenhaus zu gewinnen, also wird sich auch nichts ändern, wenn es Clinton wird“, sagt einer in der Schlange. „Die Menschen sind so dumm“, entgegnet ein anderer, er meint aber nicht die Trump-Wähler, sondern jene Demokraten, die nur zur Wahl gehen, wenn ein Präsident gewählt wird, nicht aber bei den so genannten Midterm-Elections, wenn es nur um den Kongress geht. Drinnen im Gebäude sitzen Freiwillige, sie texten und rufen in Schichten potentielle Wähler durch. Auf einem Spiegel steht: „this person is a changemaker“.
Die Stimmung schwankt zwischen Spannung, Angst und Hoffnung. Übermorgen ist es soweit. Wir beschließen hiermit diesen Blog, danken für Ihr Interesse und halten Sie weiter auf dem Laufenden – vor der Wahl, in der Wahlnacht und natürlich auch danach.
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6. November - Paul Ryan stimmt für Trump
Gewählt hat er ihn am Ende doch. Paul Ryan, der mächtige Vorsitzende des Repräsentantenhauses und Republikaner, versuchte sich im Wahlkampf ein wenig von Donald Trump zu distanzieren. Ryan erzählte Journalisten er hätte in seinem Heimatbezirk bereits seine Stimme abgegeben. Er vermied es dabei Trumps Namen zu verwenden und sagte er habe seine Stimme "unserem Nominierten" gegeben. In den USA ist es möglich früher wählen zu gehen.
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Washington DC: Hektik im Hillary-Team
Die jüngsten Umfragen aus einigen umkämpften Bundesstaaten wie New Hampshire oder Pennsylvania zeigen einen klaren Trend: Trump holt auf. Ob die internen Umfragedaten, die das Clinton-Wahlkampfteam natürlich geheim hält, noch dramatischer sind, lässt sich nur erahnen. Was dafür spricht ist die Tatsache, das im Clinton-Team spürbar große Nervosität herrscht. Freiweillige Wahlhelfer werden auf allen Kanälen - Email, Facebook, SMS - mit Anfragen bombardiert, ob sie nicht noch einmal mithelfen wollen. Alles ist gefragt: Phone banking, also das Durchtelefonieren von potenziellen Wählern, oder Canvassing, also tatsächlich an Türen klopfen in ausgesuchten Vierteln. Von Washington aus werden sogar Bustouren in umkämpfte Bundesstaaten angeboten, zum Beispiel in die Vororte von Philadelphia, die möglicherweise wahlentscheidend für den ganzen Bundesstaat sein könnten. Frühmorgens geht's los, der Bus ist gratis, die Jause, so steht's in der Mitteilung, müssen die Wahlkämpfer selbst mitnehmen. Den ganzen Tag soll dort an Türen geklopft werden, um die Leute zur Wahl zu bringen. Doch mit diesem Wochenende ist die Arbeit der Freiwilligen noch lange nicht vorbei. Bis zum Wahlschluss am Dienstag werden Teams zusammengestellt, die telefonieren oder an Türen klopfen. Wer sich übrigens entschlossen hat, vorzeitig seine Stimme abzugeben, wird sofort danach von den Wahlkampf-Teams bombardiert. Wer früher wählt, so die Wahlkampf-Weisheit, ist viel eher bereit, auch für seinen Kandidaten zu werben.
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4. November - FBI untersucht im Wahlkampf gefälschte Dokumente
US-Ermittler untersuchen Insidern zufolge im Wahlkampf-Endspurt gefälschte Dokumente, mit denen die demokratische Kandidatin Hillary Clinton diskreditiert werden sollte. Der Vorfall steht nach Einschätzung von US-Behörden in Zusammenhang mit einem mutmaßlichen Versuch aus Russland, die Präsidentenwahl zu beeinflussen. Der demokratische Senator Tom Carper habe der Bundespolizei FBI einen gefälschten Brief übergeben, der an Clinton adressiert gewesen sei, sagten mit dem Vorgang vertraute Personen. Darin stand einem Insider zufolge: „Wir werden dich diese Wahl nicht verlieren lassen.“ Eine Sprecherin des Abgeordneten lehnte eine Stellungnahme ab.
Angriff aus Russland
Bei dem mutmaßlichen Hackerangriff aus Russland auf die Demokratische Partei wurden E-Mails und andere Dokumente erbeutet. Unter den nun aufgetauchten Fälschungen befindet sich einem Insider zufolge auch ein Schreiben der Clinton-Stiftung, in dem „massive Strategieänderungen“ für November angekündigt wurden, zu denen auch eine „Anstiftung von Unruhen“ oder ein Angriff mit schmutzigen Bomben gehören soll. Es war unklar, woher das gefälschte Dokument stammt und wie es in Umlauf geriet. Im Oktober wurde es von Roger Stone, Ex-Mitarbeiter des republikanischen Kandidaten Donald Trump, auf Twitter veröffentlicht. Die Clinton-Stiftung erklärte, das Dokument sei gefälscht.
US-Geheimdienstvertreter haben gewarnt, dass Pläne, hinter denen sie die russische Regierung vermuten, über das Ausspähen von E-Mail-Konten hinausgehen könnte. Möglich sei auch, dass vermeintliche Belege für Wahlbetrug oder andere Falschinformationen vor dem Urnengang am Dienstag veröffentlicht werden könnten. Die russische Regierung hat zurückgewiesen, derartige Pläne zu verfolgen. Im Oktober hatte das Enthüllungsportal WikiLeaks E-Mails mit Bezug zu Clintons Wahlkampf veröffentlicht. Clintons Mitarbeiter hatten bereits damals darauf aufmerksam gemacht, dass unter den Schreiben falsche sein könnten.
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2. November: Hat Trump noch eine Chance?
Nicht einmal mehr eine Woche bis zur Wahl, und die Nachrichtensender beschäftigen sich kaum mehr mit Politik, sondern mit Mathematik. Wahlarithmetik, um genau zu sein. Die Frage, die sich alle stellen, jetzt wo Clintons Vorsprung in den Umfragen wieder schmilzt oder ganz verschwunden ist: Hat Donald Trump doch eine Chance, ins Weiße Haus einzuziehen? Bis vor kurzem war die Antwort: Nein, wenn die Umfragen auch nur annähernd stimmen. Seit Umfragen zu dieser Wahl gemacht werden, gab es noch nie die Situation, in der Donald Trump über den benötigten 270 Stimmen war. Alle Battleground States, von denen die Rede war, waren solche, die Trump unbedingt gewinnen muss. Hillary Clinton kann Florida, Ohio, North Carolina, Nevada, Iowa und Arizona verlieren, und ist trotzdem Präsidentin, wenn sie jene Staaten gewinnt, die als ihre „Firewall“ bezeichnet werden, und in denen Trump - mit wenigen Ausnahmen - noch in keinen Umfragen in Führung war und in denen kaum jemand davon ausging, dass er sie gewinnen könnte - Staaten wie New Hampshire, Colorado oder Virginia.
Nun aber beginnt Clintons Firewall zu bröckeln: realclearpolitics.com hat heute den Status dreier Staaten von „tendiert Richtung Clinton“ zu „offenes Rennen“ geändert, alle drei sind solche, die eben zu Clintons Firewall gehören: New Hampshire, Virginia und Pennsylvania. Damit steht Clinton mit diesem Modell bei nur noch 226 Stimmen, mit denen sie fix rechnen kann (Trump hat mit 180 allerdings immer noch eine weit schlechtere Ausgangslage). Eine knappe Woche vor der Wahl ist das Rennen nun also enger als es bislang je war.
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Washington DC: Die, die keine Stimme bei dieser Wahl haben
Man kann sie frühmorgens vor den Einfahrten der Shopping Malls in der Vorstadt, oder vor den Fillialen des Klein-Lkw- Verleihs "U Haul" herumsitzen sehen. Kleine Gruppen von Männern, die unverkennbar aus den gebirgigen Indio-Regionen Mittelamerikas stammen. Es ist der Taglöhner-Strich, wie es ihn nicht nur in DC, sondern in allen US-Städten gibt. Die, die hier ihre Arbeitskraft anbieten, sind meist Neuankömmlinge in den USA. Vor ein paar Monaten illegal über die Grenze gekommen, reihen sie sich auf dem US-Arbeitsmarkt erst einmal ganz unten ein. Jeder, der sich einen der U-Haul-Lkws für einen Wohnungsumzug abholt, wird gefragt, ob er nicht Hilfe beim Möbel schleppen, oder bei irgendetwas anderem gebrauchen könne. Die Stundenlöhne liegen bei etwa sieben Dollar. Das Leben als Illegaler in den USA, also ohne jegliche Papiere, lässt sich übrigens erstaunlich gut organisieren. Es gibt Möglichkeiten, sich auch ohne Aufenthaltsgenehmigung eine Sozialversicherungsnummer zu beschaffen. Die ist quasi der Einstieg in jede legale Beschäftigung, ganz ohne gültiges Visum oder Green Card. Auch einen Führerschein kann man ohne Aufenthaltsgenehigung machen. Es gibt reihenweise Rechtsanwälte, die ihre Dienste - natürlich auf Spanisch - für diese Behördenwegen anbieten. Für die Taglöhner, die hier an der Straße warten, ist das natürlich in weiter Ferne. Sie sind - wenn man nachfragt - immer bei irgendeinem "Onkel" untergebracht und rauchen sogar noch Zigaretten aus der alten Heimat.
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1. November, Pensacola, Florida: „Eine Schande für die USA“
"Oh my", sagt die Frau im Münzwaschsalon und verdreht die Augen, als ich ihr erzähle, dass ich hier bin, um über die Wahlen zu berichten. "Das sagt jeder", sage ich, sie verdreht nochmal die Augen, diesmal meint das: Was sollte man auch sonst sagen? In sechs Bundesstaaten war ich in den vergangenen zweieinhalb Wochen und habe mit vielen Menschen, mal ausführlicher, mal in einer typisch amerikanischen Höflichkeitskonversation über die Wahlen hier gesprochen, und nahezu immer, wenn ich erzählte, warum ich hier bin, folgte entweder ein genervtes Augenrollen oder ein lautes Gelächter und darauf ein mehr oder weniger ernst gemeintes: I'm so sorry!
