Umgang mit Corona: In Europa zeichnet sich eine neue Strategie ab
In den nächsten zwei bis drei Wochen ist es unsicher, wie hoch die Inzidenz steigen wird. Danach werden sich durch die sehr starke Durchseuchung, die man nicht abwenden kann, sehr viele Menschen die natürliche Immunität holen.“ Das sagte der deutsche Virologe Klaus Stöhr dem TV-Sender Bild. Im Frühjahr und Sommer werde es dann zu einer Entspannung kommen.
Sein Kollege Christian Drosten sieht das ähnlich und in der Omikron-Variante eine „Chance“: Letztendlich müssten sich alle infizieren, und mit der Omikronvariante, die für Geimpfte in der Regel mild verläuft, böte sich dazu die Möglichkeit. Dementsprechend kommt es auch bei den politischen Entscheidungsträgern zu einem Umdenken.
Spanien
Die spanische Regierung arbeitet laut Premier Pedro Sanchez seit „Wochen“ daran, Corona künftig nur noch als „Grippe“ zu betrachten, mit der man leben könne. Konkret: Künftig soll nicht mehr jede Corona-Infektion registriert und nachverfolgt werden. Zudem solle nicht mehr jede Person mit Symptomen, die in Zusammenhang mit einer Corona-Infektion stehen könnten, getestet werden. Doch es gibt auch warnende Stimmen, es sei viel zu früh, Corona als Grippe zu bagatellisieren und in eine Art endemische Phase einzutauchen. Aktuell liegt die Sieben-Tage-Inzidenz in Spanien bei knapp 2.000. Zum Vergleich: In Österreich beträgt dieser Wert etwa 1.250.
Dänemark
In Dänemark, wo man im Herbst 2021 vorübergehend alle Beschränkungen über Bord geworfen hat, ehe Omikron jetzt für Sieben-Tages-Inzidenzen von knapp 3.000 sorgt, zeigt man sich dennoch optimistisch. Das Gröbste sei überstanden, meint die Regierung in Kopenhagen und nennt vor allem zwei Gründe: Die Zahl der Spitalspatienten sei nur sehr langsam angestiegen und liege deutlich unter dem kritischen Bereich. Und auf den Intensivstationen befänden sich nur halb so viele Patienten wie im vergangenen Winter.
„Wir bewegen uns auf ein Grippe-ähnliches Muster zu“, sagte Tyra Krause, Vizechefin des nationalen Epidemie-Instituts in Dänemark. Dies bedeute, dass man die Ansteckungen nicht verhindern, sondern nur bremsen könne, aber Erkrankungen dank Impfungen oft mild verliefen. Dementsprechend wurden am Montag die vor Weihnachten geschlossenen Kinos, Museen und Zoos wieder geöffnet – mit leicht eingeschränkter Besucherzahl. allerdings.
Großbritannien
In Großbritannien, wo tendenziell zurückgehende Zahlen nahelegen, dass der Höhepunkt der Omikron-Welle überschritten sein könnte, denkt Premier Boris Johnson daran, die Quarantäne nach einer Infektion überhaupt abzuschaffen. Laut dem Telegraph soll zwar die Empfehlung zu einer Selbstisolation auch in Zukunft aufrecht bleiben. Jedoch solle eine Missachtung der Regelung keine Bußgelder oder andere Strafen mehr nach sich ziehen. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt nur mehr bei gut 1.000.
Italien
In dem Urlauberland kam es zwar offiziell noch nicht zu einem Strategiewechsel, allerdings geht man auch dort von einer starken Omikron-Durchseuchung der Bürger aus. So sagte Gesundheitsstaatssekretär Pierpaolo Sileri: „Es besteht kein Zweifel daran, dass bis Ende 2022 fast die gesamte italienische Bevölkerung mit dieser Variante konfrontiert sein wird, sofern keine andere Variante auftaucht.“ Zugleich warne er aber, dass es sich bei der Covid-Erkrankung nicht um eine „banale Grippe“ handle. In diesem Zusammenhang pochte er erneut auf die Impfung, Menschen ohne Immunisierung hätten ein viel höheres Risiko, auf der Intensivstation zu landen.
Island
In Island, wo bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von 2.300 laut Berichten jeder damit rechnet, infiziert zu werden, setzt man ebenfalls auf die Impfung – auch bei Heranwachsenden: 9 Prozent der 5- bis 11-Jährigen und 80 Prozent der 12- bis 15-Jährigen sind bereits immunisiert.
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