Kein Vorteil für Trump: So tickt Fox-Moderator Chris Wallace

Kein Vorteil für Trump: So tickt Fox-Moderator Chris Wallace
Die erste TV-Debatte gilt als wegweisend im US-Wahlkampf. Der Moderator kommt auf dem Papier Trump entgegen.

Es ist angerichtet: Wer sich die Nacht um die Ohren schlagen will, kann die erste von drei TV-Debatten zwischen Donald Trump und Joe Biden ab 2 Uhr MESZ verfolgen (21 Uhr Ortszeit). Beinahe all großen US-Sender übertragen das Spektakel. Bis zu 100 Millionen Zuseher erhofft man sich. Die erste 90-minütige Runde gilt als wegweisende Schlacht und könnte ein Wendepunkt im Wahlkampf sein.

Eine wichtige Rolle spielt dabei der Moderator. Und nicht wenige konstatieren: Runde 1, Vorteil Trump. Grund: der Moderator. Aber stimmt das?

Auf den ersten Blick definitiv, Chris Wallace arbeitet nämlich für Trumps konservativen Haussender Fox News. Fall abgeschlossen? Mitnichten. Diese Analyse greift viel zu kurz. Wallace gilt als einer der besten und unabhängigsten TV-Journalisten der USA, arbeitete zuvor bei NBC und ABC, hat in linken, wie konservativen Kreisen einen guten Ruf.

Als Wallace Trump grillte

Nicht wenige Zuseher waren etwa überrascht, als der Polit-Veteran Trump bei einem Interview im Juli regelrecht zerlegte. Wallace widersprach Trump deutlich, als dieser behauptete, dass Joe Biden die Polizei schwächen wolle. Oder als Trump falsche Zahlen zur Corona-Mortalität in die Welt setzte.

Und dann der größte Aufreger: Trump pries sich damit, einen "Intelligenz-Test" mit Bravour bestanden zu haben und stellte gleichzeitig die geistige Gesundheit Bidens infrage. Wallace widersprach. Es habe sich um einen Demenz-Test gehandelt, den er auch selbst schon absolviert habe: "Das ist nicht der schwierigste Test. Da wird ein Bild gezeigt und gefragt, was das sei. Und es ist ein Elefant." Die darauffolgende Diskussion sorgte für Spott und Häme im Internet. Trump attestierte Wallace wutschnaubend einen "Mangel an Talent".

Später reagierte der Präsident verhärmt und konstatierte zur allgemeinen Verwunderung: "Ich will ehrlich sein, ich bin kein großer Fan von Fox." In den darauffolgenden Tagen legte er nach und twitterte den Niedergang von Fox News herbei.

Vollblut-Journalist

Der Moderator dürfte also definitiv kein großer Vorteil für Trump sein. Man kann davon ausgehen, dass er beide Kandidaten in die Mangel nimmt. Er hakt bei Fragen beharrlich nach und teilt in alle ideologischen Himmelsrichtungen aus. Ein Mann der Sorte Vollblut-Journalist, altmodisch, tendenziell aussterbend.

Wallace wurde 1947 in Chicago gebohren. Sein Vater Mike arbeitete ebenfalls als TV-Journalist, sein Stiefvater führte den Sender CBS News. Wallace studierte daraufhin in Havard und Yale - danach begann eine steile Karriere im Fernsehen.

Kommentare