Drohnenangriffe bis knapp vor Moskau: Kiew schlägt zurück
Eine Stichflamme lodert am Kursker Himmel auf, als eine ukrainische Drohne beim dortigen, ausschließlich militärisch genutzten Flughafen einschlägt – scheinbar hat sie ein Treibstoffreservoir getroffen. Angriffe wie jener in der Nacht auf Dienstag – 100 Kilometer von der Grenze entfernt – häuften sich in den vergangenen Tagen: Erst am Montag waren zwei russische Militärflugplätze mit Drohnen angegriffen worden, einer im südrussischen Gebiet Saratow (600 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt), einer im zentralrussischen Rjasan nahe Moskau (500 Kilometer von der Grenze entfernt).
Bomber beschädigt
In Saratow sind zudem strategische Bomber stationiert, die in der Vergangenheit bei den Raketenangriffen auf die ukrainische Energie-Infrastruktur eingesetzt wurden. Mindestens zwei davon wurden beschädigt, drei russische Soldaten wurden getötet, sechs weitere verwundet.
Ersten Erkenntnissen zufolge verwendeten die ukrainischen Streitkräfte Drohnen aus sowjetischer Produktion: Die „Tupolev Tu-141“, 1979 in Dienst gestellt. Mit einem 75-Kilogramm-Sprengkopf ausgestattet, dürften die Ukrainer das alte Aufklärungsflugzeug in eine Kamikazedrohne umfunktioniert haben. Noch ist fraglich, wie das 14 Meter lange und sechs Tonnen schwere Fluggerät unbemerkt 500 Kilometer durch russisches Territorium gelangen konnte. Eine mögliche Erklärung ist, dass die Drohnen mit Transpondern abgeschossener russischer Kampfflugzeuge ausgestattet wurden und so die russische Luftabwehr austricksten.
Es waren nicht die ersten ukrainischen Angriffe auf russisches Territorium: Vor allem in der Region Belgorod kam es immer wieder zu Anschlägen und Sabotageakten. Auch militärische Einrichtungen auf der von Russland besetzten Halbinsel Krim sind seit dem Sommer immer wieder Ziele ukrainischer Angriffe und Anschläge – der strategisch wichtigste war zweifellos jener auf die Brücke von Kertsch am 8. Oktober.
Putin auf der Brücke
Just dort absolvierte der russische Präsident Wladimir Putin am Montag einen Überraschungsbesuch. „Putin ist über die Krim-Brücke gefahren, die nach der Explosion im Oktober repariert wurde“, sandte der Kreml seine Botschaft aus.
Dass die Ukraine keine Angriffe unternahm, hat mehrere Gründe: Zum einen wurde der Besuch bis zuletzt geheim gehalten, zum anderen verfügt Kiew nicht über Artilleriemunition mit geeigneter Reichweite. Die USA sahen bis dato davon ab, den ukrainischen Streitkräfte HIMARS-Raketen mit einer Reichweite von 300 Kilometern zu liefern, um nicht für Angriffe auf russisches Territorium verantwortlich gemacht zu werden. Ein Drohnenschlag gegen die stark gesicherte Brücke ist ebenso ausgeschlossen.
Kritik an Luftabwehr
Auf prorussischen Militärblogs überwog jedoch die Kritik an der augenscheinlich lückenhaften russischen Luftraumüberwachung: „Alle diese Vorfälle hätten durch die üblichen Vorsichtsmaßnahmen und den Schutz durch die Luftabwehr verhindert werden können“, schrieb etwa der Telegramkanal „Rybar“.
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