Noch Anfang Juni begann die Kurve der Neuinfektionen im Königreich stark zu sinken, trotz zwischenzeitlicher Wellenbewegungen blieben die Zahlen im niedrigen dreistelligen Bereich. Die dänische Regierung ließ deshalb am 10. September alle bisher verhängten Maßnahmen aufheben, auch weil die Durchimpfungsrate stets hoch war im europäischen Vergleich. Aktuell sind mehr als 75 Prozent der Dänen doppelt geimpft.
Die Folge war ein Herbst wie vor zwei Jahren: Im Grunde trug niemand mehr Maske, auch in vollen Bars, im Fußballstadion oder bei Konzerten nicht. Von Abstandhalten in Aufzügen oder Öffis keine Spur, auch das eifrige Händeschütteln erlebte ein sorgenfreies Comeback. Einzig die meist unbenutzten Desinfektionsmittel-Spender ließen Erinnerungen an die Pandemie aufkommen.
Die 3-G-Regel ist zurück
Dass die Zahlen in weiterer Folge wieder ansteigen würden, hatte man im Königreich erwartet. Gesundheitsminister Magnus Heunicke sprach stets davon, die Infektionskurve "ganz genau beobachten" zu wollen. Von Expertinnen und Experten hat es aber immer wieder Kritik an den stark gelockerten Zügeln der Regierung gegeben.
Nun scheint also ein Punkt erreicht, an dem man sich zu einer Reaktion gezwungen sieht: Der sogenannte Corona-Pass soll wieder eingeführt werden, im Grunde die dänische Variante der 3-G-Regel: Mit ihm können die Bürgerinnen und Bürger nachweisen, ob sie geimpft, genesen oder kürzlich getestet worden sind. Ohne einen solchen Nachweis soll künftig der Besuch von Gastronomie und Veranstaltungen sowie von Krankenhäusern und Pflegezentren nicht mehr möglich sein. Ein entsprechender Gesetzesvorschlag wird heute dem Epidemieausschuss des dänischen Parlaments unterbreitet.
Zudem soll Covid-19 wieder offiziell als "gesellschaftsbedrohende Krankheit" kategorisiert werden, so Ministerpräsidentin Frederiksen. Dieser Status war zwischenzeitlich ebenfalls aufgehoben worden. Ob mit oder ohne Kategorisierung - das Virus war nie weg. Auch wenn Dänemark alles dafür tat, so zu tun, als ob.
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