Die guten Seiten Österreichs: "Gibt Kraft, wenn Menschen froh sind"
Dass sich unzählige Freiwillige in Vereinen und Organisationen engagieren, ist eine wichtige Säule. Gerhard Zwinz ist doppelter Feuerwehrmann und ASBÖ-Mitarbeiter.
Es ist zwei Tage vor Weihnachten. Gerhard Zwinz ist an dem Freitag für den Arbeiter-Samariter-Bund (ASBÖ) in der Stadt Ternitz (Bezirk Neunkirchen/NÖ) unterwegs, um Krankentransporte durchzuführen.
Er hat sich extra Urlaub genommen, um diesen Dienst versehen zu können. Er wirkt dennoch fröhlich. Ihn erfülle diese ehrenamtliche Tätigkeit, sagt er gegenüber dem KURIER. Und: "Irgendwie bin ich für das geboren."
Der 39-jährige Mann ist eines jener Beispiele, die für die Besonderheit des Freiwilligenwesens in Österreich stehen. Da geben Menschen alles, ohne dafür finanziell entlohnt zu werden.
Der Ternitzer vielleicht noch ein bisschen mehr: Er ist Mitglied von zwei Freiwilligen Feuerwehren (die FF Ternitz-Rohrbach und die Betriebsfeuerwehr der Firma Schoeller-Bleckmann). Dazu noch Ausbildner für den Bereich Atemschutz. Gleichzeitig ist er Mitglied des ASBÖ in Ternitz, wo er regelmäßig seine Dienste leistet.
Vor einigen Jahren war er auch noch in einem Fußballklub engagiert. Aus diesem Sportverein hat er sich allerdings mittlerweile zurückgezogen, weil ihn seine Dienste bei der Feuerwehr und der Rettung zu sehr in Anspruch nehmen. Wie das unter einen Hut gebracht werden kann? Gerhard Zwinz: „Es geht sich alles irgendwie immer aus.“ Wobei angemerkt werden muss: Für die Gründung einer Familie war bisher nicht Zeit, Gerhard Zwinz ist noch alleinstehend.
Derzeit verrichten insgesamt rund 3,3 bis 3,7 Millionen Menschen in Österreich eine Freiwilligentätigkeit außerhalb des eigenen Haushaltes.
In Organisationen und Vereinen engagieren sich rund 2,3 Millionen Menschen freiwillig und unbezahlt; im informellen Bereich bzw. in der Nachbarschaftshilfe beläuft sich die Anzahl auf ebenfalls knapp 2,3 Millionen.
Rund 1,2 Millionen Menschen engagieren sich in beiden Sektoren. So die Zahlen aus dem Freiwilligenbericht. Dieses Engagement ist für den Staat unverzichtbar
Österreich verfügt über rund 125.000 Vereine, Organisationen und andere gemeinnützige Körperschaften.
Die Tätigkeitsbereiche dieser sind: Sozialarbeit, Gesundheits- und Pflegedienste, Altenbetreuung, Kinder- und Jugendwohlfahrt, Freiwillige Feuerwehren, Rettungswesen, Katastrophen- und Zivilschutz, Arbeitsmarktpolitik und Inklusion, Kultur (Blasmusik, Chorverbände, etc.), Pflege der Traditionen, Jugendarbeit, Bildung, Umwelt- und Klimaschutz, Integration sowie Breiten- und Behindertensport.
Sein Glück ist auch, dass er mit der Stadtgemeinde Ternitz einen Arbeitgeber hat, der für seine ehrenamtlichen Tätigkeiten Verständnis hat. In seinem Hauptberuf ist Zwinz als „Sicherheitsberater“ für die Kommune unterwegs. Diesen Job hatte sein Bürgermeister Rupert Dworak (SPÖ) als Ergebnis der Aktion „Gemeinsam sicher“ mit der Polizei geschaffen. Ein eigner Sicherheitsbeauftragter der Stadt, der zwischen Bevölkerung, Gemeinde und Polizei vermittelt.
