Genau genommen ist das so genannte Abkommen nur ein (nicht unterzeichnetes) „Gemeinsames Aktionsprogramm“. Seine Schwächen waren von Anfang an bekannt: So galten die Kontrollmöglichkeiten durch die Atomaufsichtsbehörde in Wien als unzureichend. Es beschränkte auch kaum die Entwicklung von Waffen, die eine Bombe tragen können. US-Präsident Donald Trump setzte das Abkommen 2018 aus. Er sah die Arbeit der Atomaufsicht als behindert an – und somit das Abkommen gebrochen.
Noch in seinem Wahlkampf kündigte Joe Biden an, das Abkommen wieder zu erneuern. Auch die neue Regierung in Israel gab zu verstehen, dass sie die totale Ablehnung ihrer Vorgänger nicht teilt. So sahen die Armeeführung wie auch Experten im Außenministerium schon 2015 neben den Nachteilen auch Vorteile: Kontrollierende Beobachtung und eine Verzögerung des iranischen Nuklearprogramms.
Mit dem Präsidentenwechsel in Teheran aber wird unsicher, ob der radikalere Ebrahim Raisi überhaupt noch an Verhandlungen interessiert ist. So erhöhte der Iran nach der Aufkündigung durch Trump seine Urananreicherung von den im Abkommen vorgeschriebenen 5 auf 60 Prozent. Zumindest theoretisch lässt sich dadurch auch Know-how zur Anreicherung auf 90 Prozent sammeln. Die ist zum Bau einer Bombe notwendig.
Militärischer Schlag ist riskant
Fast alle Experten in den USA und auch in Israel sind sich allerdings einig, dass ein militärischer Schlag im Iran zu riskant wäre. Er würde das iranische Programm auch nicht vollständig beenden – höchstens verzögern. Das aber wird bereits jetzt durch gezielte Sabotage von technischen Anlagen wie auch mit Attentaten gegen Forscher und Führungspersonen erreicht.
Mit vertiefter internationaler Absprache und Zusammenarbeit wie verschärften Sanktionen könne dies die neue Hardliner-Führung in Teheran an den Verhandlungstisch zurückführen, so die Erwartung vor allem in Israel.
Auch arabische Anrainer-Staaten arbeiten seit Jahren mit Israel zusammen gegen das iranische Vordringen am Golf. Der israelische Politiker Avigdor Lieberman fasste diese Lage schon vor Jahren zugespitzt zusammen: „Alle in Nahost haben drei Probleme: Iran, Iran und Iran.“
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