Totalitär und zu allem fähig: So tickt Tschetschenen-Führer Kadyrow

Totalitär und zu allem fähig: So tickt Tschetschenen-Führer Kadyrow
Er gilt als einer der treuesten Unterstützer Wladimir Putins und wird mit zahlreichen Bluttaten in Verbindung gebracht.

Wer ist Ramsan Kadyrow? Also jener Mann, der wegen des Mordfalls im niederösterreichischen Gerasdorf im internationalen Fokus steht. Ihn hatte der am Samstagabend erschossene, gebürtige Tschetschene Martin B. in einem Video wüst beschimpft. Jetzt ist B. tot - und viele Fragen sind offen.

Fragen, die auch ein Schlaglicht auf die tschetschenische Diaspora in Österreich werfen. Etwa 35.000 bis 40.000 Tschetschenen dürften in Österreich leben. Mehrheitlich kamen sie vor eineinhalb Jahrzehnten als Flüchtlinge ins Land. Vereinzelte Bluttaten erinnern die Diaspora zudem an einen langen Arm des brutalen Regimes von Kadyrow, das auch in Österreich Einfluss hat.

Macht durch Angst

Vorab: Kadyrow ist ein Zögling des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Der 43-Jährige ist Präsident der russischen Kaukasus-Republik. Er lässt sich allerdings "Oberhaupt" nennen - Präsident dürfe es in Russland nur einen geben, meinte er selbst in treuer Ergebenheit: Putin. Kadyrow hat den Wiederaufbau der Region nach den brutalen Tschetschenien-Kriegen (1994-1996 und 1999-2001) vorangetrieben. Er brachte Stabilität - durch Angst.

Seine Milizen, die "Kadyrowzy", werden von Menschenrechtsorganisationen für zahlreiche Entführungen und Morde verantwortlich gemacht. Gegen Kadyrow selbst wurden nach dem Mord an dem Tschetschenen Umar Israilov am 13. Jänner 2009 in Wien schwere Vorwürfe erhoben. Kadyrow hatte eine Verwicklung in die Tat zurückgewiesen.

2013 hatten die USA den mutmaßlichen Todesschützen im Fall Israilov gelistet, der nach der Flucht aus Österreich nach Tschetschenien dort als Polizist tätig war. Die USA verhängten Ende 2017 Sanktionen gegen Kadyrow wegen mutmaßlicher Menschenrechtsverletzungen. Und das ist noch lange nicht das Ende der kaukasischen Fahnenstange.

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