Ukraine-Hilfe: Was mit dem Spendengeld der KURIER-Leser ermöglicht wird

Ukraine-Hilfe: Was mit dem Spendengeld der KURIER-Leser ermöglicht wird
Das Österreichische Rote Kreuz unterstützt in den Wirren des Krieges etliche Hilfsprojekte. Ein Lokalaugenschein.
Von Uwe Mauch

Der leere Blick der beiden Betreuerinnen in einem Pausenraum sagt mehr als tausend Worte. Ihr Job war schon vor dem Krieg alles andere als einfach: Bis zum Vorjahr arbeiteten sie in einem Waisenhaus in der zentralukrainischen Stadt Bila Zerkwa. Doch dann trafen die ersten russischen Raketen die Ukraine mitten ins Herz. Hals über Kopf mussten Millionen von Menschen ihre vertraute Heimat aufgeben.

Besonders krass war das im Fall des Waisenhauses von Bila Zerkwa: Elf Betreuerinnen und 35 Kinder bestiegen in den ersten Kriegstagen gemeinsam einen Zug in Richtung Westen. In dem kleinen Dorf Svaliava im ukrainischen Transkarpatien fanden sie eine neue Unterkunft.

Ukraine-Hilfe: Was mit dem Spendengeld der KURIER-Leser ermöglicht wird

Rot-Kreuz-Helfer Michael Grabner (2. v. r.) mit mobiler Ärzteschaft in der Dorf-Ambulanz

Mehr als 600.000 Euro

Der Angriff auf die gesamte Ukraine war erst wenige Tage alt, da startete das KURIER Medienhaus in enger Kooperation mit dem Österreichischen Roten Kreuz eine Spendenaktion (siehe unten). Mehr als 600.000 Euro wurden bis dato gespendet.

Michael Grabner, ein erfahrener Rot-Kreuz-Helfer aus Oberösterreich, der seit dem Sommer in der Ukraine im Einsatz ist, zeigt dem Zeitungsreporter beispielhaft vier konkrete Hilfsprojekte, die vom ÖRK unterstützt werden.

Im Waisenhaus in Svaliava wurden Räumlichkeiten baulich adaptiert, damit sich die jungen Binnenflüchtlinge (einige auch mit Behinderung) und ihre Bezugspersonen etwas mehr zu Hause fühlen können. Sofern man hier von "zu Hause" überhaupt sprechen kann.

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Die junge Ärztin Evgeniia Fizer weiß inzwischen, wie Krieg schmerzt

"Auch Depressionen"

In der rustikalen Dorf-Ambulanz in Stroine, ebenso in Transkarpatien gelegen, herrscht an diesem Werktag reger Andrang. Die meisten Patienten und Patientinnen sind bereits in Pension. Die Jüngeren des 3.323-Seelen-Orts am Fuße der Karpaten sind im Wartebereich nicht zu sehen. Viele Männer sind im Krieg, Mütter mit Kindern sind auch hier außer Landes geflohen.

Die junge Ärztin Evgeniia Fizer weiß inzwischen, wie sich Krieg im eigenen Land auf ihre Patienten und Patientinnen körperlich und seelisch auswirkt: "Viele haben jetzt einen höheren Blutdruck, mehr kardiovaskuläre Erkrankungen, leiden auch an Schlafstörungen und Depressionen."

Fizer arbeitet eigentlich für das Krankenhaus in Uzhorod. Um den älteren Menschen den weiten Weg in die Stadt zu ersparen, kommen sie und ihre ärztlichen Kollegen gemeinsam mit Krankenpflegepersonal regelmäßig in die Dörfer, und bei Bedarf auch direkt in die Häuser. Möglich ist das, weil das Rote Kreuz für diese Einsätze gut ausgestattete Rettungsautos zur Verfügung stellt.

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Stadtrat Yurii Shestakov am Eingang zu einer adaptierten neuen Notunterkunft

Notunterkunft Schule

In Chertezh nahe der kleinen Stadt Serednye wird gerade die alte Volksschule umgebaut. "Hier sollen schon im März fünfzig Flüchtlinge einziehen", übt sich der für Wohnbau und Infrastruktur zuständige Stadtrat Yurii Shestakov in Optimismus.

Noch liegt Bauschutt vor dem Eingang. Doch der Stadtrat ist guter Dinge, dass sich alles noch ausgeht: "Vor allem ältere Menschen, Menschen mit Behinderung und-oder geringem Einkommen werden die zwölf adaptierten Räume beziehen."

Der Umbau der Schule, die der Stadtgemeinde gehört, wird laut Shestakov rund 40.000 Euro kosten. Auch er wird aus Spendengeldern aus Österreich finanziert.

Das Rote Kreuz hat mitgeholfen, zig solcher Notunterkünfte für Binnenflüchtlinge in Transkarpatien und im Oblast Lviv zu adaptieren, winterfest zu machen und nicht zuletzt einzurichten.

Zeitgleich hat das Rote Kreuz in Kiev sowie im Oblast Chernihiv lokale Baufirmen beauftragt, die Fenster von Wohnhäusern zu sanieren, die bei den Kämpfen zuvor beschädigt worden waren.

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Erfahrene Ärztinnen in einer Einrichtung vom lokalen ukrainischen Roten Kreuz in Uzhorod

"Besser geht"

Gut angenommen wird auch die Mini-Klinik vom Roten Kreuz, direkt an der Flusspromenade der Regionalhauptstadt Uzhorod. Hier werden viele Binnenflüchtlinge behandelt. Die meisten kommen aus Bachmut, Cherson und Saporischschja.

Zwei erfahrene Ärztinnen erzählen am Ende eines langen Arbeitstages von den häufigsten Beschwerden der Flüchtlinge abseits von Verwundungen: "Nackenschmerzen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen." Die Sorgen um ihre Angehörigen, ihre Habseligkeiten und ihre Zukunft zeigen naturgemäß Wirkung.

Doch, und das ist vielleicht die gute Nachricht: "Unsere Behandlungen wirken", sagen die Ärztinnen. "Wir sehen, dass es unseren Patienten im Laufe der Zeit besser geht." Doch der Krieg ist nicht zu Ende.

Weitere Angebote

Deswegen gibt es in mehreren Landesteilen weiterhin Hilfsgüterlieferungen, Bargeldunterstützungen, Lebensmittelgutschein-Verteilungen, außerdem Angebote in der Gesundheitsversorgung sowie mobile Pflege und Betreuung nach dem Vorbild der österreichischen Heimhilfen.

"Gesundheit, Pflege und Betreuung ebenso wie die Unterstützung mit Finanzmitteln wird ein Schwerpunkt unserer Arbeit in den kommenden Jahren bleiben", berichtet Jürgen Högl, der den österreichischen Rot-Kreuz-Einsatz in der Ukraine leitet. "In den kommenden Monaten werden wir auch Aktivitäten zur Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt starten."

Ukraine-Hilfe: Was mit dem Spendengeld der KURIER-Leser ermöglicht wird

Das KURIER Medienhaus und seine Leser und Leserinnen unterstützen in einer gemeinsamen Aktion mit dem Österreichischen Roten Kreuz vor Ort und an den Grenzen Familien in Not.

Jetzt hier spenden. Oder spenden Sie über das Österreichische Rotes Kreuz, Kennwort: KURIER Familienhilfe Ukraine, IBAN: AT57 2011 1400 1440 0144.

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