Bei intranasal (in die Nase) verabreichten Impfstoffen werden direkt Antikörper an der Schleimhaut im Nasen-Rachen-Raum gebildet, sodass das Virus gar nicht erst in den Körper eindringen kann. "In diese Richtung wird viel geforscht, einige Hersteller haben Kandidaten in der Pipeline", erläutert Bergthaler. Immunologisch sei klar, dass man bei Infektionen, die über die Schleimhäute übertragen werden, den Versuch startet, genau dort eine Immunität hervorzurufen. "Die Antikörper-Titer im Blut sind die eine Sache, viel wichtiger sind aber jene an den Schleimhäuten. Intranasale Impfstoffe könnten in diesem Sinne ein wesentlicher Schritt vorwärts sein."
Wie behandelt man milde Durchbrüche daheim?
Zur Linderung von Fieber und Gliederschmerzen empfiehlt Ernest Zulus, ärztlicher Leiter des Ärztefunkdienstes, bis zu vier Mal täglich Paracetamol einzunehmen. "Das ist gut verträglich, auch während der Schwangerschaft." Alternativ könne zu Ibuprofen gegriffen werden. Es kann ebenfalls von Angehörigen rezeptfrei in der Apotheke geholt werden. "Beide Mittel wirken bei Corona-Impfdurchbrüchen genauso gut wie bei Erkältungen." Mentholhaltige Salben zum Einreiben der Brust, pflanzliche Hustensäfte, Nasensprays oder das Inhalieren mit Salzwasser sind ebenfalls wohltuend. Zulus rät zur Anschaffung eines Sauerstoffsättigungsmessgeräts: "Bei starkem Husten kann man per Pulsoxymeter messen, wie es mit der Sauerstoffsättigung aussieht. Bei gesunden Menschen ist bei unter 92 Prozent Alarm angesagt." Spätestens, wenn man Probleme mit dem Atmen bekommt, sollte man Rettung (144) oder Ärztefunkdienst (141) rufen. Cortison-Präparate oder antivirale Medikamente eignen sich nicht für die Eigentherapie und werden vom Arzt verschrieben.
Warum nimmt die Zahl der Impfdurchbrüche zu?
Zum einen treten Durchbrüche häufiger auf, je mehr Menschen geimpft sind, erklärt Bergthaler. "Und wir beobachten, dass der Schutz schwächer wird, je länger die Impfungen zurückliegen." Zum anderen grassiere inzwischen die Delta-Variante, "die der Immunantwort doch ein Stück besser entkommt als ihre Vorgängerinnen". Die Wirkung von Vektorimpfstoffen – vor allem dem von Johnson & Johnson (ursprünglich als Einmalimpfstoff konzipiert) – lasse zudem relativ bald nach. Das Nationale Impfgremium (NIG) empfiehlt daher unter anderem eine zweite Teilimpfung mit Johnson & Johnson nach 28 Tagen. "Das ist in Summe Grund genug, aufmerksam zu sein und den Fokus auch auf Auffrischungsimpfungen zu legen, die den Immunschutz binnen weniger Tage, maximal einer Woche, wieder hinaufschnellen lassen."
Durchbrüche nähren Zweifel an der Impfwirkung. Zu Recht?
"Man muss sich das so vorstellen", sagt Bergthaler: "In einer Pandemie kann man verschiedenste Maßnahmen setzen, um des Geschehens Herr zu werden. Abstand, Masken, die Impfung: Keine Maßnahme ist für sich allein gesehen perfekt. Je mehr solche Maßnahmen zusammen umgesetzt werden, desto patenter wird der Schutz." Die Impfung sei zwar ein zentrales Mittel, "sie alleine wird aber nicht ausreichen, um uns hier rauszubringen".
Braucht es also auch Maßnahmen für nur zweifach Geimpfte?
"Insbesondere vor dem Hintergrund der sehr hohen Infektionszahlen erscheint das durchaus sinnvoll", sagt Experte Bergthaler. Zweifach Geimpfte spielen in Übertragungsketten eine gewisse – wenngleich im Vergleich zu Ungeimpften wohl untergeordnete – Rolle. Ein Argument dafür, statt der 2-G-Regel eine 2-G-plus-Regelung anzudenken: "Wenn sich Geimpfte und/oder Genesene per PCR testen, lassen sich Infektionsketten früh unterbrechen."
Doppelt geimpft, danach Impfdurchbruch. Muss ich mich boostern lassen?
In den Anwendungsempfehlungen des NIG heißt es dazu: "Kommt es nach vollständiger erster Impfserie zu einem Impfdurchbruch oder einer asymptomatischen Infektion wird derzeit keine weitere Impfung empfohlen." Bei Risikopersonen oder chronisch kranken Personen könne ein Antikörper-Test frühestens vier Wochen nach Genesung durchgeführt werden. Aus infektiologischer Sicht ist es für einen stabilen, nachhaltigen Schutz wichtig, drei Mal Kontakt mit dem Virus zu haben – via Impfung oder Infektion. Wobei Letzteres nicht mutwillig provoziert werden sollte, da eine Ansteckung immer Risiken birgt.
Kommentare