71 Prozent der US-Amerikaner können es nicht mehr erwarten, bis die Wahlen endlich vorbei sind, war heute früh auf MSNBC zu hören. Kommentar des Moderators: Ich frage mich echt, wer die anderen 29 Prozent sind. Während sich in Europa die Verwunderung auf Trump konzentriert, ist es in den USA die Wahl an sich, die die Menschen aufregt. Sich zwischen DIESEN beiden Kandidaten entscheiden zu müssen. 2004 wäre es den Kerry-Anhängern vermutlich wichtiger gewesen, George W. Bush aus dem Amt zu befördern als ihren Kandidaten im Weißen Haus zu sehen, selbiges galt wohl umgekehrt bei Barack Obama und Mitt Romney 2012. Aber diese Wahl könnte die erste sein, in der es beiden Seiten wichtiger ist, den Gegenkandidaten zu verhindern.
Trump mag ein Sonderfall sein, aber die Antipathie, die Clinton entgegenschlägt, ist kaum weniger gewichtig. Viele Menschen fürchten eine Präsidentin Clinton nicht weniger als einen Präsidenten. Melissa zum Beispiel, die in Pensacola bei einer Fastfood-Kette arbeitet, ist registrierte Demokratin. Diesmal aber überlegt sie für den Republikaner, für Trump also, zu stimmen. Nicht dass es ihr leicht fällt. „Das tut man eigentlich nicht“. Aber: „Diese ganzen E-Mails, man kann ihr einfach nicht trauen“, sagt sie. Ob sie es wirklich übers Herz bringt, Trump zu wählen, weiß sie noch nicht. „Ich habe wirklich schon überlegt, diesmal nicht zu wählen.“
Unterdessen versuche ich der Frau im Waschsalon zu erklären, dass die Situation in den USA sich gar nicht so sehr von der europäischen unterscheidet, dass wir in Österreich auch bald die Wahl haben zwischen einem klassischen Politiker und einem umstrittenen Rechtspopulisten, aber weiter als dass wir "ähnliche Typen von Politikern" haben, komme ich nicht, sie unterbricht mich: "Idioten also?" "Diese Wahl ist eine Schande für die Vereinigten Staaten", sagt sie noch, und damit ist für sie wirklich alles gesagt, das es zu dieser Wahl zu sagen gibt.
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31. Oktober – Pensacola, Florida: Der Psychoterror der Wahlkämpfer
Wer in Florida lebt und das Pech hat, als wahrscheinlicher Wähler auf einer Liste der Demokraten oder Republikaner gelandet zu sein, hat gerade kein leichtes Leben. Es ist wie erwähnt der wichtigste aller Bundesstaaten, das Ausmaß der Mobilisierungsversuche grenzt an Psychoterror: "Ein Wähler auf unserer Liste muss mit zehn Anrufen pro Tag rechnen", sagt ein Mitarbeiter der republikanischen Partei von Escambia County, in dem Pensacola liegt. Allein vergangenen Samstag seien 13.000 Menschen telefonisch kontaktiert worden.
Wer hier in Pensacola dominiert, ist schon an der geographischen Lage der Parteibüros abzulesen: Während die Demokraten am Rande der Stadt in einem kleinen Häuschen beheimatet sind (und das Büro auch gar nicht besetzt ist), residieren die Republikaner mitten in Downtown (wobei Downtown in Pensacola eine einzige von Shops gesäumte Straße ist). Pensacola liegt an traumhaften Sandstränden, hier machen vor allem us-amerikanische Touristen aus Georgia und Alabama Urlaub - sie nennen es die „Redneck Riviera“. Trotzdem ist der Tourismus nicht der größte Arbeitgeber, und das ist auch der Grund, warum die Stadt republikanischer als der Rest Floridas ist: Hier befindet sich die größte Marinefliegerbasis der US Navy, rund 23.000 Menschen sind dort angestellt.
Foto: thomas trescher Bei den Republikanern holt sich gerade ein Trump-Anhänger Schilder für seinen Garten ab, einen Raum weiter hinten wird telefoniert. „Trump wird Florida gewinnen“, sagt der Mitarbeiter, weil er es sagen muss. Längst geht es aber nicht mehr darum, Wähler von einem Kandidaten zu überzeugen, es geht nur mehr darum, die Sympathisanten an die Wahlurnen zu bringen. Dafür reisen busweise Freiwillige aus Alabama und Louisiana nach Florida, um entweder an Türen zu klopfen oder zu telefonieren. Willkommen dafür ist wirklich jeder. „Wollen Sie auch mittelefonieren?“, fragt der Mitarbeiter.
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Pittsburgh, Pennsylvania: "Hillary versteht die Probleme, die Frauen im Beruf haben"
Sie mag bei vielen jungen Wähler eher auf Gleichgültigkeit stoßen, sie mag für viele christliche Wähler sogar der "Teufel" sein, aber wenn Hillary Clinton auf eine Gruppe wirklich begeisterter, engagierter Anhänger zählen kann, dann sind das berufstätige Frauen ab Mitte 40. So wie Ann, die mit ihrer Tochter Rose, gekommen ist, um die Demokratin zu erleben. Die Krankenschwester aus Pennsylvania engagiert sich seit Jahren für das Recht auf Abtreibung, also in der "planned parenthood"-Bewegung. Sie selbst war als Krankenschwester oft mit den Problemen schwangerer Teenager konfrontiert, und dem familiären Druck unter dem viele standen. Seit Trumps sexistische Grobheiten bekannt geworden seien, würde endlich darüber diskutiert, wie schlecht es immer noch um Frauenrechte in den USA stehe, "auf einmal wird auch vielen Männern klar, gegen welche Barrieren Frauien ankämpfen müssen." Gerade in Hillary, mit ihren früheren familiären Schwierigkeiten, aber auch mit dem Hass, der ihr von Rechten oft entgegenschwappt, fühlt sich Ann gut vertreten: "Hillary versteht die Probleme die Frauen im Beruf haben. Sie weiß nach welchen Spielregeln Einrichtungen funktioieren, in denen Männer das Sagen haben."
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30. Oktober – Pensacola, Florida: Noch hat Clinton nicht gewonnen
Es war wohl ein Weckruf. Der Terminkalender der Clinton-Kampagne war dafür, dass in ein bisschen mehr als einer Woche gewählt wird, erstaunlich leer. Präsident Obama war für wenige Termine gebucht, auch Bill Clinton war nicht oft zu sehen, aber vor allem Hillary Clinton selbst war kaum on the road. Während Donald Trump pro Tag oft zwei bis drei Rallys herunterspult. Die Taktik der Clinton-Kampagne war offenbar, sich ruhig zu verhalten. Der Sieg war in greifbarer Nähe, und wer nichts sagt, sagt auch keinen Unsinn und vermeidet negative Schlagzeilen. Das funktionierte, bis sich das FBI unerwartet in den Wahlkampf einschaltete.
Foto: thomas trescher Nun sind sie alle unterwegs: Hillary, Bill und Chelsea Clinton, Barack Obama, Vize-Präsident Joe Biden, selbst Bernie Sanders. Auch die Schlagzahl der Kampagnen-Mails hat sich drastisch erhöht. Das Clinton-Team sieht den Sieg nicht mehr als gegeben hin. Dazu kommt eine New-York-Times-Umfrage, die Trump in Florida in Führung zeigt. Und beim Early Voting haben die Republikaner bislang knapp die Nase vorne. (Es werden zwar die angegebenen Stimmen nicht vor dem Wahlschluss gezählt, aber da viele Wähler als Republikaner oder Demokraten registriert sind, lassen sich Trends ablesen [in Österreich würde das wohl zu einer Wahlaufhebung führen]). Dem Bundesstaat kommt die größte Bedeutung bei dieser Wahl zu: Wenn Clinton Florida gewinnt, ist sie Präsidentin. Was umgekehrt nicht gilt: Selbst wenn sie Florida verliert, sind ihre Chancen zu gewinnen intakt. Für Trump sind deshalb neben Florida die Staaten des mittleren Westens von großer Bedeutung: Er muss Ohio, Michigan, Wisconsin und Iowa gewinnen. Und zumindest in Michigan und Wisconsin sehen die Umfragen Clinton klar in Führung. Trotzdem: Die Spannung ist zurück.
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Fredericksburgh, Ohio: Zu Halloween steckt Hillary im Gefängnis
In den ländlichen Gegenden Ohios hat man mit den Demokraten traditionell nichts am Hut, und Hillary Clinton kann man schon gar nicht wählen. Zwar ärgern sich die meist tiefreligiösen Bauern auch über Donald Trump und seine Eskapaden, aber die Ablehnung der anderen Partei ist so stark, dass man sich lieber mit Trump abfindet. Die Demokraten wählen in Ohio nur die Städter, und mit denen will man in den Dörfern eh nichts zu tun haben. Über der Forderungen wie Homo-Ehe, das Recht auf Abtreibung oder gar die Einschränkung von Waffenbesitz muss man hier gar nicht erst zu diskutieren anfangen. Da ernet man im versöhnlichsten Fall einsilbige Kommentare, "naja, wenn das eure Meinung in Europa ist". Mit Hillary Clinton putzen die Bauern hier bestenfalls ihre Häuser zu Halloween auf - am liebsten, wie dieser Bauer aus Fredericksburgh, stecken sie sie im Vorgarten hinter Gitter. Vielleicht erschrecken ja die Kinder heute abend, wenn sie von Haus zu Haus ziehen, vor der Demokraten-Hexe.
