Einige Wochen später kam Prigoschin zum Zug. Redut kämpfte allerdings weiter – und gilt dem russischen Verteidigungsministerium näher als andere Söldnerfirmen. Wahrscheinlich gegründet, um Gebäude des russischen Oligarchen Gennadi Timtschenko in Syrien zu schützen, verfügen einige der Kämpfer über Auslandserfahrung.
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1.500 Dollar im Monat
Diese haben mittlerweile auch die syrischen Söldner gesammelt, die seit einigen Jahren die Interessen der Türkei dort vertreten, wo reguläre Militärs Schwierigkeiten hätten: Im Bergkarabach-Krieg etwa, wo Hunderte Syrer, die meist aus Milizen des syrischen Bürgerkriegs stammen, für 1.500 Dollar im Monat gegen armenische Einheiten kämpften.
Durchgeführt werden solche Einsätze unter anderem von der „Sadat International Defence Consultancy“ (SADAT). Das Unternehmen wurde 2012 von Adnan Tanrıverdi gegründet, einem ehemaligen General der Spezialeinheiten der türkischen Armee und Erdoğan-Vertrauten.
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Auch in Libyen sollen mindestens 2.000 Syrische Söldner die Interessen der Türkei vertreten. Auf der Gegenseite wiederum sind unter anderem Wagner-Söldner im Einsatz – so wie in Mali oder der Zentralafrikanischen Republik. Doch auch andere Staaten nehmen in Afrika die Dienste von „Privaten Sicherheits- und Militärunternehmen“ (PMCs) in Anspruch: 21 private Militärdienstleister arbeiten etwa für AFRICOM, das US-Kommando für Afrika. Und das nur in Nordafrika und in der Sahelzone.
Solche Praktiken sind keine Neuheit
Dass solche Praktiken keine Neuheit sind, zeigt etwa die Geschichte Roger Faulques’, eines französischen Offiziers, der in den Sechzigern im Kongo als Kommandant einer Söldnerarmee gegen die Blauhelme der Vereinten Nationen kämpfte. Später bildete er mit britischem Auftrag jemenitische Rebellen aus, dann – auf Wunsch Frankreichs – nigerianische Separatisten.
Kurzum: Die Beschäftigung und Entsendung sogenannter Sicherheitsfirmen in Krisengebiete nationalen Interesses ist weder im Westen noch im Osten etwas Neues. Berichte über Kriegsverbrechen regulärer Soldaten schockieren die Öffentlichkeit mehr, als wenn etwa Massaker des US-Unternehmens Blackwater im Irak ans Tageslicht kommen. Der Staat zieht sich so meist aus der Verantwortung.
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Söldner werden selten angeklagt und verurteilt
163.400 Mitglieder von PMCs (allerdings auch Nicht-Kämpfer wie etwa Fahrzeugmechaniker) sollen 2008 im Irak gewesen sein. Dass Söldner angeklagt und verurteilt werden, geschieht selten. Söldner fallen nicht unter das Kriegsrecht, können für ihre Vergehen nur von einem zivilen Gericht ihres Heimatlandes belangt werden. Gleichzeitig besitzen sie nicht die Rechte von Kriegsgefangenen.
Als Blackwater-Söldner 2007 vierzehn irakische Zivilisten erschossen, plädierte das Unternehmen auf „Selbstverteidigung“. Es ist kein Wunder, dass sich die Firma mehrfach umbenannt hat, zuletzt in „Constellis Holdings“. Dennoch verurteilte ein US-Gericht vier Schützen zu 30 Jahren Haft. 2020 wurden diese durch US-Präsident Donald Trump begnadigt.
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