Flüchtlingshelferin: EU-Berichte über Lager auf Lesbos „entsprechen nicht der Realität“

Flüchtlingshelferin: EU-Berichte über Lager auf Lesbos „entsprechen nicht der Realität“
Neos fordern die Anhörung von Aktivisten, die ein "faktengetreues Bild" der Situation in Kara Tepe liefern sollen.

Mit einem Brief wenden sich die Stephanie Krisper, Neos-Abgeordnete im Nationalrat, und Claudia Gamon, Neos-Mandatarin im EU-Parlament, an Ylva Johansson, EU-Kommissarin für Inneres: Sie fordern die Anhörung von Augenzeugen, die ihnen ein faktengetreues Bild von der Situation in den griechischen Flüchtlingslagern geben sollen.

So etwa die Menschenrechtsaktivistin Doro Blancke, die im Zeltlager bei Kara Tepe hilft. Im Lager leben aktuell insgesamt rund 7.500 Flüchtlinge, davon 2.500 Kinder.  Blancke sagt: „Die Berichte, die der zuständige EU-Beauftragte abliefert, entsprechen nicht der Realität.“

Ein Beispiel: Es sei an die EU berichtet worden, dass 800 Heizkörper für die Flüchtlinge gekauft wurden – ausgelassen habe man aber die Tatsache, so Blancke, dass die Heizkörper nicht installiert werden können, weil die Elektrizität nicht ausreicht.

Doro Blanckes gleichnamiger Verein arbeitet gerade an einer Gegendarstellung: „Wir haben ausreichend Bilder und Berichte, um die wahren Zustände zu belegen.“

Brief auch an Kanzler Kurz

Die Deklaration, in der Krisper und Gamon die Zusammenarbeit aller EU-Staaten bei der Evakuierung der Flüchtlingscamps fordern, unterstützen mehrere Mitglieder von vier Fraktionen im EU-Parlament – die meisten Unterschriften kommen übrigens von der Europäischen Volkspartei (EPP).

Die Neos fordern auch ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz in einem Brief auf, „sich die weiterhin hoffnungsraubenden, lebensgefährlichen Zustände in den griechischen Elendslagern schildern zu lassen“, sagt Krisper. „Damit wird ihre akute Verantwortung klar, insbesondere Kinder und Familien zu retten.“

Krisper kritisiert zudem, dass die ÖVP mit "Unwahrheiten hausieren" gegangen sei, was die Aufnahme von Flüchtlingskindern betrifft: Zwar wurden 2020 in Österreich tatsächlich 5.000 Minderjährige aufgenommen, aber nur 186 waren unbegleitete Minderjährige - eine besonders vulnerable Gruppe (siehe unten).

"Dieses Schauspiel muss ein Ende haben, die angeblich christlich-soziale ÖVP soll auch mit Blick auf die hilfsbereite österreichische Zivilgesellschaft retten", sagt die Neos-Abgeordnete.

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