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29. Oktober - Washington DC: Vorwahl-Verwirrung im Schilderwald
Auch in der Hauptstadt ist die Präsidentenwahl diese Woche eröffnet worden. Wer also vor dem 8.11. seine Stimme abgeben will oder muss, kann das jetzt bei einigen wenigen Wahllokalen in der Stadt tun. Seine Stimme? Seine Stimmen! Denn es wird ja nicht nur ein neuer US-Präsident gewählt, sondern natürlich auch Kongressabgeordnete und Senatoren. Und damit noch lange nicht genug. Denn dazu wird in vielen Bundesstaaten auch gleich der örtliche Kongress neu besetzt, auf gut österreichisch also der Landtag. Dazu kommt, dass sich in den USA auch die Richter für die Landesgerichte, die Berufungsgerichte und die dazugehörigen Staatsanwälte einer Wahl stellen müssen, es folgen die Vorsitzenden der örtlichen Schulbehörde, die Sheriffs und diverse andere höhere Beamte. sie alle wollen gewählt werden und haben daher ihre Werbeplakate vor die Wahllokale gepflanzt. Wenn's hoch hergeht, kommen auch noch ein bis zwei Volksbegehren dazu. In diesem Schilder-/stimmenwald kennen sich natürlich nur Politik-Profis und Afficionados aus. Für alle anderen stellen die örtlichen Parteien Listen zusammen, auf denen genau und Punkt für Punkt steht, für wen der örtliche Republikaner/Demokrat sein Kreuzerl machen soll.
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28. Oktober - New Orleans, Louisiana: Schüsse mitten in New Orleans
Die Frau, die vor mir im Streetcar sitzt, das fast schon im stets belebten French Quarter angekommen ist, beginnt zu kreischen. Ihre Sitznachbarin versteckt sich hinter der Sitzbank. "Oh my God", schreit ein anderer, der nächste starrt einfach nur entgeistert. Das Streetcar ist stehengeblieben, eine Gewehrsalve wurde ein paar Meter vor uns abgegeben. Nach ein paar Sekunden folgt die nächste, niemand weiß, wie er reagieren soll. Einfach ruhig verhalten? Draußen ist es schon dunkel, kaum etwas zu erkennen. Plötzlich fängt einer zu lachen an. "They're shooting a movie", sagt er erleichtert. Sofort schlägt die Stimmung in Begeisterung um. "I hope it's the new Avengers movie", sagt die Frau, die gerade noch gekreischt hat, und als sich das Streetcar wieder in Bewegung setzt, klebt ihr Gesicht an der Fensterscheibe. Vielleicht ist der Mann, der ihr doch nicht nach dem Leben trachtet, ja ein Star.
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Lantrope, Pennsylvania: "War wohl hier, dieser Mozart"
Die Kleinstadt in den rollenden Hügeln von Pennsylvania hat ihre beste Zeit längst hinter sich. Die Industrie ist weg, und - wie so oft in den USA - dann verschwinden irgendwann auch sämtliche Bewohner. In Lantrope ist es noch nicht soweit, doch man kann schon jetzt durch Straßen fahren, in denen kein Haus mehr bewohnt ist - eine Geisterstadt in the making sozusagen. Im Stadtzentrum sind die Auslagen entweder vernagelt, oder von irgendwelchen gläubigen Vereinen übernommen, die dann in großen Lettern daran erinnern, auf Gott zu vertrauen. Den Menschen, die noch hier leben, bleibt auch wohl nichts anderes übrig. Man trifft sich auf irgendeinem Parkplatz schimpft über Hillary und die Zeiten und lässt den Tag vergehen. Wofür dieses seltsame Gebäude mit der Aufschrift "Mozart Hall" einmal genutzt wurde, wissen die meisten nicht. Erst eine ältere Dame kann sich erinnern, dass da einmal ein Tanzsaal drinnen war, und dann soll irgendein Prediger dort eingezogen sein. Jetzt steht die Jugenstil-Schönheit leer und verfällt. Dass der Besucher aus Österreich unbedingt wissen will, warum da Mozart draufsteht, nehmen die meisten gelassen. Wird schon seinen Grund haben, "War wohl hier dieser Mozart".
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27. Oktober - Wooster, Ohio: "Wir sind gläubige Bauern hier"
Ohio ist nicht umsonst seit Jahrzehnten der meist umkämpfte Bundesstaat bei jeder US-Präsidentenwahl. Hier sind die Demokraten und die Republikaner auch diesmal laut Umfragen gleich stark - und da bewegt sich nicht viel. Denn die ohnehin wachsende politische Kluft zwischen den beiden Parteien und ihren Kandidaten ist in Ohio besonders groß. Eigentlich versteht man die anderen, die zwar in der Nachbarschaft, aber eigentlich in einer anderen Welt leben, nicht wirklich. Die Städte sind mehrheitlich demokratisch, die Dörfer und Farmen gehören den Republikanern. Und in einer Kleinstadt wie Wooster, die ein College hat, wird das noch deutlicher. Rund um das College, dort wo Studenten und Professoren wohnen, stehen die Clinton-Werbeschilder vor jedem Haus. Der Rest der Kleinstadt und die umliegenden Dörfer stehen hinter Trump. Hier brauchen John und sein Freund Pat, beide freiwillige Wahlhelfer für die Republikaner, nicht lange um Stimmen werben. "Wir sind gläubige Bauern hier" , macht John die Haltung seiner Leute deutlich. Dass die komischen Vögel vom College für Hillary stimmen, kann man hier gar nicht nachvollziehen: "Die wollen doch in Wahrheit unsere Art zu leben zerstören. Das kann man hier bei uns nicht machen."
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26. Oktober - New Orleans, Louisiana: "Es kann nicht gut ausgehen"
"Glücklicherweise bekommen wir von den Wahlen nicht so viel mit", sagt die Kellnerin in einer der hunderten Bars in New Orleans. "Wir sind so ein bisschen unser eigener Kontinent. Ich hab das Gefühl, vor dem Hurrikan Katrina hat niemand so wirklich gewusst, dass es uns gibt. Es gab nur diese Legenden, dass es da diese Voodoo-Stadt irgendwo in den Sümpfen Louisianas gibt." In New Orleans, erzählt sie, hatte man mit Politik sowieso nie viel am Hut. Und dann kam auch noch Hurrikan Katrina, bei dem die Politik auf allen Ebenen versagte, vom Bürgermeister der Stadt bis hin zum damaligen Präsidenten George W. Bush.
Und trotzdem, es geht immer noch schlimmer. "Ich habe das Gefühl, das ist die dümmste Wahl, die wir je hatten. Es muss lustig sein, sich das von außerhalb anzusehen, aber hier haben wir wirklich Angst." Aber schaut es nicht so aus, als würde es nochmal gut ausgehen? "Gut ausgehen?" Sie starrt mich entgeistert an. "Es kann nicht gut ausgehen. Hillary ist ein Wolf im Schafspelz und Trump... zu dem fällt mir wirklich nichts mehr ein." -
26. Oktober - Columbus Ohio: Je früher die Wähler kommen, desto besser
In einem Einkaufszentrum in der Vorstadt von Columbus ist ein Büro der örtlichen Wahlbehörde untergebracht. Wer schon vor dem 8. November wählen will, kommt hierher. In Ohio haben die vorzeitigen Wahlen schon vor zwei Wochen begonnen, das ist ja von Bundesstaat zu Bundesstaat verschieden. Der Andrang ist trotzdem anhaltend groß. Heute hat die lokale Kandidatin der Demokraten, Bernadine Kent, persönlich hier Stellung bezogen. Richtig um Stimmen werben muss die Afro-Amerikanerin eigentlich nicht. In den armen Vierteln der Hauptstadt von Ohio sind die Demokraten ohnehin die Stärkeren. Trotzdem hält Kent den großen Ansturm für ein gutes Zeichen: "Dass die Wähler jetzt schon kommen, zeigt nur, dass wir es geschafft haben, viele dazu zu bringen, sich für die Wahl zu registrieren." Und das ist gerade für Bürger, die in schwierigen Verhältnissen leben, nicht ganz einfach. Die letzte Stromrechnung gilt in Ohio quasi als Beweis dafür, dass man auch wirklich noch im Viertel wohnt. Wer die aber schon länger nicht bezahlt hat, könnte beim Registrieren für die Wahl Schwierigkeiten kriegen.
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25. Oktober - Skulptur von nackter Clinton erneut in New York aufgetaucht
Eine Woche nach ihrem Verschwinden ist die Skulptur, die eine nackte US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton mit Pferdehufen darstellt, erneut in New York aufgetaucht. Passanten fotografierten die offenbar beschädigte Statue am Montag (Ortszeit) im südlichen Manhattan, wie der lokale Ableger des TV-Senders NBC berichtete.
Vergangene Woche hatte die Skulptur auf der Straße ein Gerangel ausgelöst, als einige New Yorker sie umwarfen, während andere das Werk schützen wollten. Der Künstler hatte die Statue auf Aufforderung der Polizei schließlich entfernt.
Die Demokratin wird mit offener Bluse auf ausgedruckten E-Mails stehend dargestellt - eine Anspielung auf die E-Mail-Affäre Clintons, die als Außenministerin einen privaten Server für ihre dienstliche Korrespondenz genutzt hatte. Zudem hängt ihr ein Wall-Street-Banker an der nackten Brust. Einem Sprecher der Künstler zufolge heißt die Skulptur "The Empress Has No Shame" (Die Kaiserin hat keine Scham).
Der Titel ist eine Anspielung auf die Nackt-Skulptur von Clintons Konkurrenten Donald Trump mit dem Namen "The Emperor Has No Balls" (Der Kaiser hat keine Eier). Sie war zuvor ebenfalls in Manhattan aufgetaucht und wurde vergangenes Wochenende bei einer Auktion in Los Angeles für knapp 22.000 Dollar (20.000 Euro) versteigert.
