Präsidenten-Sohn Hunter Biden drohen 25 Jahre Haft

Man tritt Joe Biden nicht zu nahe, wenn man sagt, dass er in dieser Woche anlässlich der D-Day-Feiern zum Ende des Zweiten Weltkriegs nur physisch in Europa ist. Im Geiste wird der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika in einem kleinen Gerichtssaal in Wilmington in seinem Heimat-Bundesstaat Delaware sein. Sein ältester Sohn, Hunter Biden, muss sich dort in einem landesweit beachteten Prozess verantworten. Dem 54-Jährigen, der seit Jahren unfreiwillig durch seinen von Drogensucht geprägt gewesenen Lebenswandel zur medial-politischen Belastung für den Vater geworden ist, drohen theoretisch bis zu 25 Jahre Haft.
Nicht weil er wie Ex-Präsident Donald Trump die Wähler über die Schweigegeld-Zahlung von 130.000 Dollar an einen Porno-Star getäuscht hätte. Sondern weil er im vor Waffen starrenden Amerika vor sechs Jahren für knapp 900 Dollar zu privaten Zwecken einen Cobra Colt gekauft hatte. Bei der Anmeldung verschwieg er laut Anklage rechtswidrig, dass er zum damaligen Zeitpunkt drogenabhängig war; auf dem Papier eine Straftat.
Fünf Monate vor der Präsidenten-Wahl birgt der Prozess jede Menge Sprengstoff. Nicht wegen des Delikts an sich, von dem selbst auf dem rechtsgerichteten TV-Sender Fox News Experten sagen, dass es "eher eine Lappalie" sei, die "so gut wie nie in dieser Form strafrechtlich verfolgt wird".
Intime Details aus Biden-Clan
Sondern weil in dem von Staatsanwalt David Weiss, einem Sonder-Ermittler des Justizministeriums in Washington, angestrengten Verfahren in den kommenden zwei Wochen intimste Details aus dem Familien-Leben des Biden-Clans an die Öffentlichkeit kommen werden.
Der in dieser Hinsicht äußerst dünnhäutige 81-jährige Patriarch, fürchten Insider seiner Wahl-Kampagne, könnte darüber die Contenance verlieren, wütend werden und den Republikanern Munition liefern, "die den Hunter-Prozess mit vereinten Kräften zur Staats-Affäre aufblasen wollen".

US-Präsident Joe Biden und sein Sohn Hunter Biden in Los Angeles am 4. Februar 2024.
Nur ein Detail: Der illegale Waffen-Kauf kam ins Rollen, als Hallie Biden vor sechs Jahren in einem Truck von Hunter besagten Colt fand und ihn aus Angst, der damals schwer Crack-Süchtige könnte sich oder anderen damit etwas antun, in Panik in eine Mülltonne warf.
Hallie Biden ist die Witwe von Beau Biden, Joe Bidens Lieblingssohn und Ex-Justizminister von Delaware, der 2015 an einem Gehirn-Tumor starb. Nach seiner Scheidung von Kathleen Biden kamen Hunter und Witwe Hallie vorübergehend als Paar zusammen. Beide Frauen werden in den nächsten Tagen von der Staatsanwaltschaft in den Zeugenstand gerufen. Ziel von Staatsanwalt Weiss: Sie sollen dazu beitragen, dass die zwölf Geschworenen Hunter Biden ins Gefängnis schicken. Ziel von dessen Anwalt Abbe Lowell: die Entlastung des Angeklagten.
Politischer Feldzug?
Dass der Prozess überhaupt stattfindet, geht auf eine Besonderheit zurück. 2023 war das Waffen-Vergehen inklusive eines Steuer-Delikts in Kalifornien schon so gut wie geregelt; mit einer milden Bewährungsstrafe und Sozial-Dienst-Programmen. Dann ließ die einst von Präsident Donald Trump ernannte Richterin Maryellen Noreika den Deal platzen. Nach dem Verfahren in Delaware muss Hunter Biden nun ab 5. September auch in Kalifornien vor den Richter, obwohl seine Steuerschuld von 1,4 Millionen Dollar bereits seit Langem zurückgezahlt ist. Eine weitere Quelle für unangenehme Nachrichten, die in den Wahlkampf von Joe Biden spielen.

Donald Trump wurde von einer Jury in allen Punkten wegen der Verschleierung von Schweigegeld schuldig gesprochen.
Hunters Biden Strafverteidiger Abbe Lowell wird im Waffen-Prozess den Versuch unternehmen, die Anklage zu perforieren. Danach könnte das Formular beim Kauf, in dem Biden falsche Angaben über seinen Drogen-Status gemacht haben soll, von Dritten manipuliert worden sein, sagt der erfahrene Anwalt.
Anders als Donald Trump hatte Hunter Biden zum Prozess-Auftakt enge familiäre Unterstützung. First Lady Jill Biden wie auch Hunters zweite Ehefrau Melissa sowie Schwester Ashley waren nach Wilmington gekommen. Ein weiterer Unterschied: Niemand von ihnen, auch nicht Joe Biden, hat das Gericht oder die Anklage kritisiert oder beleidigt, wie dies Trump bis zum Schluss seines Prozesses praktiziert hat.
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