Putin lässt sich nicht aussitzen

Putin lässt sich nicht aussitzen
Scholz macht da weiter, wo Merkel aufgehört hat. Er duckt sich weg – und riskiert so Deutschlands Rolle in der Welt.
Evelyn Peternel

Evelyn Peternel

Es gibt diesen wunderschönen Satz über Angela Merkels Regierungszeit: „16 behelligungsfreie Jahre“ waren das. Ihre Politik strotzte nur so vor „Zumutungslosigkeit“. Hauptsache, den Deutschen ging es einigermaßen gut.

Freilich, das passt auf den ersten Blick scheinbar nicht mit ihrem Erbe zusammen. War sie nicht diejenige, die jede Krise meisterte, auf jedem EU-Gipfel das letzte Wort hatte? Die üblen Gesellen der Weltpolitik in die Schranken wies?

Mitnichten. Merkel war immer nur Vermittlerin, Konsenssucherin und Moderatorin – auch ihrer eigenen Politik. Innenpolitische Reformen gab es praktisch nicht, Außenpolitik war primär Wirtschaftspolitik. Das ließ Deutschland zwar massiv prosperieren, doch das echte Gewicht Deutschlands auf der Weltbühne nutzte Merkel nie. Sie setzte Putin kein Deutschland entgegen, das ihn von seinem diktatorischen Weg abbringen wollte. Im Gegenteil, sie hat ihn – aus wirtschaftlichem Eigennutz – gewähren lassen, ihn sogar gefördert. Nord Stream 2 hob sie aus der Taufe, kurz nachdem er die Krim annektiert und den Donbass in einen Krieg gestürzt hatte. Nur registrierte das niemand. Europa war damals mit der Flüchtlingskrise beschäftigt.

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