Extrem, das neue Normal? Eine Reise durch Ostdeutschland

Extrem, das neue Normal? Eine Reise durch Ostdeutschland
Deutschland steht am 1. September vor einer Richtungswahl: In Sachsen und Thüringen dominieren radikale Rechte und extreme Linke. Eine Reise zu den Menschen und den Geschichten zwischen diesen Polen.

Eine Altlinke, die sich ihr Gasthaus mit Neonazis teilen muss. Ein CDU-Ministerpräsident, der gegen einen Rechtsextremen zu verlieren droht, den sogar der Verfassungsschutz beobachtet. Ein linker Landesvater, der vor zehn Jahren noch als extrem galt, heute aber längst in der Mitte der Gesellschaft regiert.

Es hat sich etwas verschoben im Osten Deutschlands. Wenn am kommenden Sonntag gewählt wird, könnte in Thüringen und Sachsen die rechtsextreme AfD gewinnen, und auch die Ex-Linke Sahra Wagenknecht steht vor einem Wahlerfolg – mit ihrem Programm, das links und rechts vereint. Die Berliner Regierungsparteien spielen da kaum mehr eine Rolle – die Wahlen werden Folgen für die ganze Bundesrepublik haben.

Wie ist das passiert? Klare Antworten hat kaum wer. Manche deuten auf die DDR-Vergangenheit, auch auf die zu wenig aufgearbeitete Diktaturgeschichte der NS-Zeit. Für andere ist es die Inkompetenz mancher Politiker, vor allem jener der Mitte. Die Flüchtlingskrise wirkt nach.

Für die Menschen dort ist das doppelt schwierig. "Typisch Osten", heißt es oft in den Medien, der Westen beobachtet das Ganze mit distanzierter Irritation. Zwischen den Polen sind aber viele Geschichten und Menschen, die sich nicht in Schubladen stecken lassen. Der KURIER hat ihnen zugehört.

Die Altlinke

Lydia Rommel ist das, was von der linken Punkszene der 90er übrig geblieben ist. "Damals prügelte ich mich mit Nazis auf der Straße", sagt die Ende 40-Jährige (Bild), sie zieht an ihrer Zigarette.

Extrem, das neue Normal? Eine Reise durch Ostdeutschland

Lydia Rommel ist das, was von der linken Punkszene der 90er übrig geblieben ist.

Sahra Wagenknecht hat gerade in der 40.000-Einwohner-Stadt Eisenach gesprochen, hier in Thüringen, wo mit Bodo Ramelow der einzige linke Ministerpräsident Deutschlands regiert. Für viele Westdeutsche war seine Wahl 2014 ein Unfall der Geschichte. Jetzt sind aber auch hier die Rechten groß, und mitunter sitzen die Gegensätze in derselben Kneipe.

"Hier kommen alle her, aber am selben Tisch sitzen wir nicht", sagt Rommel. Sie raucht, in der "Altdeutschen" darf man das noch. Am Nebentisch spielt ein Ex-Stadtrat der neonazistischen Kleinpartei NPD Karten.

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