500 Metallsplitter schießen los
Durch ihre geringe Größe, Geschwindigkeit und Wendigkeit sind FPV-Drohnen oft nicht am Radar erkennbar, noch schwieriger sind sie abzuwehren.
Dazu kommt, dass ihre Bewaffnung immer tödlicher wird. Auf russischen Telegram-Kanälen sind eigene Einheiten zu sehen, die den FPV-Drohnenkampf mit Antipersonenminen üben: Das sind zwei Kilogramm schwere Hartplastikgehäuse, die bei Zündung 500 Metallsplitter mit hoher Geschwindigkeit in eine Richtung schießen. Bei einem Wirkungsbereich von 50 Metern kann die Antipersonenmine eine ganze Gruppe (acht Mann) feindlicher Soldaten vernichten.
Drohnen in Panzerluken
Andere FPV-Drohnen sind mit Sprengstoff bestückt, können durch Fenster- und Panzerluken fliegen und dann im Inneren detonieren – sowohl auf russischer als auch auf ukrainischer Seite starben bereits zahlreiche Soldaten, explodierten Panzer oder Feuerstellungen nach Einsatz von FPV-Drohnen.
Ein massiver Vorteil solcher Geräte ist ihr Herstellungspreis: Zwischen 60 und 500 Euro kostet eine solche Drohne - ein russischer Schützenpanzer BMP-2 kostet etwa eintausend Mal mehr. 2003 etwa wurden 188 dieser Fahrzeuge an den Jemen geliefert – für einen Stückpreis von umgerechnet 531.915 US-Dollar. Auch BMP-2 sind unter den bestätigten Opfern von FPV-Drohnen.
Teure Abwehr
Die Streitkräfte beider Staaten haben mit der Abwehr dieser neuen Gefahr große Probleme: Ist etwa für die Ukraine bereits der Kampf gegen die iranischen Shahed-136-Kamikazedrohnen (Stückpreis etwa 20.000 Euro) eine große Herausforderung, steigt dieses Problem bei den FPV-Drohnen massiv an. Eine Rakete des Luftabwehrsystems „IRIS-T“ kostet 380.000.
Als effiziente Maßnahme gelten mittlerweile einfache Netze oder Metallgitter, die die Drohnen vor ihrem Einschlag abfangen sollen. Unter anderem die ukrainische Artillerie soll so gegen russische Lancet-Kamikazedrohnen geschützt werden:
Glück hatte auch eine russische Panzerbesatzung, in deren Anti-Drohnen-Netz eine von einer Drohne abgeworfene Granate landete – und nicht detonierte:
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs werden Drohnen immer bedeutender. So wird etwa vermutet, dass die ukrainische Gegenoffensive mit einem massiven Drohnenangriff gestartet wird.
Die rasche Entwicklung des Drohnenkriegs weckt Befürchtungen, dass es bald möglich sein wird, autonome Drohnenschwärme in den Kampf zu schicken. Militäranalysten warnen bereits seit Jahren davor, dass diese Revolution gleichbedeutend mit der Entdeckung des Schießpulvers oder der Entwicklung der Atombombe sein könnte.
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