Die guten Seiten Österreichs: Die Welt daheim in Wien
Die Welt gerät aus den Fugen, das Ringen zwischen globalem Süden und globalem Norden führt zu einer Reihe von Konflikten, die – so lehrt es die Geschichte – irgendwann gelöst sein werden. Eine wichtige Rolle bei diesen Prozessen könnte Wien spielen: Seit 1979 ist mit dem Vienna International Centre eines von weltweit vier UN-Hauptquartieren in der österreichischen Hauptstadt beheimatet.
➤ Mehr lesen: Krisen und Kriege überall: "Wir sind mitten in einem geopolitischen Umbruch"
Mehr als 40 zwischenstaatliche Organisationen, rund 130 bilaterale und zahlreiche weitere multilaterale diplomatischen Vertretungen walten an der Donau. Mit etwa 3.800 Diplomaten und mehr als 6.000 internationalen Beamten ist Wien eine Drehscheibe der internationalen Diplomatie.
Neben zahlreichen UN-Organisationen ist unter anderem die OSZE oder die OPEC in Wien ansässig – der KURIER stellt eine Auswahl vor.
Sicherheit und Drogenbekämpfung
Es sind keine leichten Zeiten für die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), die ihren Sitz in der Wiener Hofburg hat. Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ist die Organisation politisch weitgehend gelähmt, den vergangenen Ministerrat boykottierten sowohl die Ukraine als auch Estland, Lettland und Litauen.
Sie protestieren damit gegen die Teilnahme des russischen Außenministers Sergej Lawrow, der im Vorjahr vom damaligen OSZE-Spitzentreffen ausgeladen worden war. Grundsätzlich will die OSZE Frieden sichern, zur Abrüstung beitragen und den Wiederaufbau nach Konflikten fördern. Menschenrechte, Umwelt- und Wirtschaftsfragen sind ebenfalls Themen der Sicherheitsorganisation.
Das in Wien ansässige Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) koordiniert alle Anstrengungen im Kampf gegen Drogenmissbrauch, Drogenhandel und organisiertes Verbrechen und hilft Ländern auch mit konkreten Projekten. Menschen in traditionellen Drogen-Anbauregionen werden zum Beispiel dabei unterstützt, eine andere legale und nachhaltige Produktion aufzubauen, die ihre Existenz sichert.
Dabei werden auch Umweltschutzstandards und fairer Handel berücksichtigt. So bauen etwa Bauern statt Kokain jetzt Kakao an. Zu den Aufgaben von UNODC zählt auch die Korruptionsbekämpfung.
Die Internationale Anti-Korruptionsakademie (IACA) in Laxenburg (Niederösterreich) schult Anti-Korruptionsexperten und fungiert als Zentrum für die Sammlung und Weitergabe von Expertise, Know-how und Erfolgsbeispielen.
Energiewirtschaft auf allen Ebenen
Zuletzt schrieb die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) einen Brief an ihre Mitgliedsstaaten sowie an weitere mit ihr verbündeten Länder, es bestehe „äußerste Dringlichkeit“, sich bei der Weltklimakonferenz in Dubai Beschlüssen zur Abkehr von fossilen Energien zu widersetzen. Seit 58 Jahren hat die OPEC ihren Sitz in Wien und trägt dazu bei, den Ölmarkt zugunsten von Erzeugern und Endkunden zu stabilisieren und Preisschwankungen durch äußere und innere Einflüsse zu minimieren.
Ein anderes Ziel verfolgt die quasi-internationale Organisation SEforALL (Nachhaltige Energie für Alle) – sie operiert als Plattform, um die internationalen Ziele im Energie- und Klimabereich zu erreichen – vor allem in Ländern, wo der Zugang zu Elektrizität für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung noch weitgehend fehlt.
Das Energy Community Secretariat (ECS) hat als Ziel, den EU-Binnenmarkt im Energiesektor auf Südosteuropa und die Schwarzmeerregion auszuweiten, um stabile und einheitliche Rahmenbedingungen für die Entwicklung des Energiemarktes zu schaffen.
Nukleare Abrüstung als hehres Ziel
Spätestens seit 24. Februar 2022 hat das Thema nukleare Abrüstung massiv an Brisanz gewonnen – ständig damit beschäftigt ist die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO), die 2005 den Friedensnobelpreis erhielt. Sie kontrolliert die Einhaltung des Atomwaffensperrvertrags – das Verbot der Verbreitung und die Verpflichtung zur Abrüstung von Kernwaffen sowie das Recht auf friedliche Nutzung von Kernenergie. Die IAEO hat ein Kontroll- und Inspektionssystem, das die Einhaltung dieser Bestimmungen (etwa im Iran) überprüfen soll. Sie erstellt unter anderem Normen zur Verbesserung der Sicherheit in Atomkraftwerken.
Mit mehr als 300 Messstationen weltweit wacht die Atomteststopporganisation (CTBTO) darüber, dass keine illegalen Atomtests stattfinden. Das soll die heimliche Entwicklung von Nuklearwaffen stark einschränken. Bis auf Nordkorea hielten sich die Staaten an das Verbot – im Herbst verabschiedete Russland ein Gesetz, mit dem es seine Ratifizierung des Vertrags über das Verbot von Nuklearversuchen zurückzieht.
Das Büro der Vereinten Nationen für Abrüstungsfragen (UNODA) unterstützt Fortschritte zu weltweiter Abrüstung in einer Vielzahl von Foren von New York bis Wien, ist eine Zentralstelle für den Informationsaustausch – etwa zu internationalen Waffenexporten – und hilft bei der Ausarbeitung praktischer Abrüstungsmaßnahmen, etwa nach Konflikten. Das Verbindungsbüro in Wien unterstützt die Kooperation zwischen den verschiedenen Organisationen in diesem Bereich.
Das Wiener Zentrum für Abrüstung und Non-Proliferation (VCDNP) führt Expertise und Menschen zusammen, um nukleare Abrüstung und Nichtweiterverbreitung voranzutreiben.
Umwelt und Nachhaltigkeit
In Wien setzt sich das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) für die Umweltzusammenarbeit in Zentral- und Südosteuropa ein und arbeitet auch als Sekretariat der Karpatenkonvention.
Die Internationale Donauschutzkommission (ICPDR) betreut eines der größten Wassereinzugsgebiete Europas, von Montenegro bis zur Ukraine, von Deutschland bis Bulgarien und verbindet Naturschutz mit nachhaltiger Nutzung des Wassers sowie mit Hochwasserschutz.
Das Internationale Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg forscht zu dringenden Fragen, die die Zukunft der Menschheit betreffen: Klimawandel, Energiesicherheit, Bevölkerungsalterung und nachhaltige Entwicklung. Die Ergebnisse stehen Entscheidungsträgern weltweit zur Verfügung.
Der Internationale Verband Forstlicher Forschungsanstalten (IUFRO), eine quasi internationale Organisation, vereint mehr als 15.000 Wissenschafter in gut 700 Mitgliederorganisationen in mehr als 110 Ländern. Seine Aufgabe: Förderung von Koordination und Kooperation wissenschaftlicher Studien im Themenbereich Wald.
Kommentare