Ungarische Opposition: Links, weiblich, anti-illiberal

„Gemeinsam sind wir stärker als Fidesz“, sagte Klára Dobrev kürzlich in einem KURIER-Interview. Nur gemeinsam, glauben die Oppositionsparteien vom linken bis zum rechten Spektrum, kann man gegen die Übermacht der rechtskonservativen Regierungspartei Fidesz ankommen.
Die 49-jährige Juristin ging aus der ersten Runde der Vorwahl der ungarischen Opposition als Siegerin hervor. In der zweiten Oktoberwoche stellt sich Dobrev erneut dem zweitplatzierten Gergely Karácsony, grüner Bürgermeister von Budapest, und Péter Márki-Zay, Bürgermeister der ostungarischen Kleinstadt Hodmezövasarhely.

Gergely Karácsony

Péter Márki-Zay
Starke Beteiligung
„Das Ergebnis ist ein historischer Erfolg“, sagte Dobrev am Freitag zum KURIER. Vor allem die Wahlbeteiligung war ein großes Fragezeichen. Rund 634.000 Ungarn gaben, verteilt auf mehrere Wahltage, ihre Stimme ab. Das sind rund acht Prozent der Wahlberechtigten und wird von der vereinten Opposition, aber auch von Beobachtern als Erfolg eingeschätzt: „Die Beteiligung hat die Erwartungen weit übertroffen“, sagt die Europa-Parlamentarierin Dobrev, die nicht müde wird, die Orbán-Regierung bei jeder Gelegenheit zu kritisieren. „Die Opposition hat Stärke und Einigkeit gezeigt, und die Wählerinnen und Wähler haben unser Lager gegen das Orbán-Regime demonstrativ unterstützt.“
Klára Dobrev ist die Frau des früheren ungarischen Premiers Ferenc Gyurcsany. Heute ist der Sozialdemokrat, der in Ungarn aufgrund seiner von Korruption gezeichneten Amtszeit von 2004 bis 2009 sehr umstritten ist, Chef der sozialliberalen Partei DK. Fidesz-nahe Medien bezeichnen Dobrev bis heute mit dem Namen ihres Mannes, um sie mit seiner Unbeliebtheit in Verbindung zu bringen. Sollte sie sich in der nächsten Runde gegen Karácsony und Márki-Zay – und später gegen Orbán – durchsetzen, wäre sie die erste Frau im Premiersamt in Ungarn.
Ausgeschieden
In der Vorwahl völlig farblos blieb der Liberale András Fekete-Györ. Überraschend abgeschlagen landete Péter Jakab, Chef der sonst stimmenstarken rechtskonservativen Jobbik, nur auf Rang vier. Auf die Frage, ob nach dessen Ausscheiden die Jobbik-Stimmen, die vor allem im ländlichen Raum ein wichtiger Gegenpart zu Fidesz sind, nun abgehen werden, meinte Dobrev: „Niemand ist ausgeschieden, wir werden alle gemeinsam das Land regieren.“
Ziel ist es, bei der Wahl im April 2022 gemeinsam eine Mehrheit gegen Fidesz zu erringen und dann eine Regierung der Nationalen Einheit gegen Orbáns „illiberales“ Regierungskonzept zu bilden. „Wir zählen weiter auf alle Kandidaten, die dieses Mal keinen Wählerauftrag erhalten haben, und wir werden auch für ihre Wählererinnen und Wähler weiterkämpfen“, sagt Dobrev.
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