Im Gegenzug soll das hochgerüstete, aber bitterarme Nordkorea neueste russische Technik für sein – bisher noch gescheitertes – Satellitenprogramm und U-Boote erhalten.
An Nordkoreas Wiege
Neu ist diese russisch-nordkoreanische Allianz nicht. Stand doch der sowjetische Diktator Stalin an der Wiege des kommunistischen nordkoreanischen Staates. Und auch nach dem Ende der UdSSR einte die beiden Staaten die Feindschaft, wie in Nordkorea stets zu hören ist, gegenüber dem „Teufel USA“.
Einer wird bei diesem angepeilten Deal zwischen Moskau und Pjöngjang allerdings ein Wörtchen mitreden: Chinas Staatschef Xi Jinping.
Ohne den stillen Segen Pekings geht nichts, wenn Russland auf Waffennachschubsuche für seinen Krieg gegen die Ukraine geht. Schon gar nicht, wenn Moskau in Nordkorea einkauft, einem international völlig isolierten Staat, der ohne Duldung und Hilfe Chinas kaum existieren könnte.
Eigener Machtblock
Wahre Freunde sind sie alle untereinander nicht – die Machthaber in China, Nordkorea, Russland und auch dem Iran. Doch der Ukraine-Krieg hat die vier Staaten zusammenrücken lassen. Sie alle eint die Entschlossenheit, sich dem Westen entgegen zu stellen und einen eigenen Machtblock zu bilden. Sich hinter Russland zu stellen, ist eine ideale Gelegenheit dafür.
So etwa stärkt man einander in der UNO den Rücken. Nordkorea hat dort beispielsweise die von Russland annektierten Oblaste Donezk und Luhansk als „russisch“ anerkannt. Und China gestattet den Verkauf von Dual-Use-Gütern an Russland.
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Das sind Waren, deren Bestandteile ausgebaut und dann in Waffen eingebaut werden können, aber eigentlich nicht nach Russland geliefert werden dürften.
China, Nordkorea, Russland und der Iran: Vier Staaten, die sich der Hegemonie der USA entgegenstellen. Bilden sie eine neue „Achse des Bösen“ – wie jene, von der einst Ex-US-Präsident George W. Bush nach den Anschlägen von 9/11 gesprochen hatte?
Oder zumindest eine mächtige Viererbande?
Alte Bündnisse
Chinas Präsident Xi Jinping und Kremlherr Putin mögen den jüngsten G20-Gipfel geschwänzt und so demonstriert haben: Wir pfeifen auf die alten Bündnisse, die Washington erfunden hat.
Doch auch ihr eigenes anti-westliches Bündnis lässt es an Schlagkraft missen – militärisch, politisch, wirtschaftlich. Selbst das ökonomisch potente China laboriert derzeit an einer schmerzhaften Konjunkturdelle.
Sanktionen umgehen
Im Grunde sei der „Pakt der Bösewichte vor allem ein Pakt der Verzweiflung“, heißt es in einem Kommentar des Magazins Spiegel. Da stehen alle vier Staaten in irgendeiner Form unter Sanktionen – und man hilft einander dabei, genau diese Sanktionen zu unterlaufen.China wird von den USA von der neuesten Chip-Technologie abgeschnitten – und Peking versucht mit allen Mitteln, diese doch zu bekommen. Der Iran wiederum wird wegen des fortschreitenden Baus von Atombomben mit generellen UN-Sanktionen belegt.
Peking schert das wenig – es kauft gigantische Mengen iranischen Öls (teilweise über Drittstaaten). Russland lässt sich Kampfdrohnen aus dem Iran liefern und schickt selbst wiederum – natürlich verbotenerweise – Rüstungsgüter in den Iran.
Nordkorea und der Iran, die beiden Parias der internationalen Staatengemeinschaft, pflegen ohnehin seit Jahrzehnten jede Menge verbotene Wirtschafts- und Waffenbeziehungen.
Was die vier Staaten zudem noch eint: Ob Nordkoreas Diktator Kim Jong-un seine Bevölkerung hungern lässt, ob Russland die Ukraine angreift, ob der Iran Frauen ohne Kopftuch prügelt, einsperrt und foltert oder China seiner Minderheit der Uiguren die Rechte abspricht – kein Land würde das andere kritisieren.
„Keine Einmischung in die inneren Angelegenheiten“ ist für alle vier Staaten oberstes Gebot – genauso wichtig, wie sich gegen den Westen zu stemmen.
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