Seenotrettung: Ein tödliches Dilemma

Seenotrettung: Ein tödliches Dilemma
Je mehr Flüchtlinge aufgegriffen werden, desto mehr folgen, sagt eine neue Studie. Für Seenotretter stellen sich damit schwierige, ethische Fragen.

Der „Pull-Faktor“ ist das häufigste Argument gegen Seenotrettung im Mittelmeer. Die Präsenz der Seenotretter sei dafür verantwortlich, dass sich mehr Migranten auf den Weg nach Europa machen, heißt es in der politischen Argumentation. Dadurch würden auch mehr Menschen ertrinken.

Stimmt das? Wie politisch aufgeladen diese Frage ist, zeigt der Fall des Iren Seán Binder. Er hat als Seenotretter gearbeitet. Nun droht ihm lange Haft. Menschenschmuggel, Spionage, Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung und Betrug: Die Anklageliste der griechischen Behörden hat es in sich.

Der 25-jährige hat mehrere Monate als Seenotretter auf der griechischen Insel Lesbos gearbeitet. Binder ist ausgebildeter Rettungstaucher. Er koordienierte die Rettungsschiffe einer NGO, gemeinsam mit der 24-jährigen Sarah Mardini. Binder sah Menschen erfrieren, ertrinken, Hochschwangere in Seenot. Er meint, er rettete Menschen, was „völlig normal“ sei. Falsch gemacht habe er nichts. Ihm drohen sagenhafte 25 Jahre Haft.

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