Umfrage: Vier von zehn überlegen ehrenamtliches Engagement zu reduzieren

Umfrage: Vier von zehn überlegen ehrenamtliches Engagement zu reduzieren
"Schwindender Zusammenhalt" und "Geringschätzung durch Politik" sind die Hauptmotive für weniger Einsatz bei Rettung oder Feuerwehr.

Welche Eindrücke die Corona-Pandemie bei den vielen Freiwilligen bei Feuerwehr oder Rettungsdiensten wie dem Rotem Kreuz hinterlassen hat, wollte die 2019 gegründete "Zivilschutzagenda Österreich" mittels einer Umfrage erheben. Herausgekommen ist eine Bestandsaufnahme, die Österreichs Status als Land der Freiwilligen zwar untermauert, die aber auch zeigt, dass sich ein Teil der ehrenamtlich Tätigen vonseiten der Politik nicht ausreichend geschätzt fühlt.

Knapp vier von zehn der fast 1.600 befragten ehrenamtlichen Einsatzkräfte haben laut den Ergebnissen der Studie des Marktforschungsinstituts Makam Research seit dem Ausbruch der Pandemie darüber nachgedacht, ihr Engagement zu reduzieren oder es sogar zu beenden. Konkret waren es 38 Prozent der insgesamt 1.587 Befragten, die eine solche Aussage tätigten. 44 Prozent waren es dabei bei den Rettungskräften, bei den Freiwilligen Feuerwehren nur 29 Prozent. Hauptmotiv mit jeweils über 50 Prozent waren der "schwindende Zusammenhalt" (54 Prozent) knapp gefolgt von der "Geringschätzung durch Politik" (52) - erst an dritter Stelle folgte die zeitliche Mehrbelastung mit 48 Prozent.

Aggressionspotenzial

Die zum Abschluss des parlamentarischen Schwerpunktes zum Thema Ehrenamt durchgeführte Erhebung ergab aber auch, dass Wahrnehmung der Anerkennung vonseiten der Bevölkerung seit dem Beginn der Pandemie als durchaus positiv bewertet wurde. Ein Drittel der Befragten empfand diese als unverändert, aber mit 48 Prozent war es knapp die Hälfte, die angab, dass die Anerkennung aus ihrer Sicht noch zugenommen habe - zehn Prozent berichteten sogar von einer starken Zunahme.

In Summe zog die Zivilschutzagenda eine positive Bilanz, denn weiterhin engagieren sich vier von zehn Österreicherinnen und Österreichern ohne Bezahlung für das Gemeinwohl, rund eine halbe Millionen alleine bei Blaulichtorganisationen wie Feuerwehr oder Rotem Kreuz. Trotzdem würden die Umfrageergebnisse "fundamentale" Veränderungen für die rund 500.000 Helferinnen und Helfer in heimischen Einsatzorganisationen zeigen. Als Beispiel dient etwa das wahrgenommene Gefährdungs- bzw. Risikopotenzial bei Dienstausübung, oder das Aggressionspotenzial innerhalb der Bevölkerung: Beides habe seit der Corona-Pandemie deutlich zugenommen. Der Umstand, dass 55 Prozent der Befragten angaben, seitdem Verschlechterungen in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit zu verspüren, sei ein Signal, das nicht ignoriert werden dürfe.

Von den 1.587 ehrenamtlichen Einsatzkräften, die befragt wurden - Mehrfachnennungen möglich - gaben 55 Prozent an, bei einem Rettungsdienst Rotes Kreuz oder Samariterbund tätig zu sein, 52 Prozent waren es bei der Freiwilligen Feuerwehr. Acht Prozent der ehrenamtlichen Helfer engagieren sich sowohl bei Rettungsdienst als auch bei Feuerwehr. Die "Zivilschutzagenda Österreich" definiert die Umfrageergebnisse als einen Handlungsleitfaden für die Politik, um das Ehrenamt in Österreich abzusichern.

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