Kurz' neuer Boss ebnet Trump den Weg
Der Wechsel von Sebastian Kurz in die amerikanische Geschäftswelt ist auf einen Schlag noch politischer und delikater geworden. Denn des österreichischen Alt-Kanzlers neuer Boss, der mit Internet & Co. laut „Forbes“ knapp 2,6 Milliarden Dollar schwer gewordene deutsch-stämmige Silicon-Valley-Unternehmer Peter Thiel zieht sich ab Mai nach 17 Jahren aus dem Verwaltungsrat von Facebook zurück. Das wäre weiters nicht so bemerkenswert – gäbe es da nicht einen heiklen politischen Zusammenhang.
Senatsmehrheit im Blick
Denn der 54-jährige Investor, der eigentlich berüchtigt dafür ist, keinem Konflikt aus dem Weg zu gehen und schon 2004 500.000 Dollar in den Social-Media-Giganten gepumpt hatte, was sich bis heute zu einer dreistelligen Millionensumme entwickelte, will dem wirtschaftlich, kartellrechtlich und konzeptionell angeschlagenen Konzern von Mark Zuckerberg offenbar nicht noch zusätzlichen Ärger einhandeln. Etwa dadurch, dass er dezidiert Facebook-kritische Kongress-Kandidaten mit gewaltigen Summen von jeweils zehn Millionen Dollar aufpäppelt, damit diese bei den Zwischenwahlen im Herbst für die Republikaner den Sprung in den Senat schaffen. Thiels erklärtes Ziel: Die Mehrheitsverhältnisse dort zugunsten einer stramm den Prinzipien des Trumpismus – Steuern runter! Amerika zuerst! Armutsflüchtlinge abweisen! Staat und Linke kleinhalten! – verpflichteten Politikerklientel zu kippen.
Dieser Denkungsart sind Blake Masters und J. D. Vance eindeutig verpflichtet. Masters, führender Mitarbeiter in Thiels Investment-Hub „Thiel Capital“, war Mit-Autor des seit 2014 über drei Millionen Mal verkauften Bestsellers „Zero to One.“ Dabei geht es um den Einfluss von technologischen „Start-up“-Unternehmen auf die Zukunft. Der 35-Jährige will einen Senatssitz in Arizona erobern. J. D. Vance ist Autor des erfolgreich verfilmten Bestsellers „Hillbilly Elegie“, in dem vorzugsweise die Versäumnisse der Demokraten in strukturschwachen Regionen im alt-industriellen „Rust Belt“ nachgezeichnet werden. Vance, einst Trump-Skeptiker, ist inzwischen zum Hardcore-Trumpianer mutiert. Er will in Ohio Senator werden.
„Keine Demokratie mehr“
Beide Aspiranten eint, dass sie in den rechtslastigen Chor einstimmen, der Facebook seit dem Bann von Ex-Präsident Donald Trump für eine linke, Demokraten-lastige Veranstaltung hält, aus der konservative Stimmen angeblich herausgefiltert würden. Von Vance ist dieser Satz überliefert: „Wenn wir ohne Google, Facebook oder Amazon nicht mehr unsere Meinung sagen können, dann haben wir in diesem Land keine echte Demokratie mehr.“
Masters, Vance und Thiel investieren in potenzielle Facebook-Rivalen wie das eindeutig rechtslastige Netzwerk Rumble. Nicht nur das: Laut New York Times hat Thiel auch in „Boldend“ Geld gesteckt. Die IT-Firma kann die zum Facebook-Konzern „Meta“ gehörende Kommunikationsplattform WhatsApp infiltrieren.
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