Wie Putin sich leise Belarus einverleibt

Wie Putin sich leise Belarus einverleibt
Lukaschenko steht unter Druck, seit seine Bevölkerung sich gegen ihn aufgelehnt hat - Putin nutzt das aus.

"Der kleine Bruder muss dem großen helfen“, sagt der belarussische Machthaber Aleksandr Lukaschenko, er steht einige Meter von Wladimir Putin entfernt. Auf der anderen Seite: eine riesige Rakete, fast übernatürlich groß.

Putin und Lukaschenko haben einander im sibirischen Kosmodrom „Osten“, getroffen, einem Sinnbild für die Weltmacht Russland. Freilich ging es dort weniger um Moskaus Mondprogramm, als um die Ukraine: Putin trommelte altbekannte Thesen – Butscha sei ein „Fake“ wie die Giftgasangriffe in Syrien, bei der „Spezialoperation“ in der Ukraine sei man im Plan, und die Friedensgespräche wären in einer „Sackgasse“.

Nur: Warum ließ er Lukaschenko dafür aufmarschieren?

Nicht nur, weil er den belarussischen Diktator braucht – schließlich nutzen Putins Truppen ja dessen Territorium und Infrastruktur. Aber die Beziehung der beiden ist nicht so simpel, wie sie aussieht: Der Minsker Machthaber hängt massiv an Putins Gängelband, seit sich seine Bevölkerung nach der Wahlfälschung 2020 gegen ihn auflehnte. Die Proteste, die wochenlang Tausende auf die Straßen strömen ließen, konnte er nur mit Putins Truppen niederschlagen.

Wie Putin sich leise Belarus einverleibt

Sabotageakte

Seither musste er alle Brücken in den Westen abbrechen – und herrscht brutaler als je zuvor. So brutal, dass Regimegegner sich vor Gericht aus Verzweiflung mit einem Kuli die Kehle aufgeschlitzt haben sollen. Denn die Zivilgesellschaft ist bei Weitem nicht so apathisch wie in Russland: Lukaschenkos Unterstützungsrate liegt – optimistisch geschätzt– bei nur 30 Prozent, für einen Kriegseintritt wären nur drei Prozent.

Deshalb beteiligen sich die belarussischen Truppen – entgegen Putins Wunsch – auch nicht am Krieg. Dazu kommen Sabotageakte der belarussischen Bevölkerung, die Bahntrassen demontieren oder Truppenbewegungen an die ukrainische Armee weitergeben.

Putin erhöht darum den Druck auf Lukaschenko stetig. Am Dienstag sagte er nonchalant: Russland, Belarus und die Ukraine seien ja „drei Teile eines einigen Volks“. Das kann man auch als Drohung für mehr Unterstützung auffassen: Ähnlich hat er auch die Invasion in die Ukraine argumentiert.

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