Ukrainische Piloten bitten: "Kauf mir einen Kampfjet"

Ukrainische Piloten bitten: "Kauf mir einen Kampfjet"
Die russischen Truppen seien nun bereit, die Regionen Donezk und Cherson anzugreifen, vermeldet Kiew. Ukrainische Piloten sind auf der Suche nach Sponsoren.

Die Ukraine rechnet jederzeit mit einem Start der russischen Großoffensive im Osten und Süden des Landes. Wie die ukrainische Armee am Mittwochnachmittag auf Facebook mitteilte, stehen die feindlichen Streitkräfte nun bereit, die Regionen Donezk und Cherson anzugreifen. 

Nach wie vor würden sich immer mehr russische Militär-Konvois auf den Weg in den Südosten der Ukraine machen, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij in seiner abendlichen Videoansprache.

Raketen-, Bomben- und Artillerieangriffe würden von den Angreifern weiter fortgesetzt, zusätzlich versuchten die Russen offenbar, ukrainische Bewohner in den vorübergehend besetzten Gebieten in Bezirken der Regionen Donezk und Luhansk mobil zu machen. "Sie versuchen, Einwohner der südlichen Regionen unseres Landes in ihre Reihen zu holen", so der Präsident.

Hieß es nun schon länger, Russland würde sich auf die Eroberung des Ostens der Ukraine konzentrieren, drohte Moskau nun, dass man auch die Hauptstadt Kiew erneut angreifen werde.

Piloten auf der Suche nach Sponsoren

Ukrainische Piloten haben eine Kampagne zum Kauf von Kampfflugzeugen für ihre Luftwaffe gestartet. "Kauf mir einen Kampfjet", heißt es in einem Video, auf das ukrainische Medien am Mittwoch hinwiesen. In dem Film steht ein Mann mit Sonnenbrille in Pilotenkleidung vor den Trümmern am Boden zerstörter ukrainischer Kampfflugzeuge. Er brauche ein Kampfflugzeug, um Panzer und Kriegsverbrecher zu vernichten, sagt er.

Auf der zugehörigen Website werden Länder mit vorhandenen Flugzeugen sowjetischer Bauart vor allem aus dem ehemaligen Ostblock gelistet, denen Jets abgekauft werden könnten. Die Piloten seien auch bereit, das Fliegen mit Kampfjets westlicher Typen von der schwedischen JAS 39 Gripen bis hin zur US-amerikanischen F-35 zu lernen, heißt es in dem Video.

Die Ukraine fordert immer wieder mit Nachdruck die Lieferung von Waffen und Militärtechnik aus dem Ausland, um sich weiter gegen russische Angreifer verteidigen zu können. Bereits Anfang April hatte der US-amerikanische Schauspieler Sean Penn Millionäre gebeten, für die Ukraine Flugzeuge zu kaufen.

Zehntausende Granaten nicht explodiert

Im Norden des Landes sollen Russische Truppen indessen große Mengen an nicht explodierten Sprengvorrichtungen hinterlassen haben.

Zehntausende nicht detonierter Granaten oder Minen seien in dem Gebiet, sagte der ukrainische Selenskij in seiner Videobotschaft weiters. Die Minenräumung dauere an, Bewohnerinnen und Bewohner, die dorthin zurückkehrten, müssten äußerst vorsichtig und aufmerksam sein.

Weitere Leichenfunde

Indes gingen auch die Leichenfunde weiter. In der Region Sumy fanden die Behörden nach eigenen Angaben die Leichen von mehr als 100 Zivilisten, die von den Invasoren getötet wurden. Sie wiesen Spuren von Folter und Schusswunden am Kopf auf und seien gefesselt gewesen, sagte der Leiter der regionalen Militärverwaltung, Dmytro Schywytskyj, laut Ukrinform.

Haus mit Leichen in die Luft gesprengt

In einem Dorf der südukrainischen Region Cherson wurden nach Angaben der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft unterdessen sieben Menschen von russischen Soldaten erschossen. Die sechs Männer und eine Frau seien am Dienstag in einem Haus des Dorfes Prawdyne getötet worden, hieß es in der Erklärung weiter. Anschließend hätten "die Besatzer das Haus mit den Leichen in die Luft gesprengt", um ihre Tat zu vertuschen.

In der südostukrainischen Großstadt Dnipro wurden die Leichen von mehr als 1.500 russischen Soldaten von den Behörden geborgen. Sie seien in insgesamt vier verschiedene Leichenhallen gebracht worden, sagte der Vize-Bürgermeister der Industriestadt, Mychajlo Lyssenko, dem US-finanzierten Fernsehsender Nastojaschtscheje Wremja am Mittwoch. Er forderte russische Mütter auf, ihre toten Söhne abzuholen. "Ich möchte sie nicht in Massengräbern beerdigen. Ich möchte sie nicht einäschern", meinte Lyssenko. "Wir sind keine Unmenschen."

Hafen in Mariupol komplett eingenommen

Die Lage in der Hafenstadt Mariupol scheint sich aus ukrainischer Sicht weiter zu verschlechtern. Russland meldete die komplette Einnahme des Hafens.

Der Handelshafen sei von ukrainischen Asow-Kämpfern "befreit" worden, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Mittwoch. Die verbliebenen ukrainischen Truppen seien "blockiert und der Möglichkeit beraubt, aus der Einkesselung zu entkommen". Von ukrainischer Seite gab es dafür zunächst keine Bestätigung.

In seinem täglichen Lagebericht meldete Konaschenkow auch neue Raketenangriffe von russischen Flugzeugen und Kriegsschiffen. Dabei seien unter anderem zwei große Waffenlager getroffen worden. Bei einem Angriff auf einen Flugplatz in Myrhorod im Gebiet Poltawa seien vier Kampfhubschrauber zerstört worden.

Am Abend drohte Konaschenkow dann auch mit neuen Attacken auf die ukrainische Hauptstadt. "Wir sehen Sabotageversuche und Angriffe ukrainischer Truppen auf Objekte auf dem Gebiet der Russischen Föderation", sagte er. "Wenn solche Fälle andauern, werden die Streitkräfte der Russischen Föderation Entscheidungszentren angreifen, auch in Kiew, worauf die russische Armee bisher verzichtet hat." In den vergangenen Wochen hatte Moskau mehrfach vermeintliche Angriffe ukrainischer Truppen auf grenznahe russische Gebiete beklagt.

Ukraine vermeldet Erfolge

Auf der anderen Seite vermeldete die Ukraine den Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs vom Typ Su-25. Insgesamt sei jedoch die Aktivität der russischen Luftwaffe wegen des schlechten Wetters zurückgegangen, teilte der ukrainische Generalstab am Mittwoch per Facebook mit. 

In Melitopol hätten "unbekannte Patrioten" zwischen dem 20. März und 12. April insgesamt 70 russische Soldaten getötet, unter ihnen auch tschetschenische Soldaten, meldete Ukrinform. Der Armee sei es gelungen, einen russischen Militärkonvoi zu zerstören, hieß es weiter.

Im Schwarzen Meer wurde der russische Raketenkreuzer "Moskwa" (Moskau) schwer beschädigt. Grund war laut Informationen aus Moskau eine Munitionsexplosion infolge eines Brandes. Die Ukraine nannte unterdessen als Grund für die schwere Beschädigung des russischen Flaggschiffes einen Angriff des ukrainischen Militärs. 

 

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