Wenn sich die Politik mit dem Fußball anlegt

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Spanien-Kosovo: Der spanische Verband wollte beim geplanten WM-Quali-Spiel gegen Kosovo die Nationalsymbole der von Spanien nicht anerkannten Republik nicht zeigen. Die Verbände einigten sich.

Es war nicht zuletzt ein Tweet, der die Wogen hoch gehen ließ. „Spanien startet den Weg nach Katar gegen Griechenland, Georgien und das Territorium von Kosovo“, stand da. Verfasst vom Social Media Team der spanischen Selección.

Man hatte mit Spannung darauf gewartet, wie das offizielle Spanien auf das Duell mit dem Nationalteam des Kosovo, einer vom spanischen Staat nicht anerkannten Republik, reagieren würde. Doch die kolportierten Pläne für das Match am 31. März in Sevilla rissen alte Wunden auf.

Spanien erkennt die Unabhängigkeit des Kosovo nicht an. Ebenso wie vier weitere EU-Staaten (Griechenland, Rumänien, Zypern und die Slowakei). Die meisten dieser Staaten halten sich aus innenpolitischen Gründen zurück. In Spanien etwa fürchtet man, der Unabhängigkeitsbewegung der Katalanen neuen Zündstoff zu liefern.

Beim Match in Sevilla Ende März plante Spanien daher die Flagge des Kosovo nicht neben der spanischen zu zeigen. Außerdem wollte man die Hymne zwar abspielen, aber darauf verweisen, dass dies „Musik, die vom Territorium des Kosovo gespendet wurde“ sei. Das berichtete die spanische Sportzeitung Marca.

Kosovos Fußballverband hat deshalb am Mittwoch gedroht, sich vom Qualifikationsspiel zur Fußball-WM gegen Spanien zurückzuziehen, wenn Flagge und Hymne nicht als solche präsentiert werden.

Eroll Salihu, Generalsekretär des kosovarischen Verbandes, nennt die Pläne gegenüber dem KURIER "inakzeptabel". „Jede Association hat das Recht, im Vorhinein zu sagen, dass es gegen gewisse Nationen nicht spielen will“, sagt Salihu. Spanien habe das nicht getan und plane jetzt "plötzlich" Einschränkungen.

Wie die Zeitung Marca berichtet, soll der spanische Fußballverband seit Monaten mit dem spanischen Außenministerium an den Modalitäten des Spiels arbeiten. Gemeinsam habe man vereinbart, dass es beim Ablauf des Matchs in Sevilla „keinen Hinweis“ auf die Eigenstaatlichkeit des Kosovo geben dürfe. Auch für die Übertragung – zumindest in staatlichen Medien – soll man Regelungen gefunden haben.

Einigung

Doch am Mittwochnachmittag folgte die Entspannung. Die Fußballverbände einigten sich freundschaftlich - und begruben die Krise dort, wo sie entstanden war: auf Twitter.

Verbandspräsident Agim Ademi habe einen Anruf vom spanischen Konterpart erhalten, in dem die Spanier sich für die Medienberichte entschuldigten und versicherten, dass das Spiel zwischen Spanien und dem Kosovo "gemäß allen FIFA- und UEFA-Vorgaben stattfinden werde".

"Ohne Probleme"

Griechenland – das in derselben Qualifikations-Gruppe spielt - hat Kosovos Unabhängigkeit ebenfalls nicht anerkannt. Doch gegen das griechische Team könne man ohne Probleme spielen. Kosovos Verband habe mit dem griechischen sogar ein „freundschaftliches“ Verhältnis.

Der Kosovo ist eine ehemalige Provinz Serbiens, die 2008 einseitig die Unabhängigkeit erklärte. Bis dato wurde diese von mehr als 110 Ländern anerkannt. Neben Serbien, Russland, China und einigen anderen Ländern erkennen fünf EU-Staaten - Spanien, die Slowakei, Rumänien, Zypern und Griechenland - dies ebenfalls nicht an.

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