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25. Oktober - Trump kämpft gegen schlechte Umfragewerte
Zwei Wochen vor der US-Präsidentschaftswahl kämpft der republikanische Kandidat Donald Trump gegen schlechte Umfragewerte. Bei einem Wahlkampfauftritt in Tampa im US-Bundesstaat Florida sprach der Immobilienmogul am Montag von "gefälschten Umfragen" und äußerte erneut Zweifel an einem fairen Wahlverlauf. Trump und seine demokratische Rivalin Hillary Clinton werben im Schlussspurt des Wahlkampfes verstärkt um Wähler insbesondere in umkämpften Bundesstaaten wie Florida.
"Sie müssen alle rauskommen und wählen gehen", sagte Trump. Erneut kritisierte er seine Konkurrentin für deren E-Mail-Affäre in ihrer Zeit als US-Außenministerin. Er erinnerte an einen am Montag veröffentlichten Bericht des Wall Street Journal, demzufolge die Organisation eines Clinton-Vertrauten die Wahlkampagne der Ehefrau eines hochrangigen FBI-Beamten mit 500.000 Dollar unterstützt hatte, der seinerseits an den Untersuchungen der Vorwürfe gegen Clinton beteiligt war. Er wertete den Bericht als weiteren Beweis für seinen Vorwurf, dass das US-System "manipuliert" sei.
Foto: REUTERS/JONATHAN ERNST Ähnliche Vorwürfe erhob Trump auch in seiner eigenen Late-Night-Show, die in der Nacht zu Dienstag erstmals über das soziale Netzwerk Facebook ausgestrahlt wurde. Die Sendung mit dem Titel "Trump Tower Life" sei ein Weg, den "Medienfilter" zu umgehen. "Das ist ein Versuch von uns, euch Leute zu erreichen", sagte der Ko-Gastgeber der Sendung, Trump-Berater Cliff Sims. Die Sendung soll bis zur Wahl täglich laufen. In einer aktuellen Umfrage des Nachrichtensenders ABC News liegt Clinton bei 50 Prozent der Stimmen, während nur 38 Prozent der Befragten für Trump stimmen wollten. In einer am Montag veröffentlichten Umfrage des Senders CNN führte Clinton ebenfalls, allerdings nur mit fünf Prozentpunkten Vorsprung auf Trump.
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25. Oktober - Obama liest bei Jimmy Kimmel gemeine Tweets über sich vor
US-Präsident Barack Obama hat sich kurz vor Ende seiner Amtszeit noch einmal derber Kritik gestellt - in Form gemeiner Tweets. Er las am Montag (Ortszeit) in der Sendung des Late-Night-Talkers Jimmy Kimmel gemeine Twitter-Nachrichten über sich vor. Darunter etwa: "Obama könnte nicht mal einen Whopper ohne Gurke aushandeln."
In der Rubrik "Mean Tweets" lesen prominente Gäste der Comedy-Sendung eine Auswahl böser, teils unfreiwillig komischer Kurznachrichten vor, die Twitter-Nutzer über sie geschrieben haben. Obama hatte bereits im März vergangenen Jahres teilgenommen, als er zuletzt zu Gast war.
Damals war etwa ein Tweet dabei, in dem Obama die Schuld für den gestiegenen Preis einer bestimmten Biersorte gegeben wurde. Diesmal musste der Präsident als Sündenbock für eine enttäuschende Haarspülung herhalten. Zudem wurde er mit einem bekannten Trash-Film verglichen: "Barack Obama ist der Sharknado unter den Präsidenten. Laut, blöd und übermäßig hochgejubelt", hatte jemand in die Welt geschickt. Der 55-Jährige musste lachen, als er das vorlas.
Die heftigste Kritik gab es im letzten Tweet: "Präsident Obama wird als vielleicht schlechtester Präsident in die Geschichte der Vereinigten Staaten eingehen!" Geschrieben hatte das der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump. Obama hatte eine nicht minder vernichtende Antwort parat: "Wenigstens werde ich als Präsident in die Geschichte eingehen."
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24. Oktober – Vicksburg, Mississippi: Der Traum ist aus
Der Mann, der das Ticket in Elvis' Graceland abreißt, stützt sich auf einen Stock, wenn er aufstehen muss. Die Frau, die im Waffle House, einer Fast-Food-Institution der Südstaaten, zu Hilfe eilt, weil die Kassa streikt, hat auf ihrem Namensschild stehen, dass sie hier seit 1987 arbeitet - schon damals war sie wohl keine ganz junge Frau mehr. Und auch die Rezeptionistin im Motel ist schon in ihren Siebzigern. Seit der Wirtschaftskrise ist die sowieso schon hohe Anzahl von arbeitenden Senioren nochmal angestiegen - ein Viertel aller über 65-Jährigen arbeitet Voll- oder Teilzeit oder ist selbstständig. 33 Millionen sind es insgesamt, 2015 haben zum ersten Mal seit 1948 mehr Über-65-Jährige als Teenager in den USA gearbeitet. Es sind jene, die immer Tellerwäscher geblieben sind, denen sich der amerikanische Traum nie erfüllt hat. Und sie werden immer mehr.
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23. Oktober - Clarksdale, Mississippi: Wo der Teufel auf Gott trifft
In Clarksdale hat einst Robert Johnson dem Teufel seine Seele verkauft und wurde zum König des Delta-Blues. Heute ist in der Innenstadt Clarksdales kaum mehr eine Seele zu sehen, vermutlich ist selbst der Teufel schon weggezogen. Bei der ehemaligen Tankstelle verrosten die Zapfsäulen, vor Miss Del's General Store steht ein "For Sale"-Schild und selbst der "Delta Blues"-Shop ist dauerhaft geschlossen. Eine lokale Initiative, die Clarksdale Revitalisation Inc., hat eine monatliche Vortragsreihe für die Inhaber kleiner Shops hier ins Leben gerufen, aber es scheint, als wäre der Blues das Einzige ist, das hier mitten in Mississippi gedeiht.
Hier steht der Ground Zero Blues Club, er wurde zum Besten des Landes gewählt, und sein Besitzer ist berühmter, als es Clarksdale je werden wird: Morgan Freeman. Es passt, dass ein Mann, der in seinen Filmen immer wieder Gott spielt, sein Lokal dort eröffnet, wo auch der Teufel nicht weit ist. Wo das Leben mal der Himmel und mal die Hölle auf Erden sein kann - je nachdem, ob man in einem Bluesclub ist oder nicht.
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Greensburg, Pennsylvania: Die zehn Gebote zum Nachlesen
Dass Pennsylvania einst von tiefgläubigen Pilgern gegründet wurde, macht sich auch heute noch bemerkbar. Sogar für die USA, wo Kirchen aller Konfessionen die Landstraßen überall säumen, ist die die Dichte an Gotteshäusern besonders hoch. Kein unwichtiger Faktor für die US-Präsidentenwahl, sind doch vor allem die evangelikalen Christen verlässliche Wähler für Donald Trump. Zwar sind sie über seine sexistischen Grobheiten und seinen ganzen Lebenswandel nicht gerade glücklich, aber da Hillary für viele von ihnen als der "Teufel" gilt, gibt es eben keine Alternative zu dem New Yorker Milliardär. Schließlich geht es da auch um Grundsatzfragen wie das Verbot von Abtreibung oder Homoasexuellen-Ehe. Doch nicht nur Kirchen stellen sich einem auf Pennsylvanias Landstraßen ständig in den Weg, auch viele Privatleute geben einem sozusagen ein bisschen religiöse Nachhilfe auf den Weg mit. Hier hat jemand die zehn Gebote vor seinen Schwimmteich gepflanzt, so dass sie auch von der Straße aus gut sichtbar sind. Die US-Fahne - leider nicht gut zu sehen auf dem Foto - steht übrigens gleich daneben.
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23. Oktober - Trump fällt in Umfragen weiter zurück
Neues Umfragehoch für Hillary Clinton: In einer am Sonntag veröffentlichten Erhebung des TV-Senders ABC News lag die frühere Außenministerin zwölf Prozentpunkte vor ihrem republikanischen Widersacher.
50 Prozent der Befragten wollen demnach für Clinton stimmen, während sich 38 Prozent für Trump als nächsten US-Präsidenten aussprachen. Dies war die höchste Zustimmungsrate für Clinton seit Beginn des Wahlkampfs und gleichzeitig der schlechteste Wert für den Immobilienmogul.
Bei den weißen US-Bürgern lag Trump mit 47 zu 44 Prozent knapp vor Clinton, die wiederum bei Frauen deutlich besser abschnitt (55 Prozent) und 20 Prozentpunkte vor dem Republikaner lag. Erstmals in einer ABC-Umfrage war die frühere First Lady auch bei männlichen Teilnehmern beliebter als Trump (44 zu 41 Prozent).
Laut einem von der Website "realclearpolitics" errechneten Durchschnitt aller landesweiten Umfragen liegt Clinton knapp sechs Prozentpunkte vor Trump. Mit der Vorstellung seines 100-Tage-Programms versuchte Trump am Wochenende, wieder Boden gut zu machen. "Tatsache ist, dass das Rennen noch nicht vorbei ist", sagte seine Wahlkampfmanagerin Kellyanne Conway am Sonntag. "Wir wissen, dass wir gewinnen können."
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23. Oktober – Nackte Trump-Statue um 22.000 Dollar versteigert
Eine lebensgroße Straßenkunst-Statue, die Donald Trump völlig nackt zeigt, ist bei einer Auktion für knapp 22.000 Dollar (20.000 Euro) versteigert worden. Das wenig schmeichelhafte Abbild des republikanischen Präsidentschaftskandidaten mit dem Titel "The Emperor has no Balls" (übersetzt etwa: "Der Kaiser hat keine Eier") kam bei einer Straßenkunst-Versteigerung im Auktionshaus Julien's in Los Angeles am Samstagabend (Ortszeit) unter den Hammer.
