Südkorea: 80 Prozent geimpft – und trotzdem Überlastung der Intensivstationen

Südkorea: 80 Prozent geimpft – und trotzdem Überlastung der Intensivstationen
Südkorea ist durchgeimpft, doch das Land meldet einen Rekordwert an Neuinfektionen und eine Überlastung der Intensivstationen. Wie das?

4.116 Corona-Neuinfektionen meldete das Land der Kirschblüten am Mittwoch. Die Zahl scheint nichtig im Vergleich zu den aktuellen Werten in Österreich (15.365 Neuinfektionen) und der Zahl der südkoreanischen Bevölkerung (51,78 Millionen). Bedenkt man jedoch, dass der Rekordwert seit der ersten nachgewiesenen Corona-Infektion bei etwa 3.000 lag, 79,1 Prozent der Bevölkerung als vollständig geimpft gelten und Südkorea bislang im internationalen Vergleich gut durch die Pandemie gekommen war, gewinnt die Zahl an Relevanz.

Gleichzeitig steht das Gesundheitssystem vor dem Zusammenbruch: Laut dem koreanischen Fernsehsender sind unter den für Corona-Patienten vorgehaltenen 345 Intensivbetten in Seoul nur noch 54 frei. Die entsprechende Belegquote in Seoul liegt bei 84,3 Prozent und landesweit bei 66,4 Prozent.

Woran liegt das? Wie konnte es soweit kommen?

Zu wenig geboostet

Experten sehen den nachlassenden Impfschutz und die vergessene Booster-Impfung als möglichen Grund.

Südkorea: 80 Prozent geimpft – und trotzdem Überlastung der Intensivstationen

Südkorea hat bereits Anfang März großflächig begonnen, sein Bevölkerung zu impfen.

Südkorea hat bereits Anfang März großflächig begonnen, sein Bevölkerung zu impfen. Mittlerweile sind jedoch über sechs Monate vergangenen, der Impfschutz lässt nach. Bei den stark steigenden Fallzahlen handelt es sich hauptsächlich um Impfdurchbrüche. Was den dritten Stich angeht, dürften Regierung und Bevölkerung etwas schleißiger gewesen sein als beim ersten: Nur 4,1 Prozent der Bevölkerung hatten sich bisher eine Booster-Dosis geholt.

Besonders ältere Menschen werden nun aufgefordert, sich zum dritten Mal impfen zu lassen. Das soll auch das Gesundheitssystem entlasten: Mehr als 85 Prozent der Intensivpatienten sind über 60 Jahren.

Lockerungen wackeln

Ende Oktober wurde der selbst auferlegte Richtwert einer 70-prozentigen Durchimpfungsrate erreicht. Daraufhin hatte die südkoreanische Regierung die Corona-Maßnahmen gelockert: Die Coronavirus-Abstandsregeln fielen, Schulen wurden am Montag wieder vollständig geöffnet. Es wurden wieder größere Versammlungen zugelassen, in Restaurants wurden die Zeiten für den Aufenthalt von Gästen drinnen verlängert.

Premierminister Kim Boo-kyum hatte heute ein Notfalltreffen einberufen. Man müsse jederzeit bereit sein, einen Notfallplan durchzusetzen und wieder strengere Maßnahmen umzusetzen.

Am 13. Dezember hätte es weitere Lockerungen geben sollen. Ob es dabei bleibt, hängt von den der Geschwindigkeit ab, mit der jetzt zum dritten Mal geimpft wird - und von der Bereitschaft der Bevölkerung.

Kommentare