Tschechien will 800.000 Artilleriegranaten für Ukraine aufgetrieben haben
Eine Million Granaten haben die EU-Staaten im Vorjahr der Ukraine versprochen.
Wirklich einlösen konnte man dieses Versprechen bisher nicht. Rund 400.000 hat man bisher aus bestehenden Beständen geliefert, bei der geplanten Beschleunigung der Neuproduktion kommt man aber nur mühsam voran.
Europas Rüstungskonzerne wollen Abnahmegarantien und langjährige Verträge sehen, bevor sie neue Werke bauen. Auch bei der Koordinierung der neuen Rüstungsproduktion spießt es sich zwischen den einzelnen Staaten, etwa zwischen Deutschland und Frankreich, die beide große Waffenkonzerne haben.
Doch da der Mangel an Munition bei den ukrainischen Streitkräften immer größer wird, hat Tschechiens Regierung eine Initiative gestartet, um rasch die versprochene Militärhilfe liefern zu können.
In wenigen Wochen
Das Verteidigungsministerium in Prag hat Kontakt mit Herstellern weltweit aufgenommen, um rasch lieferbare Waffen ausfindig zu machen. Mit Erfolg, wie auch Tschechiens Präsident Petr Pavel mitteilte. Aus welchen Ländern die Artilleriemunition stammt, will Prag offiziell nicht bekannt geben. Die Lieferanten hätten wegen des politisch heiklen Deals darum gebeten. Tschechische Medien aber berichten, dass der Großteil der Lieferung aus Südkorea und der Türkei stammen soll. Rund 800.000 Geschoße wären so kurzfristig verfügbar. Konkret soll es sich um 500.000 155-mm-Granaten und 300.000 122-mm-Granaten handeln.
Den Transport in die Ukraine will Tschechien gemeinsam mit andern EU-Staaten übernehmen. Diese sollen laut berichten die Niederlande, Dänemark, Schweden und voraussichtlich auch Deutschland sein. Bedenken soll es vorerst noch in Frankreich geben. Die Regierung in Paris drängt ja darauf, die europäische Rüstungsproduktion anzukurbeln und besser zu koordinieren. Großzügige Einkäufe von Munition rund um die Welt würden dem entgegenlaufen.
Auch bei der Finanzierung ist man sich noch uneinig. Fünf Milliarden für kurzfristige Waffenhilfe hat man beim EU-Gipfel vor wenigen Wochen angepeilt. Doch aus welchen Kassen die finanziert und wofür sie verwendet werden sollen, ist in Brüssel nach wie vor unklar. So will Deutschland seine schon bisher großzügigen Lieferungen in Rechnung stellen. In Prag will man auf jeden Fall erst loslegen, wenn das Geld für die Einkäufe auf dem Tisch liegt. Das aber könnte dauern. Währenddessen erhöhen die Russen den Druck auf die Front massiv.
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