Jason Stanley: "Nennen wir faschistische Politik nicht rechtspopulistisch"

Die rechtsextremen Proud Boys stürmten 2021 das Kapitol. Sie unterstützen Trump.
Der Yale-Professor Jason Stanley lehnt die seiner Meinung nach inflationäre Verwendung des Begriffs "Rechtspopulismus" ab. Man müsse "faschistische Politik" klar benennen, um sie zu bekämpfen.

In seinem Buch "Wie Faschismus funktioniert" identifizierte der Yale-Professor Jason Stanley 2018 zehn Charakteristika faschistischer Politik. Sein Ziel: faschistische Praktiken aufzuzeigen, um sie bekämpfen zu können. Ist das gelungen? Oder beweget sich die Welt in eine anti-demokratische Richtung?

KURIER: Ihr Buch erschien vor den US-Wahlen 2020. Sie zeichnen darin ein düsteres Bild der Republikanischen Partei – wie blicken Sie heute, wieder vor Wahlen, auf die "Grand Old Party"?

Jason Stanley: Ich würde dabeibleiben, sogar betonen: Die Republikaner um Trump agieren heute viel effektiver und kommunizieren viel ehrlicher, dass sie die Demokratie auseinandernehmen wollen. Das ist öffentlich in ihrem "2025 Presidential Transition Project" zu lesen. Sie sagen: "America is not a Democracy but a Republic" – was eigentlich keinen Sinn ergibt. So aber argumentieren sie, warum es okay sei, demokratische Säulen abzubauen. Wir fürchten uns immer vor russischer Propaganda oder Putin – aber die brauchen wir nicht, wir schaffen es allein, unsere Demokratie zu zerstören.

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