Bei dem Routine-Check wurde festgestellt, dass Biden keine Langzeit-Corona-Kollateralschäden aus seiner Infektion in 2021 davongetragen hat. Weil Biden nicht raucht, keinen Alkohol trinkt und fünf Mal pro Woche morgens Ausdauer- und Krafttraining absolviert, dürfe man ihn als „gesund” und „kräftig” bezeichnen.
Hautkrebs entfernt
Seit der Untersuchung im November 2021 hat Biden abgenommen: 80,7 kg statt 83,4 kg. Bei einer Körpergröße von knapp 1,83 Meter. Sein Bodymass-Index sank von 25,0 auf 24,1. Der Blutdruck pendelte sich bei 126/78 ein, früher 120/70. Lunge und Atemwege: unauffällig.
Im Rahmen der Vorsorge wurde ihm am Oberkörper eine Läsion entfernt. Der Hautkrebs wurde rechtzeitig entfernt. Laut O`Connor hat sich Bidens steifer Gang, ausgelöst unter anderem durch eine Wirbelsäulen-Arthritis, nicht verschlimmert. Auch das häufige Räuspern und Husten (Ursache: Reflux) sei nicht gravierender als früher. Hinweise auf neurologische Schäden (Schlaganfall, Multiple Sklerose, Parkinson)? Keine. Wegen Vorhofflimmern (ohne Symptome) und hohen Cholesterin-Werten bekommt Biden Standard-Präparate verschrieben. Ebenso gegen Heuschnupfen.
Soweit das Medizin-Chinesisch. Umgangssprachlich übersetzt sich für viele Amerikaner das gute Gesundheitszeugnis nicht in das Bild, das Biden mit unschöner Regelmäßigkeit abgibt.
Im Internet kursieren mehrere Video-Schnipsel, auf denen Biden auf der Treppe der Präsidenten-Maschine Air Force One stolperte oder stürzte.
Im Sommer verhedderte sich bei einer Radtour an seinem Wochenend-Haus in Rehoboth Beach im Stand ein Fuß in der Pedale. Biden landete auf dem Bauch. Dazu kommen, abhängig von der Tagesform, mentale Aussetzer, die vor laufender Kamera Zweifel an der Frische des Präsidenten nähren. Neben vernuschelten Namen, Verwechselungen und manchen Sätzen, die im Nirvana enden, gibt es Pannen, die selbst sein engestes Umfeld die Augen rollen lassen. So wie im Fall Jackie Walorski.
Bei einer Konferenz im Weißen Haus zum Thema Hunger fragte Biden im Herbst vom Podium nach der Kongress-Abgeordneten Jackie Walorski, die sich in dieser Frage besonders stark engagiert hatte. „Jackie, bist du hier? Wo ist Jackie? Ich denke, sie sollte hier sein.“ Wenig später schob Biden den schrägen Satz nach. „Ich denke, sie wollte wohl nicht hier sein.” Die Republikanerin war im August 2022 in ihrem Heimatbundesstaat Indiana im Alter von 58 Jahren bei einem Auto-Unfall ums Leben gekommen.
Biden hatte den Angehörigen persönlich bei einem längeren Telefonat mit viel Empathie kondoliert. Wie kann der erste Mann im Staate das vergessen haben? Bidens Irrlichtereien sind Gift für den anlaufenden Wahlkampf - und Gold für die Republikaner. Von Donald Trump angefangen werden sämtliche Top-Leute der Partei nicht müde, Biden die physische und geistige Robustheit abzusprechen, um den kraftraubenden Alltag als Commander-in-Chief weiter durchzustehen. Dass das Weiße Haus potenzielle Schlaglöcher umfährt, etwa Presse-Konferenzen mit kritischem Fragestellern so gut wie abgeschafft hat, gilt ihnen als Ausweis dafür, dass Biden nicht mehr genug zuzusetzen hat.
Dabei lassen die Republikaner gerne aus, dass der Präsident auch viele starke rhetorische Auftritte hingelegt hat. Erinnert sei an die Rede zur Lage der Nation im Februar, wo Biden die Republikaner mehrfach foppte und zu entlarvenden Szenen verleitete. Oder seine Auftritte im Ausland, etwa zuletzt in Polen. Die Frage, die viele Menschen nicht nur im politischen Betrieb umtreibt, ist die: Wenn Biden schon mit 80 zuweilen erhebliche Probleme hat, wie soll das erst mit 82, 83, 84, 85 oder 86 werden?
"Immer weniger in der Lage"
Das konservative „Wall Street Journal” ist sich sicher: „Bidens Fähigkeiten werden weiter schrumpfen. Er wird immer weniger in der Lage sein, wichtige Entscheidungen zu treffen, die das Amt ihm abverlangen.” Für den WSJ-Kommentator Gerald Baker grenzt die erneute Kandidatur an „absichtsvolle Rücksichtslosigkeit”.
Demokratische Partei-Strategen stellen sich darauf ein, dass Biden und die Demokraten in den kommenden 18 Monaten bis zur Wahl immer wieder nach einem „Plan B” gefragt werden: Was, wenn Joe Biden vor der Wahl oder kurz danach ernsthaft erkranken sollte? Oder wenn er die Strapazen des absehbar anstrengender werdenden Wahlkampfes (der durch Corona bedingte mönchische Rückzug hat sich erledigt), nicht verpackt. Wer übernimmt dann das Ruder?
Bidens Umfeld redet das Risiko nicht weg. Und der Präsident selbst sagte bereits im US-Fernsehen: „Ich weiß. Ich könnte morgen erkranken oder tot umfallen.” Aber zur Wahrheit gehört auch, dass die vergangenen Monate, vor allem die Zwischenwahlen im Kongress, für Biden wie eine große Vitaminspritze waren. Biden empfindet es seither als seine wichtigste Mission, Amerika vor einer weiteren Präsidentschaft des narzisstischen Volkstribuns Trump zu bewahren. „Das gibt ihm”, sagt ein langjähriger Freund, „unendlich Kraft.”
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