Warum Dänemark kaum Asylwerber hat - aber trotzdem kein Vorbild ist

Kopenhagen im Regen
Aus der KURIER-Reihe "Warum sollte mich das interessieren?": Die dänischen Großparteien haben die Rechtspopulisten kleingekriegt, indem sie ihre Politik kopierten. Asylwerber gibt es seither kaum mehr - doch im Land rumort es, und selbst einstige Anti-Asyl-Vorkämpfer rudern kleinlaut zurück.

In unserer Reihe "Warum sollte mich das interessieren?" behandeln Ingrid Steiner-Gashi und Evelyn Peternel Themen, die manchmal noch weit weg erscheinen, für jede und jeden hier in Österreich jedoch große Bedeutung haben.

Ein "Vorbild" nannte Österreichs Integrationsministerin Susanne Raab die dänische Migrationspolitik kürzlich, CDU-Chef Friedrich Merz sprach sogar lobend von der "konsequenten dänischen Flüchtlingspolitik". Und selbst der deutsche Altbundespräsident Joachim Gauck, während der Flüchtlingswelle der große Mahner für mehr Humanität, findet Gefallen an den dänischen Asyl-Regelungen - die seien war "zunächst unsympathisch, weil sie inhuman klingen", aber nachahmungswürdig.

Dänemark gilt seit einigen Jahren als "Anti-Asyl-Wunderland", zumindest in den Augen anderer Staaten. Blickt man auf die Zahlen, stimmt das Bild auch: Gerade mal 4.597 Asylanträge wurden 2022 in Dänemark gestellt, im selben Zeitraum waren es in Österreich 112.272 - also 25 Mal mehr. Zugleich regieren in Dänemark aber nicht Nationalkonservative oder Rechtspopulisten, sondern Sozialdemokraten und Bürgerlich-Liberale - und die klassischen Protestparteien sind allesamt in die Irrelevanz geschrumpft.

Wie kann das sein? Und wie passt das mit weltoffenen "Hygge"-Bild der Dänen zusammen?

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