Die nackte Trump-Figur, mit fülligem Bauch und unter der Gürtellinie zurechtgestutzt, hatte Mitte August für Schlagzeilen gesorgt. Aktivisten hatten fünf identische Statuen in San Francisco, New York, Los Angeles, Cleveland und Seattle an öffentlichen Plätzen aufgestellt. Fotos und Selfies mit dem Kunstwerk machten im Netz schnell die Runde.
Die Behörden ließen die Skulpturen noch am selben Tag entfernen. Nur ein Exemplar blieb dem Auktionshaus zufolge übrig. Ein Teil des Verkaufserlöses soll einer Organisation zugute kommen, die sich für Immigranten stark macht.
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23. Oktober – Clinton und Trump bei Halloween-Hunde-Parade in New York
Dutzende New Yorker haben zum nahenden Gruselfest Halloween ihre verkleideten Hunde bei einer Parade in Kostümen präsentiert. Unter den Charakteren befand sich auch US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump. Frauchen Kathy Lee kleidete sich als Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton: "Ich möchte niemanden verletzen.“ Und: "Ich muss beide Parteien repräsentieren, deshalb gehe ich als Hillary."
Außerdem noch dabei waren die Rockband Kiss, die Rap-Kombo Run DMC, Superhelden wie Batman und Wonder Woman und Figuren der Zeitgeschichte wie der Papst oder der britische König Georg I.
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23. Oktober - Memphis, Tennessee: 28 Jahre Protest gegen ein Museum
Aus einem Fenster schreit ein Mann: "Repeal Obamacare! Vote Trump!", während unten auf der South Main Street hunderte Besucher beim River Art Festival von Stand zu Stand schlendern. "Oh, he'd better shut up or he'll get shot like Martin Luther King", sagt eine Frau im Vorbeigehen genervt. King wurde 1968 am Balkon von Zimmer 306 des Lorraine Motel erschossen, keine 500 Meter von hier. Das Motel ist jetzt ein "Civil Rights Museum", die Gegend rundherum gentrifiziert, und gegenüber des Museums, da sitzt Jaqueline Smith und protestiert gegen das Museum. Sie macht das nahezu jeden Tag, nicht erst seit Kurzem. Sondern seit 28 Jahren und 280 Tagen. Sie hat ihren eigenen Stand und gehört eigentlich schon zum Museum dazu.
Sehr gesprächig ist sie nicht, vermutlich hat sie es satt, nach nahezu 29 Jahren immer und immer wieder dieselben Fragen zu beantworten. Stattdessen deutet sie je nach Frage auf eines der Schilder rund um ihren Stand. Dass man das jeweils Richtige liest, ist ihr dann aber doch wichtig: "Not THAT one, the other one."
Wogegen Smith protestiert, ist nicht, dass Martin Luther King gedacht wird. Sondern wie es passiert. Sie war die letzte, die in dem Motel gewohnt hat, bevor man sie gezwungen hat, auszuziehen. In Memphis sei die Lage seitdem kaum besser geworden, die Stadt ist unter den fünf gefährlichsten Städten der USA und auch unter jenen fünf, in denen die Schere zwischen arm und reich am größten ist.
Und rund um das Motel leben jetzt verstärkt die Reichen. Es sind Restaurants aus dem Boden geschossen, neben Graceland ist das Museum der wichtigste Touristenmagnet der Stadt. Das hat steigende Grundstückspreise zur Folge und dass aus dem ehemaligen Schwarzenviertel das Hipstereck der Stadt wurde, in dem das Wohnen für viele zu teuer geworden ist. Und das gesamte Motel, in dem King erschossen wurde, steht leer. Die Obdachlosen der Stadt hier einzuquartieren wäre viel eher im Interesse von Martin Luther King gewesen als ein Museum zu errichten, glaubt Smith.
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22. Oktober – Nashville, Tennessee: „Am 8.November feiern wir“
Tennessee ist weit entfernt davon, ein Battleground State zu sein. Egal, wie die Wahl ausgeht, dass Trump den Bundesstaat nicht gewinnt, ist fast undenkbar. Wie geht es einem Demokraten in Tennessee damit? Gary Bynum ist Vorsitzender der demokratischen Partei in Davidson County, zu dem auch Nashville gehört, die größte Stadt in Tennessee.
kurier.at: Tennessee ist ein klar republikanischer Staat, wie sieht der Wahlkampf hier aus?
Gary Bynum: Für uns waren tatsächlich die Vorwahlen wichtiger. Ich war damals schon für Clinton, es war allerdings ein einfacher Wahlkampf hier, die Clintons kommen mit ihrem südlichen Background - Bill Clinton ist aus Arkansas - hier sehr gut an. Sie hat mit rund 65 Prozent gewonnen, die Menschen hier vertrauen ihr.
Machen Sie jetzt überhaupt Wahlkampf?
Es geht ja immer darum, welche Staaten gewonnen werden können - und Tennessee ist ein roter Staat. 99 Prozent der Dinge, die wir hier machen, drehen sich um North Carolina. Wenn wir uns treffen, um Wähler anzurufen, rufen wir in North Carolina an und nicht in Tennessee. So machen wir das in den meisten Staaten, die nicht zu gewinnen sind. Die Demokraten in Kentucky telefonieren nach Ohio.
Das ist tatsächlich spannend zu sehen, gestern bin ich durch North Carolina gefahren, wo man viele Schilder sieht, aber hier in Tennessee schaut es so aus, als wären gar keine Wahlen.
Ja, es gibt hier auch keine TV-Werbungen. Aber wir haben schon allein in Davidson County über 1000 Schilder aufgestellt. Auf dem Land stimmt das aber, dass es kaum Schilder gibt, das liegt an zweierlei Dingen: Für die Demokraten hat es keinen Sinn, weil sie sowieso nicht gewinnen und ich glaube, diesmal schämen sich auch viele Republikaner dafür, dass Trump ihr Kandidat ist, und sie stellen deshalb keine auf.
Was interessiert die Wähler, mit denen sie reden, am meisten?
Gesundheitsvorsorge. Und ein Supreme Court, der voll besetzt ist.
Oft, wenn ich mit Leuten rede, sagen sie mir, dass diese Wahl eine ganz seltsame ist, weil sie kein Kandidat anspricht.
Also unter den Demokraten hier ist der Enthusiasmus so hoch wie seit den Achtzigern nicht mehr, würde ich sagen. Für unabhängige Wähler ist es vermutlich anders. Ich glaube, es liegt daran, dass Hillary seit 30 Jahren in der Öffentlichkeit steht. Es ist so viel Falschinformation über sie im Umlauf, und irgendwann beginnen die Menschen, das zu glauben.
Ist es nicht auch so, dass viele Menschen eben genau nicht jemanden wollen, der so lange in der Politik ist?
Ja, das stimmt, dieses Gefühl gibt es. Dass es einen Wechsel braucht, jemanden, der kein Politiker ist. Aber das Problem ist: Diese Kandidaten wie Trump haben keine Ahnung, das hat sich ja auch in den Debatten gezeigt. Trump hat keine Ahnung von Außenpolitik. Oder Steuerpolitik.
Sie sind sehr siegessicher, ein bisschen erinnert mich die Situation mit Trump aber an den Brexit - niemand hat damit gerechnet, aber plötzlich war er da.
Wir sind nicht Großbritannien. Dieser Vergleich ist nicht zulässig, auch weil wir ein ganz anderes Wahlsystem haben. Glauben Sie mir: Am 8. November werden wir feiern.
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Pittsburgh, Pennsylvania: "Jetzt kommt diese ganze Frauenfeindlichkeit heraus"
Am Tag zuvor noch, in Johnstown, hat Trump gelästert, dass zu Hillarys Wahlkampfauftritten kaum Leute kommen würden. In Pittsburgh jedenfalls sieht das gar nicht danach aus. Hier, am Rand der Stahlstadt, stehen die Menschen vor einer Schule dreimal um den Block herum Schlange, um Clinton zu sehen. Und es sind vor allem die Frauen, die sich hier für die Demokratin begeistern können. "Historisch" sei das, worum es hier gehe, meint etwa die 50-jährige Rachel - und meint damit nicht nur, dass eine Frau erstmals US-Präsidentin werden könnte:"In diesem scheußlichen Wahlkampf ist wenigstens etwas Gutes passiert: Jetzt kommt diese ganze Frauenfeindlichkeit, die in diesem Land steckt, komplett heraus und wir offen diskutiert. Jetzt kriegen das sogar die Männer mit, die sonst immer so tun, als ob das gar nicht da wäre." Trump und seine Fans, sind hier viele überzeugt, würden das Land gerne in die 50er zurückschicken." Das wollen die Hillary-Fans verhindern. Es ist kein leichtes Terrain für die Demokratin. Die verschwundene Industrie hier in Pennsylvania, die Arbeits- und Perspektivenlosigkeit treibt Trump in diesem für den Wahlsieg so wichtigen Staat die Wähler zu. Hillary aber wirkt bei ihrer wie immer etwas steifen Rede trotzdem siegessicher:"Wir können für euch was tun, wir werden es tun, aber so einfach kommen die Jobs nicht zurück." Dass sich Trump als der Retter der US-Stahlarbeiter präsentiert, das quittiert sie mit einer höhnischen Bemerkung:"Und in seine eigenen Hotelbauten hat er billigen chinesischen Stahl gesteckt."
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22. Oktober - Mormone könnte Utah gewinnen
Der weithin unbekannte Evan McMullin steht vor einem Sensationssieg im US-Staat Utah, der ihn bei einem Patt zwischen Hillary Clinton und Donald Trump sogar ins Weiße Haus katapultieren könnte. Schaffen die beiden keine Mehrheit im Wahlmännergremium, kürt nämlich das von Trump-kritischen Republikanern dominierte US-Repräsentantenhaus den Präsidenten.
Der Mormone McMullin führt in einer aktuellen Umfrage in seiner Heimat mit 31 Prozent vor Trump (27 Prozent) und Clinton (24).
