Macron hatte den charismatischen Philippe mitten in der Corona-Krise im Juli 2020 aus ungeklärten Gründen entlassen und mit dem eher farblosen Jean Castex ersetzt. Philippe nahm wieder sein Amt als Bürgermeister der Hafenstadt Le Havre ein – und ließ doch erkennen, dass er nicht vorhabe, sich aus der nationalen Politik zurückzuziehen.
Entgegen der Befürchtung von Macrons Lager, der Ex-Premier werde dem Präsidenten mit einer eigenen Kandidatur Konkurrenz machen, blieb dieser loyal. "Wenn ich die Unordnung sehe, die bei den Linken, den Konservativen und den Rechtsextremen herrscht, so erscheint es mir nützlich, dass sich all diejenigen, die Emmanuel Macron unterstützen, koordinieren", sagte der 50-Jährige nun. Tatsächlich stehen in den anderen politischen Lagern mehrere Aspiranten in den Startlöchern, die sich gegenseitig um ihre Chancen bringen könnten.
"Gemeinsames Haus"
Die Republikaner stimmen am Samstag in einer Vorwahl über ihre Kandidatin oder ihren Kandidaten ab. Ihr parteiinterner Wahlkampf offenbarte einen Rechtsruck. Umso mehr ist es in Macrons Interesse, als einziger Vertreter der politischen Mitte anzutreten.
Zum künftigen "Gemeinsamen Haus" gehören neben Philippes Partei "Horizonte" Macrons Partei "La République en Marche" (LREM), deren Koalitionspartner Mouvement Démocrate (MoDem) sowie die liberale Partei Agir ("Handeln") von Kulturminister Franck Riester, einem ehemaligen Mitglied der Republikaner.
Die Wahllisten für die Parlamentswahlen im Juni 2022 werden sie miteinander absprechen. Entgegen aller Prognosen war es Macron 2017 gelungen, nach dem Sieg bei der Präsidentschaftswahl mit seiner erst ein Jahr zuvor gegründeten LREM-Partei auch im Parlament eine Mehrheit zu erreichen. Dies ermöglichte es ihm, seine Projekte weitgehend ohne Widerstand durchzusetzen. Allerdings haben sich seither etliche Abgeordnete von der Partei abgewendet und ein erneuter Triumph erscheint unsicher. "Ensemble Citoyens!" könnte hingegen Macrons Machtbasis auch für fünf weitere Jahre sichern.
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