Hamas-Chef: Waffenstillstand rückt näher

Hamas-Chef: Waffenstillstand rückt näher
Eine vorübergehende Waffenruhe könnte für Hilfslieferungen nach Gaza, sowie den Austausch von Geiseln und Gefangenen genutzt werden.

Vertreter der Hamas stehen nach eigenen Angaben kurz vor einer Waffenstillstandsvereinbarung mit Israel. Die Vertreter hätten ihre Antwort an Beamte in Katar übermittelt, teilte der Chef der Palästinensergruppe, Ismail Haniyeh, in einer Erklärung mit, die Reuters über seinen Berater erhielt. 

Bei den Gesprächen geht es konkret um eine vorübergehende Waffenruhe, die Hilfslieferungen in den Gazastreifen und den Austausch von Geiseln und Gefangenen ermöglichen soll.

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Weiters in diesem Artikel

  • 200 Patienten aus Klinik in Gaza evakuiert
  • Waffenlager im Keller einer Moschee entdeckt
  • 40 Minderjährige unter Hamas-Geiseln
  • Hoffen auf Freilassung der Geiseln

Das erwartete Abkommen werde auch "die Freilassung israelischer Frauen und Kinder als Geiseln im Austausch für die Freilassung palästinensischer Kinder und Frauen in den Gefängnissen der Besatzer" umfassen, erklärte Hamas-Funktionär Issat al-Rishk dem arabischen Fernsehsender Al-Jazeera. Die Details des Waffenstillstands werden von Katar bekannt gegeben. 

Nach Angaben der amtlichen palästinensischen Nachrichtenagentur WAFA sollen unterdessen beim israelischen Beschuss des Lagers Nuseirat im Gazastreifen 17 Palästinenser getötet worden sein.

200 Patienten aus Klinik in Gaza evakuiert

Das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium im Gazastreifen hat die Evakuierung von rund 200 Patienten aus einem angegriffenen Krankenhaus gemeldet. Die Evakuierung aus dem indonesischen Krankenhaus in Jabalija im Norden Gazas sei mit Hilfe des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) erfolgt, sagte ein Ministeriumssprecher am Montagabend. 

Beim Beschuss der Klinik waren zuvor laut Hamas zwölf Menschen getötet worden.

Die Evakuierten seien mit Bussen in das Nasser-Krankenhaus in Khan Junis im Süden des Gazastreifens gebracht worden. Ein AFP-Reporter in der Stadt sah zwei Busse, die am Nasser-Krankenhaus in Begleitung des Roten Kreuzes ankamen.

Den Hamas-Angaben zufolge befinden sich noch 400 Patienten in der indonesischen Klinik. Es werde mit dem IKRK an deren Evakuierung gearbeitet, sagte der Sprecher weiter. Zudem befänden sich rund 2.000 Vertriebe in der Klinik und um sie herum.

Waffenlager im Keller einer Moschee entdeckt

Das israelische Militär setzte unterdessen seine Offensive im abgeriegelten Gazastreifen fort und stieß dabei nach eigenen Angaben im Keller einer Moschee auf ein Waffenlager sowie eine Produktionsstätte für Raketen der Hamas. 

Zudem hätten Soldaten dort auch einen Tunneleingang entdeckt, teilte die Armee am Montagabend mit. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

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In einem von den Streitkräften veröffentlichten Video sollen Raketen, Mörsergranaten, deren Bauteile und der Tunnelschacht im Keller des Gebäudes in der heftig umkämpften Stadt Gaza zu sehen sein.

Soldaten hätten zudem eine Waffenfabrik der Terrororganisation Islamischer Dschihad in dem Küstengebiet zerstört, teilte die Armee weiter mit. Sie nahmen den Angaben zufolge außerdem Kommandozentralen der Hamas in der Stadt Gaza ein. Weiterhin seien dort in den vergangenen Tagen Tunnel zerstört und viele Terroristen „eliminiert“ worden. Soldaten hätten sich Nahkämpfe mit ihnen geliefert.

40 Minderjährige unter Hamas-Geiseln

Terroristen der Hamas und anderer Extremistengruppen hatten am 7. Oktober in Israel Hunderte Menschen ermordet und rund 240 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Unter den Entführten sollen nach Angaben der israelischen Armee 40 Kinder und Jugendliche sein. Das Militär verbreitete am Montag eine Zusammenstellung von Bildern entführter Kinder auf der Plattform X, vormals Twitter. 

Sie hätten zusehen müssen, „wie ihre Familien vor ihren Augen ermordet wurden“, und würden noch immer „von brutalen Schlächtern als Geiseln gehalten“, hieß es in dem Post.

Hoffen auf Freilassung der Geiseln

Die US-Regierung verhandelt eigenen Angaben nach weiter an einer Einigung zur Befreiung vieler Geiseln im Gazastreifen. „Ich möchte nicht in der Öffentlichkeit verhandeln, aber wir glauben, dass wir einer Lösung näher kommen“, erklärte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Montag im Weißen Haus. 

Es gebe im Moment aber nichts Neues anzukündigen - man arbeite „Stunde für Stunde“ an einer Lösung. Kirby wiederholte vorherige US-Angaben, wonach man näher an einer Einigung sei als je zuvor.

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Katar hat bei den Verhandlungen zur Geiselbefreiung eine wichtige Vermittlerrolle. Die Präsidentin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Mirjana Spoljaric, traf in dem Golfstaat Hamas-Chef Ismail Hanija. Sie sei am Montag in das Emirat gereist, um humanitäre Fragen im Zusammenhang mit dem Konflikt in Israel und im Gazastreifen voranzubringen, teilte die Hilfsorganisation in Genf mit. Der Besuch sei Teil von Gesprächen des Roten Kreuzes mit allen Seiten, um „die Achtung des humanitären Völkerrechts zu verbessern“.

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