Sollte McMullin tatsächlich in Utah gewinnen, wäre es das erste Mal seit 1968, dass ein US-Staat nicht für einen Demokraten oder Republikaner gestimmt hat.
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22. Oktober - Umschlag mit verdächtigem Pulver an Clintons Wahlkampfbüro gesandt
An ein Wahlkampfbüro von Hillary Clinton ist ein Umschlag mit einem verdächtigen weißen Pulver geschickt worden, das aber offenbar nicht gefährlich war. Der Umschlag sei zunächst in Clintons Büro im New Yorker Stadtteil Manhattan abgegeben worden, sagte Polizeisprecher Thomas Antonetti. Wahlkampfhelfer hätten die Sendung an die Zentrale im Stadtteil Brooklyn weitergeschickt. Eine erste Untersuchung habe ergeben, dass der Umschlag keine gefährliche Substanz enthalten habe, sagte Antonetti.
Die Gesundheitsbehörden untersuchen das Pulver jedoch weiter. In dem Umschlag war dem Polizeisprecher zufolge außerdem ein Schreiben, das aber keine Todesdrohungen enthalten habe.
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22. Oktober - Ivanka Trump bangt um ihre Marke
Die Tochter des republikanischen Präsidentschaftskandidaten fokussiert ihre wirtschaftlichen Aktivitäten derzeit rund um junge Frauen und arbeitende Mütter. Dazu hat sie unter anderem eine Modelinie entwickelt und vertreibt eine dazu passende große Produktpalette unter dem Label #WomenWhoWork. Nun muss sie um ihren Erfolg fürchten. Nach den wiederholt frauenfeindlichen Aussagen ihres Vaters und dem Video mit Moderator Billy Bush haben nun einige Kritikerinnen zum Boykott aufgerufen. Unter anderem werden diverse große US-Handelsketten dazu aufgefordert, Trumps Beauty-Produkte nicht mehr zu vertreiben. Ivanka Trump versucht ihre Marke zu retten, unter anderem versuchte sie bei einer Frauen-Konferenz des Wirtschaftsmagazins Fortune in New York klarzustellen: „Ich bin keine Stellvertreterin (Anm.: von Trump), ich bin einfach eine Tochter.“ Der Boykott-Aufruf läuft.
We need to stand together against @realDonaldTrump and @IvankaTrump. Boycott everything TRUMP, their Brand is toxic https://t.co/dCjVQukmwj
— NastyGirlsVoteHRC (@Kimmill53405340) 20. Oktober 2016 -
22. Oktober - Russland will Wahlbeobachter schicken
Die US-Regierung ist verwundert. Medienberichten zufolge versucht Russland eigene Wahlbeobachter zur US-Wahl zu entsenden. Texas, Louisiana und Oklahoma sollen laut russischen Medienberichten entsprechende Gesuche abgelehnt. Die Entscheidung über solche Anfragen obliegt den Bundesstaaten, bestätigt der Sprecher des Weißen Hauses, Josh Earnest.
Earnest stellt aber die Motive Russlands in Frage. Russische Wahlbeobachter hätten sich einer internationalen OECD-Mission anschließen können, die die Wahlen in den USA beobachtet. Dies habe Russland jedoch abgelehnt.
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22. Oktober – Sind Republikaner die schlechteren Verlierer?
Nur die Hälfte der US-Republikaner würde einer Umfrage zufolge die Demokratin Hillary Clinton als neue Präsidentin akzeptieren, sollte sie die Wahl gewinnen. Das geht aus einer am Freitag veröffentlichten Reuters/Ipsos-Umfrage hervor. Befragt wurden fast 1200 US-Bürger vom 17. bis zum 21. Oktober.
Außerdem erklärten fast 70 Prozent der US-Bürger aus der Partei von Donald Trump, ein solcher Sieg würde durch Wahlfälschung zustande kommen. Allgemein zeigten laut der Studie Republikaner größere Vorbehalte als Demokraten über einen korrekten Ablauf der Wahl.
"Die Republikaner machen sich einfach mehr Sorgen als die Demokraten über alles", erklärt die Wahlforscherin Lonna Atkeson von der University of New Mexico zur Stimmung vor der Wahl. Eine derartige Situation habe es in der jüngeren US-Geschichte noch nie gegeben, sagte sie. Der Auslöser sei Trump: "Der Effekt muss durch den Kandidaten zustande kommen."
Trump hat wiederholt vor Wahlmanipulationen gewarnt und sich vorbehalten, gegen das Ergebnis der Abstimmung vorzugehen. Clinton hat dagegen angekündigt, den Ausgang auf jeden Fall zu akzeptieren.
Trump hat sich außerdem geweigert zu sagen, dass er das Ergebnis der Präsidentschaftswahl in jedem Fall anerkennen werde. "Indem er das tut, gefährdet er unsere Demokratie", sagte Clinton am Freitag bei einem Wahlkampfauftritt in Cleveland im Bundesstaat Ohio.
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21. Oktober – Nashville, Tennessee: Die Sache mit den Waffen
Es ist diese eine Sache, die niemand an den USA versteht. „Ich hab neulich mit einer Journalistin aus Argentinien geredet, ich hab lange versucht, es zu erklären, aber sie sagte immer wieder nur: Sorry, ich versteh es nicht“, sagt Beth Roth. „Und um ehrlich zu sein: Ich verstehe es auch nicht. Und ich bin aus dem Süden.“ Es geht um die Waffenliebe der Amerikaner, die alle Shootings, alle Anschläge überdauert, mehr noch: Immer nach einem Shooting ist nicht nur ein immer frustrierter wirkender Obama im Fernsehen, immer dann kaufen die Menschen auch mehr Waffen. „Oft genau die, die der Shooter hatte“, sagt Roth. Sie hat das Safe Tennessee Project gegründet, das für einen vernünftigen Umgang mit Waffen lobbyiert. Denn jeden Tag wird in den USA ein Kind erschossen „Kleinkinder töten in den USA jedes Jahr mehr Menschen als Terroristen“, sagt Beth Roth.
Und schnell sind wir wieder beim Ausgangspunkt. Warum? Die Affinität zu den Waffen, sagt Roth, habe vor allem historische Gründe: Die USA sind eine sehr junge Nation, die durch einen Unabhängigkeitskrieg erst entstanden ist; und die Siedler, die in den Westen vordrangen, brauchten Waffen. Und nicht zuletzt gäbe es eben das zweite Amendement der Verfassung – und heute sei das Argument schon fast, dass es deshalb unpatriotisch sei, keine Waffe im Haus zu haben.
Und schließlich gäbe es eben noch die National Rifle Association, die sich in den Achtzigern von einer Interessensgemeinschaft zur stärksten Lobby der USA entwickelte. Eine ihrer Taktiken sei es, wann immer jemand – auch nur kleine – Einschränkungen wie zum Beispiel erweiterte Backgroundchecks fordere, dieser Person sofort vorzuwerfen, sie wolle allen Amerikanern die Waffen wegnehmen. Rund 90 Prozent der US-Amerikaner würden solche Maßnahmen unterstützen, das sie dennoch nicht beschlossen werden, läge auch an der NRA, sagt Beth Roth. „Wenn ein Republikanischer gegen die Interessen der NRA stimmt, dann unterstützt die NRA beim nächsten Vorwahlkampf mit sehr viel Geld einen republikanischen Konkurrenten.“
Roth ist Demokratin, aber dass Clinton wirklich etwas ändern könnte, das glaubt sie nicht. „Es gibt dieses Meme mit einem leeren Raum, und darunter steht 'Hier sind alle Waffen, die Obama den Amerikanern weggenommen hat.'“, erzählt sie. Sie versucht, die Einstellung der Menschen auf der lokalen Ebene zu ändern, weil sie nicht mehr die Illusion hat, dass sich in Washington die Vernünftigen durchsetzen. Allerdings: „Die NRA hat in Trump mehr Geld investiert als in alle republikanischen Kandidaten vor ihm. Vielleicht bringt sie seine Niederlage zum Umdenken“, sagt Roth.
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Johnstown, Pennsylvania: "Trump bringt die Kohle zurück"
Ross hat mich gebeten, ihn von hinten zu fotografieren, so sieht man das Motto auf seinem Sweat-Shirt: "Pensionierter Kohlebergwerker - und stolz darauf". Der 58-Jährige hat es extra angezogen für die Wahlkampf-Rede von Donald Trump, hier in der Eishockeyhalle, denn er ist wirklich stolz darauf, dass er 26 Jahre in der Mine hier in der Nähe gearbeitet hat, bis sie endgültig zugesperrt hart. Zugesperrt so wie fast die gesamte Industrie hier in der Gegend. Johnstown hat einst die ganze US-Ostküste mit Stahl beliefert, aber das ist Vergangenheit. Jetzt gibt es hier nur mehr schlecht bezahlte Jobs für irgendwelche Dienstleister und dazu jede Menge Frustration. Trump wird hier von Tausenden Menschen bejubelt, weil er verspricht, die Kohlebergwerke wieder aufzusperren, und natürlich auch die Stahlwerke. Damit es endlich wieder Arbeit gibt in Johnstown -und nicht irgendwo anders auf dieser Welt, wohin die, wie Trump sagt, Jobs hingeschafft wurden. Ross ist sich auch nicht ganz sicher, ob er das glauben soll, aber für heute Nachmittag bei der Trump-Rallye reicht es für ein bisschen Begeisterung in schweren Zeiten.
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21. Oktober - The loser takes it all
Wer den US-Wahlkampf in den vergangenen Monaten verfolgt hat, dem wird nur schwer entgangen sein, dass Donald Trump gerne Witze auf Kosten andere Menschen, Gruppen oder Minderheiten reißt. Derzeit trifft die Häme "The Donald" selbst. Wer im Internet www.loser.com in die Suchleiste eintippt, landet auf... ja, genau: der Wikipedia-Seite von Donald Trump.
