"Erfundene Wähler": So wollte Trumps Sohn den Vater an der Macht halten
Dass Donald Trump Jr. seinem namensgleichen Vater in puncto Machtstreben und Verachtung demokratischer Prozesse in nichts nachsteht, hat der 44-jährige schon oft bewiesen. Eisern hielt er Donald Trump Sr. während dessen Zeit als US-Präsident die Stange, verteidigte ihn gegen jede Kritik und vertrat lautstark dessen und eigene radikale Ansichten.
Nach Trumps Niederlage gegen den Demokraten Joe Biden Ende 2020 entwickelte der Junior dann sogar eine Strategie, wie der Vater mit allen Mitteln im Amt gehalten werden könnte. Das zeigen jüngst aufgetauchte SMS, die auf den 5. November 2020 datieren; zwei Tage nach dem Urnengang.
Erfundene Wähler
„Es ist ganz einfach“, schrieb Donald Jr. demnach zwei Tage nach der Präsidentenwahl an den damaligen Stabschef im Weißen Haus, Mark Meadows. Und weiter: „Wir haben mehrere Wege, wir kontrollieren sie alle.“
Zu diesen „Wegen“ gehörte dem US-Sender CNN zufolge etwa, in einigen republikanisch dominierten Bundesstaaten echte Wähler durch erfundene zu ersetzen und so Verwirrung zu stiften. Trump Jr. habe zudem den Anhängern seines Vaters geraten, sich für Stimmen-Nachzählungen einzusetzen und Klagen gegen das Wahlergebnis vorzubereiten.
Tatsächlich wurden bis dato mehr als 60 derartige Klagen eingereicht, alle erfolglos. Alle Gerichte in zahlreichen US-Staaten bestätigten Bidens Sieg.
Einfach wieder einsetzen
Man könne zudem die republikanischen Mehrheiten in entscheidenden US-Staaten und im Senat ausnutzen, heißt es laut CNN in den SMS. Auch die Bildung des Wahlkollegiums, das traditionellerweise in einem letzten Schritt den neuen US-Präsidenten bestimmt, solle auf jeder Ebene torpediert werden.
Wenn das alles erfolglos bliebe, könnten die Republikaner im Kongress einfach darüber abstimmen, Trump wieder als Präsidenten einzusetzen, so Donald Jr.
„Neben einer kompletten Fehleinschätzung der Situation und der juristischen Möglichkeiten zeigen die Nachrichten von Trump Jr. deutlich, dass der innere Kreis um den ehemaligen Präsidenten systematisch daran gearbeitet hat, eine demokratische Wahl zu kippen“, kommentiert der Stern den Inhalt der SMS.
Tödlicher Sturm
Trump Sr. hatte 2020 bereits lange vor der Wahl seiner in Umfragen prognostizierten Niederlage vorgebaut. Die Demokraten würden nichts unversucht lassen, ihn zu stürzen, wiederholte er gebetsmühlenartig und sprach von geplantem Wahlbetrug. Ähnlich tönte Trump Jr., der laut CNN von der Richtigkeit dieser Behauptungen offenbar nicht überzeugt war. Trump Sr. sieht seinen "Sieg" offiziell weiter als gestohlen an, er dürfte wohl bei den Wahlen 2024 erneut gegen Biden antreten.
Am Ende aller "Bemühungen" des Trump-Lagers, Bidens Ernennung zum Präsidenten zu verhindern, stand bekanntlich der Sturm auf das Kapitol in Washington am 6. Jänner 2021, der fünf Todesopfer forderte.
Derzeit untersucht ein Untersuchungsausschuss des US-Repräsentantenhauses, welche Rolle Ex-Präsident Trump und sein Umfeld bei dem Angriff Hunderter Radikaler auf das US-Parlament spielten. Die SMS von Donald Jr. sind Teil der Dokumente, die der Ausschuss bisher erhalten hat.
Vorige Woche sagte Ivanka Trump vor den Abgeordneten aus, freiwillig. Die 40-jährige Unternehmerin gilt als Lieblingstochter des Ex-Präsidenten. In der Vergangenheit hieß es, sie könnte einmal die politische Nachfolge ihres Vaters antreten. Eine Rolle, die auch Donald Jr. gefallen würde.
Kommentare