Von Laserkanonen zu Mad-Max-Panzern: Mittel gegen die Drohnen-Bedrohung
Ein Laserschuss soll Berichten zufolge 3,5 US-Dollar kosten. Doch es gibt genügend andere Technologien - eine kommt gerade bei der Fußball-EM zum Einsatz.
Ob an der ukrainischen Front oder im Norden Israels: Das Surren der Drohnen ist fast allgegenwärtig. Sei es zu Aufklärungszwecken oder für direkte Angriffe auf Fahrzeuge und Soldaten – die Drohne verändert derzeit die Kriegsführung.
Auch die Entwicklung von Drohnenschwärmen ist weltweit in vollem Gange. Ein Video eines chinesischen Unternehmens zeigte etwa, wie es 200 Drohnen gleichzeitig startete und synchronisiert ins Ziel führen konnte. Neben Russland und der Ukraine forschen auch die USA, Großbritannien, Indien und viele andere Staaten rasant an neuen Drohnentechnologien.
Nicht nur in Kriegen, sondern auch als Waffe für Terroranschläge haben Drohnen ein bedrohliches Potenzial. Nicht umsonst sind bei der Fußball-EM in Deutschland Drohnenabwehrteams der deutschen Polizei stationiert.
Doch keine militärische Entwicklung einer Waffe oder eines Waffensystems findet statt, ohne dass nicht an entsprechenden Gegenmaßnahmen geforscht wird. Wie auf das Schwert der Schild folgte und auf den Panzer die Panzerabwehrkanone, tüfteln auch hier Unternehmen auf der ganzen Welt an geeigneten Drohnenabwehr-Mechanismen.
Laserwaffen
Im Falle Israels ist das zum einen die starke elektronische Kriegsführung, mit der vor allem Drohnen gestört werden sollen. Zum anderen ist bald mit dem Einsatz der Abwehrwaffe „Iron Beam“ zu rechnen: Ein Laserwaffensystem, das auf bis zu sieben Kilometer wirken und Raketen, Granaten, Drohnen mit einem Laserstrahl zerstören soll. Ein Laserschuss soll Berichten zufolge 3,5 US-Dollar kosten – und damit die massiven Kosten des Raketenabwehrschilds Iron Dome nach unten drücken.
Das unter anderen vom staatlichen israelischen Rüstungsunternehmen Rafael entwickelte System ist vor allem auf die Raketenabwehr spezialisiert und kann laut Rafael 90 Prozent der angreifenden Raketen abfangen. Für das System ist eine massive Zahl an Munition notwendig – für jede angreifende Rakete sind in der Regel zwei Abfangraketen im Einsatz, das kostet pro abgefangenem Geschoss geschätzt 100.000 US-Dollar.
Angriffe wie jene durch Shahed-Drohnen könnte künftig das Iron Beam abfangen. Wann es tatsächlich eingesetzt wird, ist noch unklar. Ebenso, wie die mobile Stromversorgung funktionieren wird.
Eine Erfolgsmeldung auf diesem Gebiet kam diese Woche aus Australien: Die australischen Verteidigungskräfte (ADF) haben ihren tragbaren Hochenergielaser mit dem Namen „Fractl“ erfolgreich getestet. Damit sollen Drohnen, die mit einer Geschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde bewegen, abgeschossen werden können.
Der Laser soll mit "weniger als der Energie, die man braucht, um einen Wasserkocher zu kochen", abgefeuert werden und sich sogar durch Stahl brennen und auf einen Kilometer wirken.
"Man drückt einen Knopf, um die Drohne zu verfolgen, und der Computer übernimmt die Steuerung. Dann drückt man einen weiteren Knopf, um den Abzug zu betätigen, genau wie bei einem Videospiel", erklärte ADF-Korporal Patrick Flanagan im Beitrag des australischen Verteidigungsministeriums.
"Es dauert nur Sekunden, um die Kamera auszuschalten und zwei oder drei Sekunden, um den Rotor zu deaktivieren.
Flugabwehrpanzer und ähnliche Systeme
In der Ukraine hat sich der Flugabwehrpanzer Gepard bewährt, den die deutsche Bundeswehr grundsätzlich schon ausgemustert hatte. Die vergleichsweise günstige Munition ermöglicht es, feindliche Drohnen halbwegs günstig zu eliminieren. Auf diesem Gebiet hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. So kaufte etwa das österreichische Verteidigungsministerium als erstes Land Europas den Skymaster der Firma Rheinmetall.
Volles Fußballstadion, plötzlich lässt eine handelsübliche Drohne einen Molotow-Cocktail auf die Tribüne fallen - die Folgen will man sich nicht ausmalen. Doch die Gefahr ist real, die theoretische Möglichkeit eines solchen Anschlags, der ohne die Anschaffung illegaler Güter bewerkstelligbar wäre, hoch. Aus diesem Grund setzt die deutsche Polizei bei der EM extra Störgeräte ein, um solche Angriffe zu verhindern. Die Geräte können die Funkfrequenzen von Fernsteuerungen stören oder übernehmen und die Gefahr durch unbemannte Luftfahrtsysteme minimieren.
Funksignale werden eingesetzt, um die Kommunikationsverbindungen zu Drohnen und Truppen zu stören, Ziele zu lokalisieren und Lenkwaffen zu überlisten. Noch nie wurde ein konventioneller Krieg mit so vielen Drohnen geführt wie in der Ukraine - das Gefechtsfeld verändert sich in einer solchen Intensität, dass nahezu alle Streitkräfte weltweit ihre Kampfführung überdenken müssen. Doch abgeschlossen ist noch nichts: Auf jede neue Entwicklung auf dem einen Sektor folgt eine neue Antwort auf dem anderen – es ist ein ständiger Wettstreit zwischen den Ingenieuren und Taktikern auf beiden Seiten.
Sie sehen aus wie Mad-Max-Fahrzeuge, postapokalyptische Wohnmobile oder die Erzeugnisse eines phantasievollen Kindes, das aus Lego einen besonders gepanzerten Panzer bauen wollte. Und im Endeffekt sind sie genau das: Die russischen Schildkrötenpanzer.
Mit Blechdächern, Ketten, Stahlgittern ausgestattet, werden sie als Durchbruchelemente an der ukrainischen Front verwendet und sollen Drohnenangriffen trotzen. Gerade an der Front westlich von Awdiijwka sind die russischen Streitkräfte damit erfolgreich. Wenngleich ukrainische Streitkräfte bereits einen ersten Schildkrötenpanzer erbeuten konnten.
Kommentare