Foto: screenshot Die Website www.loser.com ist ein "Dinosaurier", existiert sie doch schon seit dem Jahr 1995. Der Systemanalytiker Brian Connelly hat sie damals für 35 US-Dollar registrieren lassen. Seitdem erlaubt Connelly sich gerne ein Späßchen und verlinkt seine Loser-Website immer wieder mal auf verschiedene Personen des öffentlichen Lebens. Ob Schauspieler Charlie Sheen, Rapper Kanye West oder der ehemalige US-Politiker Al Gore - vielen wurde diese zweifelhafte Ehre zuteil.
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21. Oktober - Trump vergleicht sich mit Jesus
Donald Trump und Hillary Clinton haben sich in einer humoristischen Wahlkampfpause am Donnerstag in New York gegenseitig verbal aufs Korn genommen. Bei einem traditionellen Benefiz-Dinner, ausgerichtet von der New Yorker Alfred-E.-Smith-Memorial-Foundation zugunsten katholischer Kindereinrichtungen, ging Donald Trump in seiner mit Seitenhieben gespickten Tischrede dem Publikum phasenweise zu weit.
„Sie ist korrupt, sie wurde sogar aus dem Watergate- Untersuchungsausschuss geworfen“, sagte Trump in Anspielung auf eine seit langer Zeit kursierende, aber nie bestätigte Verschwörungstheorie. Die Quittung waren Buhrufe der Bankett-Gäste. US-Beobachter konnten sich nicht erinnern, dass jemals zuvor ein Redner bei der Traditionsveranstaltung ausgebuht wurde.
Trump und Clinton saßen bei dem Abendessen im noblen Waldorf Astoria-Hotel knapp nebeneinander, nur getrennt durch den Erzbischof von New York, Kardinal Timothy Dolan, und wechselten auch ein paar Worte miteinander.
"Einfacher Zimmermann"
Gleich zu Beginn seiner Tischrede verglich sich der republikanische Präsidentschaftskandidat mit Jesus. Auch er sei „nur ein einfacher Zimmermann, der für seinen Vater gearbeitet habe“, sagte er. Doch rasch kamen die Angriffe auf seine Konkurrentin - Clinton sei eine versteckte Katholiken-Hasserin, sagte Trump. Er verstehe nicht, wie jemand, der so korrupt sei, sich für das höchste Amt im Staat bewerben könne. Vom Publikum wurden diese Aussagen nicht goutiert, wie die „New York Times“ berichtete.
Die meisten Lacher konnte Trump auf seine Seite ziehen, als er einen Witz auf Kosten seiner Frau Melania machte: „Michelle Obama hielt eine Rede und alle sagten, die sei großartig“, sagte Trump. „Melania hielt exakt die selbe Rede, und wird kritisiert. Ich verstehe es nicht“, sagte er in Anspielung auf Parteitagsrede seiner Frau, die in Teilen ein Plagiat war.Clinton hielt sich mehr zurück und übte sich in Selbstironie. „Das ist hier ein Geschenk für Sie - normalerweise nehme ich viel Geld für solche Reden“, sagte sie eingangs ans Publikum gerichtet, den Vorwurf ihrer Kritiker, sie lasse sich von Wall-Street-Bossen für Reden bezahlen, aufs Korn nehmend. „Ich sage immer, was die Leute hören wollen“, betonte sie und schickte hinterher: „Diese Wahl wird sehr bald vorüber sein.“
Auch sie nahm ihren Konkurrenten aufs Korn - Trump übersetze auf seinen Telepromptern „aus dem russischen Original“. Auch Trumps Aussagen über Frauen brachte sie ins Spiel: Für die meisten US-Amerikaner sei die Freiheitsstatue in New York ein Symbol der Hoffnung und ein Willkommensgruß an Einwanderer. Trump hingegen sehe in Lady Liberty eine Vier auf der Attraktivitäts-Skala. „Vielleicht eine Fünf, wenn sie die Fackel und Tafel los wird und sich eine neue Frisur zulegt.“
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21. Oktober - Ein Brief aus dem Jahr 1993
Inmitten des wohl härtesten Wahlkampfs der US-Geschichte erinnert ein alter Brief von Ex-Präsident George H.W. Bush an seinen Nachfolger Bill Clinton an gemäßigtere Zeiten: "Ihr Erfolg ist nun der Erfolg unseres Landes", schrieb der Republikaner 1993 nach seiner Niederlage an den demokratischen Gegner, der nach ihm im Weißen Haus einzog. "Ich unterstütze Sie."
Der 41. Präsident der Vereinigten Staaten gab seinem Nachfolger Clinton in dem handschriftlichen Brief zur Übergabe auch einen Rat: "Es wird sehr harte Zeiten geben. Aber lassen Sie sich nicht von den Kritikern entmutigen oder vom Kurs abbringen." Zugleich wünschte Bush seinem politischen Kontrahenten und dessen Familie alles Gute.
This is what democracy and graciousness looks like. Pres George W. Bush's letter to Pres Bill Clinton. #class #41st pic.twitter.com/NDOL9JctgI
— Petra Aaron (@AntiguanQueen1) October 20, 2016 -
20. Oktober - Nashville, Tennessee: Warten auf den Bus
Ein Busstop auf der 12th Avenue South, eine schwarze Wohngegend. Ein Gewitter geht nieder, der Wind peitscht den Regen fast waagrecht ins Wartehäuschen. "This isn't funny, that's the kind of weather that makes people sick and shit", sagt die ältere der beiden Frauen, die auf den Wartebänken sitzen.
Sie stört nur das Umwetter, aber die jüngere muss um 14:00 Downtown und in der Schule sein. Zu Fuß ist das eine knappe Stunde, mit dem Taxi sind es rund 20 Dollar. Und der Bus? Der kommt seit Ewigkeiten nicht. Selbst wenn er das würde: Ein Bus fährt um 12:45, der ist offenbar ausgefallen. Dann ist sie eine dreiviertel Stunde zu früh in der Schule. Der nächste fährt um 14:00 - dann kommt sie eine halbe Stunde zu spät.
Die öffentlichen Verkehrsmittel sind in fast allen US-amerikanischen Städten eine Katastrophe, und Nashville ist da keine Ausnahme. Wer sich kein Auto leisten kann oder will, ist oft aufgeschmissen. Heute kommt der Bus um 13:30, eine dreiviertel Stunde zu spät. Damit kommt sie genau pünktlich an, aber völlig durchnässt.
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Washington DC: Wahlkampf in der Küche
Heute abend telefonieren, morgen abend an Türen klopfen. Clintons Wahlkampf-Helfer sind in diesen Tagen ständig und überall im Einsatz. Laura hat für diesen Abend in ihr Haus im Norden von Washington eingeladen. Es gibt Saft, Karottensticks, Kuchen und dazu elendslange Listen mit Namen und Telefonnummern aus der Wahlkampf-Zentrale Etwa 20 Leute sind gekommen und rufen in den nächsten zwei Stunden all diese Nummern durch.
Es sind potenzielle Hillary-Wähler, die Zentrale ausgemacht hat, und die sollen jetzt telefonisch überzeugt werden. Morgen geht es dann im Wahlkampf-Bus nach Pennsylvania, in einen der umkämpften, wahlentscheidenden Bundesstaaten. Auch dafür werden Freiwillige gesucht, die dann dort von Haus zu Haus gehen und an Türen klopfen, um die Leute für Hillary zu gewinnen. Die Stimmung unter den Aktivisten ist gut, dass von einer ganzen Liste mit 20 Nummern durchschnittlich gerade einmal fünf den Hörer abheben, ist Wahlkampf-Alltag.
"Manchmal erfährt man dann, dass jemand auf der Liste seit langem tot ist", erzählt die erfahrene Wahlkämpferin Barbara von ihren Erfahrungen: "Und manchmal gerät man an einen Republikaner, aber die sind trotzdem meistens freundlich." Unangenehmer kann dagegen manchmal das Wahlkämpfen an der Haustür werden. Barbara etwa erinnert sich an ihren ersten Einsatz für Obama 2008: "Da hat mir eine Frau gleich an der Tür gesagt: Sie gehen jetzt besser, mein Mann holt das Gewehr aus dem Kasten."
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20. Oktober - Eminem rappt gegen Trump
Rapper Eminem (44) hat überraschend einen neuen Song veröffentlicht, in dem er auch Donald Trump (70) angreift. In dem acht Minuten langen Track "Campaign Speech" bezeichnet der Musiker ("Lose Yourself") den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner als "tickende Zeitbombe", der die Macht habe, Atomraketen abzufeuern. "Ist es das, was ihr wollt?"
Eminem kündigte in einem Tweet von Mittwoch (Ortszeit) außerdem ein neues Album an. Der 44-Jährige steht in einer Reihe anderer Künstler, die musikalisch gegen Trump mobilmachen. In dem Projekt "30 Days, 30 Songs" präsentieren derzeit Bands wie R.E.M. und Franz Ferdinand jeden Tag einen neuen Anti-Trump-Song im Internet.
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Columbus Heights DC: "Die Kirche ist wahlfreie Zone"
Die All Souls Church in diesem inzwischen hippen Latino-Viertel ist der Treffpunkt für Liberale und Linke. Reverend Rob sieht sich selbst als deklarierter Gegner der evangelikalen Rechten, die vor allem im Süden der USA den Ton angibt und Hillary Clinton gerne als "den Teufel" bezeichnet. Rob kämpft für die Schwulenehe und für die Einbürgerung illegaler Einwanderer. Die unitaristischen Kirchen wie die All Souls Church sind traditionell progressiv. Waren sie doch schon im 19. Jahrhundert die ersten Kirchen, in denen Schwarze und Weiße gemeinsam Gottesdienst feiern konnten. Das Publikum ist auch heute noch bunt gemischt. Von der Latino-Großfamilie bis zum Hipster mit Langbart ist alles vertreten. Und worüber man sich hier auf jeden Fall einig ist, ist dass man von diesem schmutzigen Wahlkampf ziemlich genug hat. Vor allem über weitere Skandale und sexistische Grobheiten von Donald Trump will niemand mehr reden. Clinton zu wählen ist hier, wie meine Nachbarin in der Kirchenbank sagt, "einfach Pflicht".
