Für Schutzzölle ...
Frankreich ist zwar eine parlamentarische Präsidialrepublik mit einem mächtigen Präsidenten an der Spitzen, der den Premierminister ernennt. Doch die Nationalversammlung muss Gesetze, bevor sie in Kraft treten, ratifizieren. Ob Klimaschutz oder Menschenrechtskonvention: Die Positionen des Rassemblement National und seiner Verbündeten widersprechen sowohl dem europäischen Engagement Frankreichs unter Präsident Emmanuel Macron als auch etlichen Verträgen, die das Land unterzeichnet hat.
So lehnen die französischen Rechten Prinzipien des europäischen Binnenmarktes ab, fordern mehr protektionistische Maßnahmen wie die Nationalisierung der Banken, der Rüstungsindustrie und anderer Industriezweige. Sie sind für die Einführung von Schutzzöllen zum Schutz der einheimischen Landwirtschaft und Industrie. Am Arbeitsmarkt sollten französische Staatsbürger gegenüber Nichtfranzosen bessergestellt werden, etwa bei der Arbeitsplatzsuche und bei Sozialleistungen. Diese Forderungen widersprechen hingegen klar geltendem EU-Recht – wovon sich der RN bisher aber nicht einschüchtern ließ.
... gegen Waffen für die Ukraine
Auch eine restriktivere Migrationspolitik fordert der RN: Einwanderer, die in Frankreich als sans-papiers ("ohne Papiere") bezeichnet werden, sollen ausgewiesen werden. Die nachträgliche Legalisierung der sans-papiers soll ebenso verboten werden wie Organisationen, die sich für deren Legalisierung oder deren Bleiberecht einsetzen. Die jährliche legale Zuwanderung nach Frankreich soll auf 10.000 Personen beschränkt werden. Damit würde auch eine gemeinsame europäische Position beim Thema Migration schwieriger werden.
Meinungsunterschiede bahnen sich auch bei der Unterstützung Frankreichs der Ukraine an. Der RN ist gegen Sanktionen gegen Russland und für Waffenstillstandsverhandlungen unter den von Russland vorgelegten "Bedingungen". Zwar hat sich der RN, der früher Millionenkredite einer russischen Bank angenommen hat, öffentlich von Russland distanziert. Doch die Partei will weder Militärausbilder in die Ukraine entsenden noch Langstreckenwaffen liefern.
Auch Maßnahmen zum Klimaschutz wie den European Green Deal lehnen die Rechtspopulisten ab.
"Europa hat schwierige Zeit vor sich"
Für Präsident Macron, der sich seit seinem Amtsantritt 2017 als eine der Führungsfiguren Europas sieht, ist die Entwicklung der Wahlen besonders bitter. Das Handelsblatt zitiert Armin Steinbach, Professor an der Pariser Wirtschaftshochschule HEC, der davon ausgeht, dass die drohende Blockade in der Nationalversammlung und der innenpolitische Stillstand in den kommenden Jahren bis zur französischen Präsidentschaftswahl 2027 die größte Sorge der Franzosen sein dürfte, und Frankreich mehr mit sich selbst als mit der Europäischen Union beschäftigt sein könnte. "Europa wird eine schwierige Zeit vor sich haben mit den neuen populistischen Kräften in Frankreich", zitiert das Handelsblatt Steinbach.
Nicht nur Europa spricht diese Tage deswegen über Paris – sondern auch Moskau. Der Kreml verfolge die Wahlen in Frankreich "sehr aufmerksam", sagte sein Sprecher Dmitri Peskow am Montag. "Wir warten auf den zweiten Wahlgang, aber die Präferenzen der französischen Wähler sind uns mehr oder weniger klar", fügte er hinzu.
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