Flüchtlinge im Libanon: "Wir kehren zurück, notfalls im Sarg"

Flüchtlinge im Libanon: "Wir kehren zurück, notfalls im Sarg"
Seit Beginn des Nahost-Konflikts flohen im Libanon mehr als 93.000 Menschen vor israelischen Luftangriffen. Ihr Schicksal verkommt zu einer Randnotiz.

In einem kargen Zimmer sitzt Naem auf einer Matratze und versucht vergeblich, eine Fliege zu verscheuchen. Seine Frau Khadija braucht noch einen Moment, sie muss ihren Schleier anlegen. Der Raum ist gründlich aufgeräumt. Alles soll perfekt sein, wenn die Gäste kommen. Möbel gibt es keine, nur einen kleinen Kasten, auf dem die restlichen Matratzen liegen. Auf dem Teppich hat das Paar Pralinen bereitgestellt.

Sofort bietet Khadija Kaffee an, als der KURIER sie an der Seite von Hilfsarbeitern des Roten Kreuzes in ihrer Unterkunft besucht. Dann setzt sie sich zu ihrem Mann, auf der grauen Plane hinter ihnen steht in blauen Buchstaben: UNHCR. Durch den Vorhang, der als Fenster dient, ist die Fliege inzwischen mit Verstärkung zurückgekehrt.

Seit dem Hamas-Angriff am 7. Oktober greifen sich Israels Armee und die schiitische Hisbollah-Miliz, die den Süden des Libanon kontrolliert, regelmäßig an. Mehr als 93.000 Menschen flohen im Libanon aus dem Grenzgebiet, in Israel waren es rund 80.000.

Daneben leben seit Jahren rund 1,5 Mio. syrische Flüchtlinge und ca. 500.000 palästinensische Flüchtlinge im Libanon, die ebenfalls auf humanitäre Hilfe angewiesen sind.

Die Inlandsflüchtlinge sind auf Hilfslieferungen angewiesen, das Libanesische Rote Kreuz stellt etwa medizinische Erstversorgung und Hilfsgüter bereit. Doch der Libanon steckt seit 2019 in einer schweren Wirtschaftskrise: Das libanesische Pfund hat seither um 93 Prozent an Wert verloren, 82 Prozent der Bevölkerung fallen unter die Armutsdefinition des Internationalen Roten Kreuzes.

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