Reverend Rob verspricht deshalb gleich zu Beginn des Gottesdenstes, dass die Kirche heute "wahlfreie Zone" bleibt: "Es ist schon genug kaputt gemacht worden in diesem Wahlkampf. Wir kümmern uns lieber, um die Hoffnung, dass es besser wird".
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19. Oktober - Gatlinburg, Tennessee: What happens in Vegas
Gatlinburg ist ein Städtchen im Rande des Great Smoky Mountains Nationalparks, das von jenen Touristen leben, die eben diesen Park besuchen. Es reihen sich hier von T.G.I. Friday über Starbucks, McDonalds und Dunkin' Donuts dutzende Fastfood-Ketten neben Touristenshops. Es hat nicht viel zu bieten außer einer kleinen Anekdote aus der Welt der Country Music: Hier in Gatlinburg findet der von Johnny Cash besungene "Boy named Sue" nach langer Suche seinen verhassten Vater, der ihm eben einen Mädchennamen gegeben hat - inspiriert wurde er von der wahren Geschichte eines Richters mit dem Namen Sue K. Hicks, der nach seiner Mutter benannt wurde.
Viel spannender ist, was heute Abend in Las Vegas stattfindet: Die letzte TV-Debatte zwischen Hillary Clinton und Donald Trump. Die Ausgangslage ist klar: Clinton hat einen komfortablen Vorsprung in den Umfragen, für Trump ist es vielleicht seine letzte Chance, wenn es nicht schon zu spät ist. Auf den Newssendern diskutieren die pundits darüber, ob es für Clinton nicht am besten wäre, einfach nicht aufzutauchen zur Debatte - schließlich hat sie nichts mehr zu gewinnen, aber einiges zu verlieren.
Denn wie Trump die Debatte anlegen wird, lässt sich anhand dieses Werbespots erahnen:
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18. Oktober - Cherokee, North Carolina: "Jeder liebt Trump"
Die Strecke von Helen nach Cherokee führt durch ein trostloses Amerika, mit roadside shops, die oft nicht mehr als Schuppen sind. Die Siedlungen sind zerstreut und wirken heruntergekommen. Über einer Straße hängt ein Schild: "Moving to Canada? We can sell your house", neben einem zu verkaufenden Haus ein anderes: "Looking for privacy? Here you're right". Vielleicht stammt zweiteres von dem Unternehmen, das ersteres verspricht. Die Menschen ziehen aber nicht nach Kanada, weil sie Angst vor Trump haben. Clinton ist nicht präsent, aber Trumps "Make America Great Again"-Schilder häufen sich, obwohl Amerika hier nie great war. Die originellsten Schilder hat aber Dan Forest, der als Lieutenant Gouverneur kandidiert: "Run, Forest, Run"
Cherokee ist ein indianisches Städtchen mit grässlichem Indianerkitsch bis hin zu Ureinwohnern mit knallbuntem Plastikfederschmuck, die sich gegen Trinkgeld fotografieren lassen. Es gibt dutzende Ramschläden, in denen indianisches Handwerk und Traumfänger verkauft werden, genauso wie T-Shirts mit Sprüchen, auf einem steht: "Indians had bad immigration laws".
Und weil Wahlkampf ist, gibt es auch allerlei Trump- und Clinton-Merchandise zu kaufen, mit einer klaren Schlagseite für Trump.
Foto: thomas trescher Foto: thomas trescher
Foto: thomas trescher Foto: thomas trescher Foto: thomas trescher An der Theke stehen Flaggen für beide Kandidaten - welche werden mehr gekauft? Der Verkäufer starrt mich entgeistert an, wortlos deutet er auf jene Trumps. Als ich weitergehe, findet er die Sprache doch noch wieder: "Jeder liebt Trump."
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18. Oktober - Washington DC: Legales Kiffen und eine tödliche Heroinwelle
Überall in den ärmeren, meist schwarzen Vierteln sind in der Hauptstadt solche Schilder rund um Schulen aufgestellt. Viele Schüler kümmert das kaum, sie kiffen einfach ein paar Ecken weiter. Und es gibt kaum einen Park in den grünen Außenbezirken, wo man nicht eine Gruppe Jugendlicher mit einem Joint oder einer einschlägigen Pfeife sehen kann. Für Erwachsene ist Konsum von Marijuana in DC inzwischen ohnehin legal. Immer häufiger gibt es Läden, die das Zeug auch verkaufen, sogenannte dispensaries. Doch das wirklich große Problem, nicht nur in der Hauptstadt, sondern vor allem in ärmeren ehemaligen Industrievierteln im Nordosten des Landes ist eine Welle von billigem Heroin. Um drei Dollar ist ein Schuss inzwischen oft erhältlich. Und die Konsumenten sind oft chronische Schmerzpatienten im mittleren Alter. Sie sind von ihrem Arzt auf die in den USA viel häufiger als bei uns verschriebenen Opioid-Schmerzmittel gesetzt worden. Irgendwann, wenn sie dann abhängig von diesen Tabletten sind, bezahlt sie die oft beschränkte private Krankenversicherung nicht mehr - und als Ausweg bleibt nur das Heroin auf der Straße.
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18. Oktober – Helen, Georgia: Die Uberkrainer, Prost und Autobahn
Ein sterbendes Dorf in einer sterbenden Region will sich seinem Schicksal nicht ergeben - und wird zu einem bayrischen Dorf. Warum das Oktoberfest Helen gerettet hat, lesen Sie hier. -
18. Oktober - Larry Flynt bietet eine Million Dollar für weitere Trump-Enthüllungen
Der Porno-Herausgeber Larry Flynt hat sich in den US-Wahlkampf eingeschaltet: Er bietet eine Belohnung von einer Million Dollar (900.000 Euro) für weitere Enthüllungen zum Sexismus-Skandal des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump.
Belohnt werde, wer weitere Aufzeichnungen von Trump mit „abwertenden“ Äußerungen über Frauen oder der Beschreibung „illegalen“ Verhaltens liefere, teilte der Gründer des Erotikmagazins Hustler mit.
"Enttäuschend und unfassbar"
Trump ist durch einen heimlichen Mitschnitt aus dem Jahr 2005, in dem er mit sexuellen Übergriffen gegenüber Frauen prahlt, sowie die Berichte verschiedener Frauen über derartige angebliche Zudringlichkeiten des Immobilienmoguls massiv unter Druck geraten. In den Umfragen ist er zuletzt hinter die Demokratin Hillary Clinton zurückgefallen.
Der 73-jährige Flynt bezeichnete Trumps Verhalten gegenüber Frauen als „zugleich enttäuschend und unfassbar“, besonders bei jemandem, der Präsident werden wolle. Der Porno-Herausgeber betonte, dass er selber „immer die Frauen zelebriert“ habe. Flynt hatte bereits in den vergangenen Jahren wiederholt Belohnungen für Hinweise zur Verwicklung von Politikern in Sex- oder Korruptionsskandale ausgeschrieben.
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17. Oktober, Georgia – Unter falscher Flagge
Das Rot steht für das Blut Christi, das Weiß für Gottes Schutz und das blaue Kreuz für den ersten Apostel Andreas. Und die 13 Sterne stehen für die 13 Staaten, die sich abgespalten haben, um im Zuge des amerikanischen Bürgerkriegs für die Sklaverei und die Unabhängigkeit des Südens zu kämpfen.
Die Flagge der Konföderation ist das vielleicht umstrittenste Symbol der USA. Nach dem Bürgerkrieg und der Niederlage der Konföderation wurde sie verboten, aber im Zuge der Bemühungen um ein Zusammenwachsen der USA wurde dieses Verbot wieder aufgehoben. Manche bringen sie mit Freiheit und Rebellion in Verbindung, aber für die meisten ist sie ein rassistisches Symbol. In Mississippi ist die Südstaatenflagge Teil der Staatsflagge und in Georgia ist sie es erst seit 2003 nicht mehr. In South Carolina war sie über dem Parlament gehisst, bis Dylann Roof im Vorjahr in Charleston eine Kirche stürmte, neun Afroamerikaner erschoss und auf seiner Facebookseite ein Video gefunden wurde, in dem er die amerikanische Flagge verbrannte und jene der Konföderation hochhielt.
Hier im nördlichen Georgia ist sie trotzdem allgegenwärtig. Mit Aufschriften wie: „Sie sind dafür gestorben – das Mindeste, das du tun kannst ist dafür zu kämpfen“. Sie ist nicht nur in den Hinterzimmern von obskuren Läden zu haben, sie hängt hell beleuchtet in Souvenirshops. Sie ist Teil des Alltags. Wer sich wundert, wo die Menschen sind, die Trump wählen: Genau hier.
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Washington DC: Glückwunsch vom Donald
Auch keine schlechte Überraschung, wenn man zum Geburtstag auf einmal ein Trump-Kärtchen bekommt, Aber egal, wie schlecht der Milliardär und Kandidat derzeit in den Umfragen steht, die Marke Donald geht gut - und wird, da sind sich Experten einig, auch nach der Wahl gut gehen. Trump wird wohl auch seine Niederlage in Geld verwandeln, vor allem wenn er sie - so wie derzeit - als großen Betrug am Wähler ausschlachten wird. Seine Wahlkampf-Berater vom rechtskonservativen Medienportal Breitbart haben auf jeden Fall ein neues Zugpferd für ihre Verschwörungstheorien, in denen die Clintons derzeit die Hauptrolle spielen. Trump-TV, sicher ein Quotenhit. "Huge" wie Trump selbst sagen würde.
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