Seit 27 Jahren bei Feuerwehr
Mit der Feuerwehr war Zwinz bereits als 12-Jähriger in Berührung gekommen. Jetzt sind es 27 Jahre, dass er die Uniform bei sich hat und ausrückt, wenn Alarm gegeben wird. Bereut hat er es nie, dass er für die Feuerwehren und die Rettung im Einsatz ist. Es habe auch nie den Punkt gegeben, dass er sich selbst gesagt hätte, er müsse aussteigen, weil die Strapazen zu viel geworden sind. Zwinz: „Dieser Gedanke ist noch nie in meinem Kopf gewesen.“
Ausgebrannt gefühlt hatte er sich manchmal aber schon. So hat er sich einmal in einen Urlaub verabschiedet, der insgesamt eineinhalb Monate gedauert hat. „Manchmal braucht man diese Freizeit, damit man wieder runterkommt“, sagt der Ternitzer.
Auf der anderen Seite gebe es viel, was einem diesen freiwilligen Dienst schmackhaft macht. Zwinz: „Das ist einmal die Kameradschaft, die in der Feuerwehr wirklich super ist. Und da sind dann auch noch die fröhlichen Gesichter der Menschen, wenn man ihnen helfen konnte.“ Gleichgültig, ob man eine Katze vom Dach gerettet oder nach einem Hochwasser einen Keller ausgepumpt hat. „Es gibt einem sehr viel Kraft, wenn die Leute danach froh sind.“
Was ihm allerdings ein wenig Sorge bereitet: Bei den Feuerwehren werde es immer schwieriger, Nachwuchs zu finden. Zwinz: „In kleineren Gemeinden ist das vielleicht noch leichter, bei uns als kleine Stadt wird es schon schwieriger.“ Bei der Rettung sei das anders. „Da hilft uns das Zivildienstsystem“, sagt Gerhard Zwinz.
Mehr Unterstützung für das Ehrenamt
Dass das Ehrenamt zu den wichtigen Säulen der Gesellschaft zählt, haben Bundesregierung und Nationalrat noch vor dem Jahreswechsel in einigen Gesetzen verankert: ein neues Freiwilligengesetz, ein Rettungs-Unterstützungsgesetz und ein Gemeinnützigkeitspaket.
Ein zentraler Punkt ist die Ausweitung der Spendenabsetzbarkeit. Jeder gemeinnützige Verein hat ab Jänner die Möglichkeit, vom Finanzamt einen Spendenabzugsbescheid zu bekommen. Damit erhält man einen Platz auf der Liste, auf der jene Einrichtungen zu finden sind, die spendenbegünstigt sind.
Sprich: Wer an diese Vereine oder Organisationen spendet, kann das von der Steuer abschreiben. Bisher war das nur sehr eingeschränkt möglich. Von nun an fallen sehr viel mehr Vereine – auch jene aus Sport und Kultur – unter diese Spendenabsetzbarkeit.
Neu ist auch die Freiwilligenpauschale. Ein Ehrenamt soll zwar ein Ehrenamt bleiben, dennoch können künftig Aufwände pauschal und steuerfrei abgegolten werden. Dazu wird eine steuerfreie „kleine“ und „große“ Freiwilligenpauschale eingeführt. Die „kleine“ Pauschale sind 80 Euro pro Monat oder 1.000 Euro im Jahr. Das kann zukünftig jeder gemeinnützige Verein an seine Mitglieder steuer- und sozialversicherungsfrei auszahlen.
Die erhöhte Pauschale von 250 Euro im Monat oder 3.000 Euro im Jahr gilt für Sozialdienst. In diesen Bereich fallen Gesundheitspflege, Kinder-, Jugend-, Familien-, Kranken-, Behinderten-, Blinden- und Altersfürsorge. Weiters die Hilfestellung in Katastrophenfälle sowie Funktionen als Ausbildner (Kapellmeister/Chorleiter).
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