„Putin muss jetzt siegen“
Aus Sicht Mangotts zeigt das, dass die russische Seite die Gespräche nur zum Schein führt: „Putin hat den Verhandlungen in erster Linie zugestimmt, um dem eigenen Volk zeigen zu können, dass man es auch auf friedlichem Weg versucht hat.“ Die Forderungen nach einer Entmilitarisierung und "Entnazifizierung" der Ukraine dienen als Vorwand und seien uneinlösbar.
In Wahrheit sei ein Frieden für den Kreml-Chef aber keine Option mehr. Zu lange sei auf diesen Krieg hingearbeitet worden, zu deutlich seien die ausgerufenen Ziele, zu groß der Unterschied zwischen der militärischen Stärke der beiden Kriegsparteien.
„Ich sehe überhaupt keinen gesichtswahrenden Ausweg für Putin aus diesem Krieg. Alles andere als ein militärischer Sieg mitsamt der Eroberung Kiews würde ihm als vernichtende Niederlage ausgelegt werden“, so Mangott. Und zwar nicht zwingend in der breiten russischen Bevölkerung, sondern aus Sicht „der Militär- und Geheimdienstelite in Russland“.
Zudem würde ein jähes Kriegsende ohne russischen Sieg, unter welchen Bedingungen auch immer, wohl dazu führen, dass sich die Ukraine noch stärker westlich ausrichten würde als zuvor. „Das Ergebnis wären wohl deutlich ernstere Bestrebungen, schnellstmöglich der EU und der NATO beizutreten“, sagt Mangott.
Und nach dem Krieg?
Völlig unklar ist für den ausgewiesenen Russland-Kenner weiterhin, was Putin nach einem möglichen Sieg überhaupt mit dem Nachbarland vorhabe. Selbst wenn die aktuelle ukrainische Regierung durch eine moskau-treue Marionettenregierung ersetzt werden würde – „die ukrainische Bevölkerung steht Russland feindlicher gegenüber als jemals zuvor.
Man müsste im Grunde das ganze Land langfristig militärisch besetzen, um auch nur annähernde Stabilität zu garantieren. Und trotzdem dürften militärischer Widerstand und ziviler Ungehorsam in weiten Teilen der Ukraine auf Jahre hinaus an der Tagesordnung stehen“.
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