Das Problem daran: Es besteht die Sorge vor weitreichenden und irreversiblen Umweltschäden. Der Lithium-Bergbau könnte demnach etwa das Grundwasser mit Schwermetallen verunreinigen und damit die Trinkwasserversorgung der Anwohner gefährden.
EU-Absichtserklärung
2022 wurde das umstrittene Vorhaben aufgrund der massiven Proteste, deren Teilnehmer wichtige Straßen und Brücken blockiert hatten, und einer Entscheidung des Verfassungsgerichts abgebrochen. Diese Entscheidung wurde nun aber aufgehoben, Belgrad entwickelt das Milliardenprojekt mit Rio Tinto daher doch wieder weiter.
Jedoch nicht allein: Die EU, in Vertretung des deutschen Kanzlers Olaf Scholz sowie des Vize-Kommissionspräsidenten Maroš Šefčovič, und Serbien haben kürzlich einen Deal unterzeichnet, wonach man das Lithium-Vorkommen in Jadar gemeinsam erschließen will.
Kommt es diesmal tatsächlich zur Umsetzung der Pläne, dürfte es sich um eine der größten Auslandsinvestitionen der serbischen Geschichte handeln. Belgrad möchte das Lithium nicht nur abbauen, sondern auch die Batterien danach im eigenen Land anfertigen. Das würde Staatseinnahmen, Arbeitsplätze und Investitionen bedeuten, die der serbische Präsident Alexandar Vučić auf sechs Milliarden Euro schätzte.
Viele Vorteile für die EU
Das wichtige Autoherstellerland Deutschland würde natürlich unmittelbar von dem Deal profitieren. Aus Sicht Brüssels schlägt man mit dem Pakt jedoch gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe. Einerseits sieht man in der Elektromobilität großes Potenzial für die angestrebte Energiewende, mit der man bis 2050 klimaneutral werden will. Bisher ist man in der EU dafür stark auf Lithium-Batterien aus China angewiesen. Peking hat den Rohstoff einerseits selbst im Land und holt ihn sich andererseits auch in großen Mengen aus afrikanischen Ländern, wo es im Gegenzug große Infrastrukturprojekte umsetzt und Kredite vergibt.
Holt man sich künftig Lithium aus Serbien, macht man sich also auch weniger abhängig von China - jenes Land, das gerade auf dem Westbalkan und ganz besonders in Serbien unter Vučić enorm an Einfluss gewonnen hat.
Nicht zuletzt besteht wohl auch die Hoffnung, Belgrad und Brüssel könnten mit dem Abkommen wieder einen Schritt aufeinander zu statt auseinander machen, waren die serbischen EU-Beitrittsperspektiven in den vergangenen Jahren doch von Uneinigkeit über Vučićs Russland- und eben Chinapolitik, schwierige und vor allem gescheiterte Vermittlungsversuche im Kosovo-Konflikt sowie eine immer niedriger werdende EU-Zustimmung in Serbien und rhetorische Angriffe aus Belgrad gen Brüssel geprägt.
Die Skepsis bleibt groß
Vermutungen, wonach die EU Serbien den Beitritt trotz großer Defizite in den Bereichen Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Meinungsfreiheit erleichtern könnte, wenn die Regierung den Weg zum Lithium freimacht, versuchte Scholz zu entkräften. Jeder, der in die Union wolle, müsse die Anforderungen „mit größter Anstrengung erfüllen“, betonte er.
Und: Er versicherte, dass der Lithium-Abbau den "höchsten Standards" des Umweltschutzes entsprechen werde. Die Gegner des Projekts scheinen jedoch nicht davon überzeugt zu sein, dass die serbischen Behörden die geplanten Umweltauflagen tatsächlich einhalten würden. Wohl um die eigene Bevölkerung nicht allzu sehr zu verärgern, erwägt Vučić jetzt offenbar eine Volksabstimmung, zeigte sich aber zuversichtlich, alle Zweifel beseitigen zu können.
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