Putins Gegenoffensive gelingt

Putins Gegenoffensive gelingt
Seit Jahren arbeitet der Kremlchef an einem Netzwerk jener, die sich vom Westen missachtet oder ausgestoßen fühlen. Das zahlt sich jetzt aus.
Evelyn Peternel

Evelyn Peternel

Einen G20-Gipfel wie diesen hat er sich nur wünschen können. Dass die Staats- und Regierungschefs der 20 potentesten Länder der Welt jetzt ein Statement unterzeichnen, in der höflich „Geländegewinne im Ukrainekrieg“ kritisiert werden, und in der das Wort Russland aber erst gar nicht mal kommt, ist ein diplomatischer Sieg Putins auf ganzer Linie.

Ist das nun die Rehabilitierung Putins? Russlands Comeback auf der Weltbühne?

Noch nicht ganz. Aber Putins Gegenoffensive abseits des Schlachtfelds gelingt mehr und mehr: Schon seit Jahren verschiebt sich das geopolitische Gleichgewicht zugunsten von China und Indien, und das hat der Kreml schon vor langer Zeit ausgenutzt – mit beiden hat Putin schon seit Langem Allianzen gegen den „moralinsauren Westen“ geschmiedet.

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Das zahlt sich jetzt aus. Indien, das die Invasion seit Beginn des Bombardements nur „neutral“ sieht, hält ihm in der Weltgemeinschaft den Rücken frei. Und China, sein engster wirtschaftlicher Partner, hilft still und leise bei der Umgehung westlicher Sanktionen. Putins Unterstützern geht es dabei nicht darum, Putins Expansionsbestrebungen zu unterstützen, sondern schlicht um Eigeninteressen – wenn Moskau die bedient, sind „regionale Grenzkonflikte in Europa“ ziemlich egal.

Das ist eine Sicht, die man kritisieren kann. Andererseits kann man sie auch verstehen, schließlich hat der Westen „regionale Konflikte“ wie jenen Indiens mit Pakistan auch nur mit Desinteresse verfolgt. Putin weiß das, und er nutzt diese Nicht-Beachtung schon lange aus, indem er Egos anderer Staatenlenker streichelt und Geächtete aus der Verbannung holt. Nicht umsonst liefert der Iran nun Drohnen, und Nordkorea hilft ihm mit Artillerie aus.

Dass der Westen das nun eine „Achse des Bösen“ nennt, wird ihm egal sein: Diese Wortwahl sieht man im Kreml nämlich nicht als Ohrfeige, sondern als Auszeichnung.

Putins Gegenoffensive gelingt

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