Satirepartei spottete in Ungarns Staatsfernsehen über Orbáns Wahlkampf

Satirepartei spottete in Ungarns Staatsfernsehen über Orbáns Wahlkampf
Fünf Minuten hat die ungarische Opposition Zeit, im Staatsfernsehen ihr Programm zu präsentieren. Die Satirepartei machte daraus eine Comedy-Show.

Fünf Minuten alle vier Jahre. So viel Fernsehzeit bekommt die Opposition in Ungarn, um ihr Programm vorzustellen.

Den Anfang machte der Spitzenkandidat der geeinten Opposition Péter Márki-Zay. Er kritisierte, dass die Regierungspartei Fidesz und deren Medien ständig Lügen über ihn und das Bündnis verbreiten würden. Kritik äußerte er erneut an Premier Viktor Orbán, der eine Fernsehdebatte mit ihm ablehne.

Etwas weniger ernsthaft nahm den Auftritt Imre Tóth, ehemaliger Kandidat der Satire Partei Magyar Kétfarkú Kutya Párt (MKKP), auf Deutsch "Ungarische Partei des zweischwänzigen Hundes". Dafür wurde er im Netz von Orbán-Kritikern gefeiert.

Comedy-Show statt Wahlprogramm

Tóth startete seinen Auftritt, indem er sich für die Einladung bedankte; zynisch fügt er hinzu: "Wir atmen die Luft der Freiheit hier." Dann bewarb er die Website der Partei, wo man sich "länger als fünf Minuten" über die Ziele und Interessen der Partei informieren könne. Er wolle jetzt lieber über etwas anderes reden, nämlich über...

Den Satz beendet er aber nicht, weil plötzlich sein Telefon klingelt. Seine Frau  "Schatzi"  dürfte am Telefon sein.

Tóth erzählt ihr von seinem Fernsehauftritt: "Es sind ganz viele Leute hier, wie Russen in der Ukraine." Auf die vermeintliche Frage, was sie denn zu essen einkaufen solle, antwortet er in Anspielung auf die von Orbán während des Wahlkampfs durchgesetzten Preisdeckelungen von Weizen, Hühnerfleisch und Milch: "Kauf etwas Billiges, wie Hühnerbrust oder Speiseöl. Das Auto kannst du auch volltanken, aber wenn du kein Benzin mehr bekommst, sag das niemandem, das dürfen wir nicht", erinnert er seine Frau. Angeblich herrscht seit der Preisdeckelung von Öl eine Benzinknappheit im Land; der Bevölkerung wurde aber verboten, darüber zu sprechen.

Satirepartei spottete in Ungarns Staatsfernsehen über Orbáns Wahlkampf

Die MKKP versteht sich als Satirepartei. Ziel ist es unter anderem, die korrupte Tätigkeit der anderen Parteien aufzuzeigen. Die Partei hat sich nicht der Oppositionsallianz angeschlossen. Umfragen zufolge liegt die Partei derzeit bei drei Prozent; für einen Sitz im Parlament braucht es mindestens fünf Prozent.

Nachdem es Tóth "endlich" schafft, seine Frau abzuwimmeln, merkt er, dass ihm nur mehr wenige Sekunden Gesprächszeit übrig bleiben. Er fragt, ob er in vier Jahren wieder kommen könne. Die Moderatorin antwortet, das wisse sie nicht.

Schon vor vier Jahren nutzte die Partei die Fernsehzeit für einen ähnlich satirischen Auftritt: Damals schickte man ein Parteimitglied in einem Hühner-Kostüm ins Fernsehstudio; der Gast beantwortete alle Fragen gackernd.

Zum ersten Mal steht dem nationalkonservativen Ministerpräsidenten Viktor Orbán, der seit 12 Jahren regiert, eine geeinte Opposition gegenüber. Spitzenkandidat ist Péter Márki-Zay, der konservative, wirtschaftlich liberale Bürgermeister aus Hódmezövásárhely.

Die Wahlversprechen der Opposition: steuerfreier Mindestlohn, unabhängige Gerichte, Einführung des Euro, Verringerung der Wartelisten in den Spitälern und Streichung der Corona-Pflichtimpfung. Gewählt wird am 3. April; in unabhängigen Umfragen liegen die regierende Fidesz-Partei und die Opposition derzeit gleich auf, regierungsnahe Institute prognostizieren einen Vorsprung der Fidesz.

Das Staatsfernsehen M1 ist angesichts der nahenden Parlamentswahl am 3. April dazu verpflichtet, den führenden Oppositionspolitikern das Minimum von fünf Minuten Sendezeit zu gewähren. Die Parteien stellen jeden Tag um fünf vor acht Uhr morgens ihre Interessen vor; davor und danach wurde zuletzt meist die Rede von Orbán anlässlich des ungarischen Nationalfeiertags am 15. März übertragen. Knapp eineinhalb Stunden dauert dieses Programm.

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