Papst Benedikts Begräbnis: Abschied vom Arbeiter im Weinberg des Herren

Papst Benedikts Begräbnis: Abschied vom Arbeiter im Weinberg des Herren
50.000 wohnten dem Trauergottesdienst auf dem Petersplatz bei. Viele von ihnen wünschen sich eine schnelle Heiligsprechung des verstorbenen emeritierten Papstes Benedikt XVI.

„Es war eine ehrwürdige, ihm gebührende Abschiedszeremonie“ sagt Kaspar am Ende der Trauermesse für den emeritierten Papst Benedikt XVI. zum KURIER. Kaspar ist Mitte 30, kein Katholik und trotzdem extra aus Berlin angereist. „Was mich besonders gerührt hat, war das ganze Szenario“ fährt er fort. Die Peterskuppel war noch zu Beginn der Messe auf dem Petersplatz vom Nebel verhüllt, der sich nur langsam auflöste und erst dem Ende der Messe zu ganz verschwand. „Da sah man dann das Kreuz. Dass ihm der Himmel diese Ehre erwiesen hat, war für mich besonders schön. Es war, als würde er vor allen die Deutschen, die ihn nicht gut behandelt haben, eines Besseren belehren.“

Um 8.50 Uhr wurde der Sarg aus dem Petersdom auf den Platz getragen. Rechts vom Altar saßen die Staatsgäste, links die Kardinäle in ihren purpurroten Roben. Laut Vatican News waren an die 120 Kardinäle, 400 Bischöfe und 4.000 Priester anwesend.

Benedikt XVI. als "Lehrmeister der Katechese"

Kurz vor Beginn der Trauerfeier um 9.30 Uhr wurde Papst Franziskus auf dem Rollstuhl hinausgeführt. Die Beschwerden am Knie machen ihm weiter zu schaffen. Zelebriert wurde die Messe auf Lateinisch vom Dekan des Kardinalskollegiums, Kardinal Giovanni Battista Re, während der Papst der Feier vorstand und die Predigt hielt. Bei der Generalaudienz am Mittwoch hatte Franziskus seinen Vorgänger einen „Lehrmeister der Katechese“ bezeichnet. „Sein scharfes und feinfühliges Denken war nicht selbstbezogen, sondern kirchlich, weil er uns immer der Begegnung mit Jesus zuführen wollte.“

Gestern zitierte er in der Predigt aus dem Lukasevangelium den Satz: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist“ und verabschiedete sich von seinem Vorgänger mit den Worten: „Benedikt, du treuer Freund des Bräutigams, möge deine Freude vollkommen sein, wenn du seine Stimme endgültig und für immer hörst!“

Fast wie in Bayern

Da zur Trauermesse ein großer Andrang von Pilgern erwartet wurde – am Ende waren es um die 50.000 – hatten sich viele gestern schon um 6 Uhr früh auf den Weg zum Vatikan gemacht, um auf dem Petersplatz einen Sessel zu ergattern. Selten, wenn überhaupt, erlebt man die römischen U-Bahnen so voll zu dieser Morgenstunde.

Es waren vor allem Priester und Nonnen. Am Petersplatz angekommen fühlte man sich fast schon ein wenig in Bayern angesichts der vielen Priester, Ordensschwestern und Pilger von dort. Und immer wieder sah man auf dem Platz die blau-weiß karierte bayrische Flagge wehen.

Der Zutritt zum Petersplatz wurde ab 7 Uhr gewährt. Frau Ilaria, um die 60, stand geduldig in der Schlange. Sie erzählte dem  KURIER  von einem Wunder, das Benedikt XVI. für ihre Familie vollbracht habe. Ihre vierjährige Nichte war infolge eines Traumas von selektiver Stummheit befallen, sprach nur mehr mit Mutter und Großmutter. „Doch am Tag, an dem Ratzinger zum Papst gewählt wurde, plauderte sie wieder mit allen drauf los.“ Deswegen sei sie auch für seine sofortige Heiligsprechung.

Sie ist nicht die einzige, die sich das wünscht. Auch gestern sah man auf dem Petersplatz, wie schon die Tage davor in der Basilika, wo der Leichnam aufgebahrt war, Transparente mit der Aufschrift „Santo subito“.

Viele für schnelle Heiligsprechung von Benedikt XVI.

Katharina kommt aus Polen, lebt seit zehn Jahren in Rom. Auch sie ist für eine Heiligsprechung. „Alle meinen, Benedikt XVI. sei zu intellektuell gewesen, zu schwer verständlich fürs normale Volk“, sagt sie. „Das stimmt aber nicht. Ich habe mir leichter mit seinen Schriften als mit denen von Papst Johannes Paul II. getan. Da ich Polin bin, will das was heißen.“ 

Von Montag bis gestern haben dem emeritierten Papst an die 200.000 Menschen die letzte Ehre erwiesen. „Wissen Sie, die Menschen verfügen über gute Antennen, deswegen sind sie gekommen“, sagte der Bischof von Eisenstadt, Ägidius Zsifkovics dem KURIER. „Er war ein brillanter Theologe ein unerschrockener Hirte und, wie er selber sagte, ein einfacher Arbeiter im Weinberg des Herrn.“

Kommentare